Unser Kind hat einen neuen Freund. Er heißt Hubert und der Kleine spricht von nichts anderem mehr. Er erzählt mit leuchtenden Augen und schillernden Worten, soweit vorhanden, von diesem Hubert. Hubert macht dies, Hubert macht jenes. Hubert hier, Hubert da. Das Seltsame ist nur: Wir haben überhaupt keine Ahnung, wer dieser Hubert ist.
Es gibt in unserem gesamten Bekanntenkreis keinen Hubert. Hat unser Kind vielleicht einen imaginären Freund?
Hatten wir nicht alle einmal einen unsichtbaren Freund? Meiner hieß David Hasselhoff und hatte ein Auto, das sprechen konnte. Aber damals war ich zehn. Unser Kind ist zwei. Die Hubert-Geschichten hören die ganze Woche nicht auf. Die Eltern beginnen, nachzusinnen. Das Kind erzählt inzwischen zwar die ersten Märchen - ihm zufolge war gestern die halbe Belegschaft der Kinderkrippe im Krankenhaus - aber einen Menschen zu erfinden, das wäre definitiv neu.
Wer ist dieser Hubert?
Heißt einer der neuen Kinder Hubert?
In der Kinderkrippe sind zwar viele neue Kinder und somit auch neue Eltern, aber ein Hubert ist, das lässt sich rasch klären, keiner darunter. Vielleicht die neue Praktikantin? Nein, diesen Namen wünschen wir ihr nicht.
Wir brauchen mehr Informationen über diesen Hubert. Also hören wir ganz genau zu, wenn das Kind vom Hubert erzählt.
Mit theatralischem Gesichtsausdruck sagt er auf einmal: "Hubert magd nichts."
Wie bitte? Der Kleine nickt und sagt in bestimmtem Tonfall: „Hubert macht nigs."
Ein Satz, der übernervösen, misstrauischen Eltern das Kopfkino anschaltet. Läuft etwa ein schwarzer Mann herum, der sich an die Kinder heranmacht, ihnen einbläut, er tut ihnen schon nichts und sich Hubert nennt? Man schüttelt sofort den Kopf.
Als könnte unser Kind Gedanken lesen, fügt er beschwichtigend hinzu: "Hubert laut!"
Ohje, ohje. Laut ist er auch noch. Vielleicht doch der Spitzname eines der vielen Spielkameraden?
Doch wir erfahren noch mehr: Hubert hat einen Bagger. Bastian liebt Bagger, dies spräche wieder für die Theorie, dass der tolle Hubert nichts weiter ist als ein imaginärer Freund.
„Hubert braucht Licht!“, bekommen wir noch erklärt. Waren nicht Goethes Worte „Mehr Licht?“ Hubert wird immer geheimnisvoller.
Nach ein paar Tagen wird es zum Einschlafritual, dass Bastian uns vom Hubert erzählt. Auch das neue Spiel, den Namen „Hubert“ möglichst lustig zu betonen, wird zum neuen Hit zwischen Papa und Sohn. Trotzdem, das Rätsel muss gelöst werden.
Am nächsten Tag herrscht in der Krippe das totale Chaos. Die Garderobe ist nicht mehr da, wo sie einmal war, es wird umgebaut. Es wird gehämmert und gebohrt, der Lärmpegel wird nur noch vom Geschrei der aufgekratzten Kinder übertroffen.
Man möchte die Erzieherinnen befragen, ob sie irgendeine Ahnung haben, wer dieser Hubert ist.
„Wie bitte?“, schreit sie.
Man wiederholt die Frage. Der Bohrer ist lauter als die eigene Stimme.
„Kennst du irgendeinen…“
Sie schüttelt den Kopf, deutet auf ihre Ohren. Sie versteht mich nicht. Schließlich dreht sie sich um, tippt den Gemeindearbeiter auf die Schulter:
"Könntest du ganz kurz leise sein?“, schreit sie.
Im nächsten Moment herrscht wieder der übliche Kinderkrippenlärmpegel.
„Danke Hubert“, sagt sie. „So, was wolltest du mich fragen?"
Ich schaue erst die Erzieherin an. Dann den Gemeindearbeiter, der gerade die Garderobe an die Wand schraubt. Dann ein halbes Dutzend Kinder, das ihm dabei zugeschaut und sich die Ohren zugehalten hatte. Ich grinse.
"Hat sich erledigt...."
Rebel (Sonntag, 05 Oktober 2014 19:49)
Ach schade! Hubert gibt es wirklich...
Warts mal ab, irgendwann kommt jemand wie Tanja!!
birgit (Donnerstag, 02 Oktober 2014 20:34)
ich weiß wer es ist, ich weiß wer es ist! Aber unter den insidern wird er angeblich nur "pupsbert" gerufen! War bei uns die letzten tage auch großes thema.
Aber auf die frage, ob das nicht ein wenig frech sei, hieß es nur "der hubert lacht da aber immer ganz laut" :-D
scheint wohl ein cooler hausmeister zu sein dieser "pubsbert"...