Was habe ich schadenfroh die jungen Eltern bemitleidet, die kleinlaut klagten, dass sie nach Wochen unruhiger Nächte recht langsam etwas übermüdet seien. "Das ist nur eine Phase!", versprach ich vollmundig und ausgeschlafen. "Das ist nur eine Phase", behaupten nun Eltern von größeren Kindern, die mich übermüdetes Nachtgespenst bemitleiden. Ich glaube kein Wort mehr und richte mich auf ewiges Wachsein ein.
Was ist passiert? Einige Monate hat unser Kind durchgeschlafen, ab und an mal gab es eine laute Nacht, wenn sich wieder Backenzähne ankündigten. Mit der Zeit aber schien unserem Sohnemann die Erkenntnis gereift zu sein, dass er der durchlauchte Herr und sein Papa und seine Mama die Lakaien sind. Nacht für Nacht tat er uns zwei, drei Mal seine Wünsche kund: "Baba Dizi!" "Mama Wossa!" Bis die Eltern eines Nachts mit dem Filius Klartext redeten und ihm Dizis in mehrfacher Ausführung und eine Wasserflasche ins Bett stellten. Basta, wir stehen nicht mehr auf!
Doch die Revolution des Arbeitervolkes blieb nicht lange von Erfolg gekrönt. Bald waren es keine Grundbedürfnisse mehr, sondern, so vermuten die Eltern, Alpträume, die herzzerreißendes Wimmern und markerschütternde Schreie aus dem Kinderzimmer erklingen ließen.
Die ersten Nächte waren die Eltern noch optimistisch: Das hört wieder auf.
Tut es nicht. Was tun? Das Kind schreien lassen? Ins Bett holen? Oder doch in den sauren Apfel beißen und alle fünfzehn Minuten aufstehen, Kind beruhigen, Engelein-Lied singen, Spieluhr aufziehen, Nachtlicht einstecken, Tür offen lassen, mitteilen, dass die Mama schläft und jetzt nicht kommen kann, erklären, dass um 3 Uhr morgens nicht das "Sdad"-Spiel auf dem Ipad gespielt wird.
Und: Sich am nächsten Morgen, wenn um 6 der Wecker klingelt, einreden, man hat heute Urlaub.
Frage eines übermüdeten Vaters: ist das wirklich eine Phase? Hört das je wieder auf? Gibt es keine Wundertricks? Und wer kennt das Lied „…und die Engelein singen: Lieber (Sebastian) schlaf ein!“ und kennt den restlichen Text?
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