Vom Zähne putzen und Zahnpasta naschen

Ja, er hat endlich seinen ersten Zahn. Und ja, ich habe nicht etwa deshalb so lange gebraucht, um darüber zu berichten, weil ich ganz sicher gehen wollte, ob es auch wirklich ein Zahn ist, sondern weil der kleine Mann mich einfach nicht an den Laptop lässt, ohne selber Besitzansprüche anzumelden. Und ja, ich werde jetzt natürlich lang und breit über diesen winzigen elfenbeinernen Futzel im unteren Kiefer berichten und möchte diesen Tagebucheintrag gleichzeitig Axel Hacke widmen.

Dieser sprachvirtuose Autor und Journalist ist nämlich schuld, dass dieses Elterntagebuch überhaupt existiert. Er, der wohl gerade irgendwo in München sitzt und keine Ahnung hat, dass wir existieren, ist folgerichtig schuld daran, dass auch ihr gerade vor dem Bildschirm sitzt, diesen Text lest und euch gerade fragt, warum dieser Axel Hacke nun also daran schuld sein soll. Dieser Axel Hacke hat ein lustiges Büchlein über den Irrwitz seines Familienlebens verfasst, das ich nie und nimmer gelesen hätte, wenn es nicht im Warteraum unseres Osteopath ausgelegen wäre. Es war während meiner ersten Elternzeit, der Kleine war zwei Monate alt und ich hatte in meinem Optimismus nichts, kein Spielzeug, keine Windeltasche, und schon gar keine Ersatzwindel für die längere Fahrt ins Nachbardorf und die einstündige Behandlung mitgenommen. Es dauerte noch, bis wir drankamen, der Kleine hatte diesen stolzen Blick auf, den er heute noch hat, wenn er etwas konstruktives in seiner Hose produziert hat, und ich kam mir auf einmal wie der hoffnungsloseste, naivste Vater aller Zeiten vor. Um meine Scham durch vielleicht noch größeres Unglück anderer Väter zu lindern, begann ich im Buch zu blättern. Schon nach wenigen Sätzen musste ich ein erstes Mal herzhaft lachen. An die Pointe des Textes erinnere ich mich nicht mehr, aber es ging sinngemäß darum, dass dieser Axel Hacke, dessen Kind sich des Zähneputzens verweigerte, von seinen besserwisserischen Bekannten gerügt wurde, das Kind nicht schon an das Zähneputzen gewöhnt zu haben, BEVOR die ersten Zähne kamen!
Ich zog zwei Lehren aus dem Text: 1. ich wollte auch so schreiben können. (Was mir ein halbes Jahr lang aus babyzeiträuberischen Gründen nicht gelang und was mir rein sprachlich wohl nie so kongenial gelingen wird) Und 2. Mit diesem Wissen wird mein Sohn eines Tages der Meister des Zähneputzens und sobald er die Bürste allein halten kann, geht es los.
Natürlich haben wir, wie alle Eltern, die noch halbwegs alle Tassen im Schrank haben und die Windeln nicht nach dem Mondzyklus wechseln, gewartet, bis der erste Zahn kam.
Vor einer Woche ging's also endlich los und, man mag es ja kaum glauben, spätestens seitdem wir Kinderzahnpasta verwenden, ist der Kleine tatsächlich zum Meister des Zähneputzens geworden. Er liebt das Zähneputzen sogar so sehr, dass er nicht mehr ins Bett geht, ohne an seiner Zahnpasta genascht zu haben die Zähne geputzt zu haben.

 

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