Das Feierabendbier

Ein typischer Tag. Am Morgen springt das Auto nicht an. Obwohl sich am Vorabend der nette Mann vom ADAC, bei dem ich mal testen wollte, ob sich die Mitgliedschaft noch rentiert, so rührig darum gekümmert hat. Kaum kauft man sich ein Fremdstarterkabel und bekommt in der Werkstatt eine neue Batterie, schon läuft der Wagen wieder. Denkt man also am Morgen. Denkste. Er sprang schon wieder nicht an.

Bis der Abschleppdienst der Werkstatt kam, vertrieb ich mir die Zeit, gemeinsam mit meinem Sohn zu putzen. Das Schöne an Kindern, die die Welt entdecken, ist, dass ihnen selbst das Kloputzen Spaß macht, als gäbe es nichts Schöneres. Erst putzte er eine Viertelstunde das Klo, dann nochmal ich und anschließend wischte ich den von Klobürstenspritzern nassen Boden.

 

Dann buken wir einen Kuchen. Der war allerdings nicht für den Mechaniker, der war nämlich ratlos, warum das Auto nicht anspringt und schleppte es kurzerhand ab.

Die Männer des Hauses machen also mit dem Ersatzwagen Wertstoffhof. Sehen und Gesehen werden, DER Treffpunkt am Wochenende.

Danach wird noch ein Topf Bolognese für den Besuch gekocht.

Eine Stunde später springen Kinder durch die Wohnung. Und Hüpfbälle. Bauklötze fallen um und Fisher Technic Flugzeuge dröhnen im Landeanflug.

Stunden später verkündet die Älteste, sie habe es beim besten Willen versucht, aber die Nudeln schmecken ihr überhaupt nicht und sie will eine Leberkässemmel. Noch ein wenig später wird Tomatensosse aus sämtlichen Winkeln des Filius gebadet, im Bad entsteht eine mittelmäßige Sintflut. Danach wird der kleine Mann unter halbherzigem Protest ins Bett gebracht. Als das Raunzen im Kinderzimmer langsam leiser wird, beseitigen die Eltern zu guter Letzt noch die Trümmer der Küchenkatastrophe und saugen unter dem Esstisch die restlichen Nudeln weg.

Nach gefühlten 24 Stunden Bundesfreiwilligendienst als Vater, lasse ich mich erschöpft auf das Sofa fallen. Ich kann nicht mehr, ich mag nicht mehr. Ab jetzt rühre ich keinen Finger mehr.

Die nette Mama bringt dem müden Papa ein Bier, danach wird ins Bett gegangen. So der Plan…

Mit einem erleichterten Seufzer der Gemütlichkeit lasse ich, voll Vorfreude, den Bügel des Camba Hell ploppen. Es ploppt.

Eine Bierfontäne schießt aus dem Flaschenhals, quillt auf die weiße Designercouch, fließt auf den Teppich, ich springe auf, neben mir eine aufschreiende Couchbesitzerin. Ich laufe durch die halbe Wohnung in die Küche, der duftende Gerstensaft ergießt sich durch die halbe Wohnung in die Küche.

Dann ist es einen. Moment lang ganz still. Man hört eine Stecknadel fallen. Dann hört man Putzlappen schrubben. Man hört Teppichschaum zischen. Man hört die Waschmaschine rattern. Was man die kommende Stunde nicht hört, das ist das entspannte Atmen der schlafenden Eltern.

Das hört man dann auch nur kurz. Denn kurz darauf schreit der Kleine, dem just in dem Moment ein Backenzahn aus dem Zahnfleisch schießt.

 

PS: Das Auto geht inzwischen wieder: Das Benzin war alle…

Was sonst noch die letzte Woche los war, findet Ihr hier

 

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