Freitagnachmittag. Die Sonne scheint durch das Dachfenster in das Wohnzimmer. Ein Vater liegt auf einer Matraze, vor Übermüdung eingeschlafen. Neben der Matratze sitzt ein kleines Männchen. Es hat zwei Püppchen auf dem Schoß, eine Flasche Sirup in der einen, eine Reiswaffel in der anderen Hand und mampft genüsslich. Was war denn da schon wieder los?
Wir spulen die Zeit zwei Tage zurück. Am Mittwoch verabschiedet sich die Mama in den wohlverdienten Lehrgangsurlaub. Die Männer bleiben ein erstes Mal allein daheim und zwinkern sich verschwörerisch zu: Wir zwei! Das wird suhuper!
Schon am Nachmittag findet nur noch einer der beiden die Situation super. Während der andere versucht, Telearbeit zu machen, sitzt der andere still daneben auf dem Boden. Etwas zu still. Als der Papa hinunterschaut, sieht er ein neonfarben strahlendes Kind, das vergnügt am Textmarker lutscht, die Lippen gelb. Was jetzt? Den Notarzt rufen? Ach was, hat ja keiner gesehen.
Am Abend klappt alles wie am Schnürchen: Sir Bastian geht brav um sieben ins Bett und schläft sofort ein. Gegen acht kommen die Kumpels vom Papa vorbei: Fußball schauen. Bald flimmern Schweinsteiger und Alaba über den Bildschirm, auf dem Tisch stapeln sich Bierflaschen und Chips, fünf Jungs, drei davon Väter, sitzen glücklich und zufrieden auf dem Sofa. Einer der Väter erzählt, dass er seinem Sohn am Vortag gesagt hat, dass beim Sebastian „Männerabend“ ist und der Kleine vielleicht mitkommen dürfe. Als der Sohn heute schließlich doch ins Bett gebracht wurde, sagt der empört: „Bastian! Männerabend!“ Kinder merken sich scheinbar alles…
Vor allem merken sie, wenn im nach drei Bayerntoren Partystimmung herrscht und sie selber in den Bettstadel verbannt sind. Nach immer lauter werdendem Protestgeschrei gibt der Papa auf. Die Mama ist noch keinen Tag weg und schon sitzt der Sohnemann nach zehn Uhr mit den Jungs im Wohnzimmer und schaut Fußball. Mehr noch, er ist völlig aus dem Häuschen, dass der schwarze Kasten im Wohnzimmer so laute Töne und bunte Bilder ausspuckt. Immer wieder deutet er auf den Bildschirm und lacht sich kaputt. Zwei Versuche, ihn zurück ins Bett zu stecken, scheitern grandios an den lautstarken Einwänden des kleinen Bayernfans. Erst als nach Schlusspfiff der Männerabend für beendet erklärt wird, geht auch der junge Herr ohne zu Mucken ins Bett. Und schläft sofort ein! Nur um am nächsten Morgen um halb sechs wieder Radau zu schlagen…
Auch die zweite Nacht verläuft zunächst reibungslos. Auf der Rückfahrt von einem Herbstspaziergang samt Familientreffen schläft er brav im Auto ein. Und schläft auch weiter, nachdem er ins Bett gebracht wurde. Punkt zehn Uhr, als der Papa selbst schlafen gehen will, bricht im Kinderzimmer das Donnerwetter los. Wütendes Wehklagen. Entsetztes Wimmern. Herzzerreißend hilflose Schreie nach der Mama. Ein verrotztes Kind liegt im Bett, die Stimme heiser, ein Huster schießt den Schnuller durch das Zimmer. Der Kleine ist krank. Nicht schon wieder!
Da der Papa keine Ahnung hat, was bei Krankheit zu tun ist, liest er sich schnell seinen eigenen Eintrag im Elterntagebuch nach und entsinnt sich all der Heilmittelchen. Hilft im Endeffekt alles nichts, der Patient darf beim Papa schlafen…
Am nächsten Morgen wird ein wenig ausgeschlafen und erst um Sechs aufgestanden…
Der Rest ist bekannt. Am Nachmittag übermannt den Papa der Schlaf, es gibt einen kleinen Reiswaffel - Vorfall, nach intensiven Staubsaugens wird die Mama abgeholt.
Die Mama ist blass. Sie hustet. Und täglich grüßt das Murmeltier…
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JYupWMLW (Montag, 27 November 2023 12:36)
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