Wie wunderbar ist es, wenn das Kind endlich auf einen hört. Oder eben nicht. Unser Kleiner befindet sich gerade in der Zwischenphase: Er versteht bereits sehr viel, aber noch nicht Alles. Jedenfalls lässt er uns glauben, noch nicht alles zu verstehen. Denn Sätze wie "Möchtest Du eine Breze?" versteht er sehr gut. Bei anderen wie "Setz dich anständig hin!" schaut er einen mit großen Kulleraugen fragend an und grinst.
Nach dem Essen haben wir einige Rituale eingeführt, damit unser junger Herr anstandslos ins Bett geht, die Augen schließt und sofort einschläft. Wenigstens glauben wir fest daran, dass diese
Rituale wirken, weil sie irgendwann vor Monaten einmal funktioniert haben: Nach dem Essen also raus aus dem Kindersitz und ab ins Bad zum Hände- und Mundwaschen. Oder er wird - je nach Grad des
Essensgemetzel direkt in die Wanne gesteckt. Danach wird er auf die Klobrille gesetzt. Er schaut einen dann erwartungsfroh an und macht "Mmmh!", während der Papa Zahnpasta auf die Bürste drückt.
Spätestens jetzt spitzen pädagogisch geschulte Leser die Ohren. "Mmmh" beim Zähneputzen? Und tatsächlich: Unser siebenzähniges Perlweißmodell missversteht das Zähneputzritual mit Nachspeise: Er
nimmt die Zahnbürste zwar in den Mund und gaukelt Putzbewegungen vor, während Papa oder Mama das "ABC -Lied" singen. Aber anstatt die Zähne fachgemäß zu reinigen, saugt der Spitzbube nur die
Zahnpasta aus den Borsten. "Mmmh!" Der verzweifelte Papa hat einmal in einem Entwicklungspsychologiewälzer etwas über Spiegelneuronen gelesen und setzt sich vor den Nachwuchszähneputzer, um
vorzumachen, wie es geht. Problem: Die Eltern benutzen eine elektrische Ultraschallbürste. Dem Kind gefällt zwar das Summen, aber das Vorgemachte ist eindeutig nicht zielführend. Also stöpselt
der Papa die kleine Bürste ab, gibt Erwachsenenzahnpasta darauf und macht Kreisbewegungen über die Zähne. Mit zahnpastavollem Mund nuschelt er: "So macht man das!" Das Kind reagiert blitzschnell,
schmeißt die Kinderbürste auf den Boden und dem Papa die kurze Elektrobürste aus der Hand, steckt sie sofort in den Mund und nuckelt. Die Augen weiten sich, scharfer Pfefferminzgeschmack breitet
sich im Mund des Kindes aus. Aber statt eines Weinanfalles macht der Kleine: "Mmmh!" und lutscht weiter. Und jetzt also der Satz aus der Überschrift: "Du darfst erst ins Bett, wenn du gscheit
zähneputzt!"
Sir Bastian grinst und saugt weiter. Erfahrene Eltern wissen das: Es gibt nur eines, was Kinder noch weniger lieben als Zähneputzen. Und zwar, ins Bett zu gehen...
Also nimmt der Papa die Sache in die Hand, borstet unter Protest des Kindes über den neunangekommenen Backenzahn. Danach beugen sich Papa und Sohn über das Spülbecken, der Papa füllt die
Handflächen mit Wasser und beider Mundhöhlen füllen sich mit Wasser. Auf Kommando wird das Wasser zurück ins Becken gespuckt. Beim Papa mehr, beim Sohn weniger, weil er das meiste bereits
geschluckt hat.
Danach wird gewickelt, es gibt wahlweise zu trinken, Globuli oder Hustenbaft, Gutenachtbussi für die Mama, Diezi, Buppi, Bett. Ein, zwei Schlaflieder reichen, dann ist der Papa so müde, dass
er selbst ins Bett geht...
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