Der Sommer war groß. Wir sind Weltmeister geworden. Lang ist es schon wieder her. Der Winter wird kommen. Und, um Winter und Sommer zu verbinden, läuft nun im Kino endlich "Die Mannschaft", der Kinofilm zur Weltmeisterschaft. Natürlich ist unser junger Fußballfan noch zu klein, um ins Kino zu gehen, aber wenigstens den Trailer auf Youtube durfte er zu Hause anschauen. Mit weitreichenden Folgen.
Seit unser kleiner Held die ersten Worte artikulieren konnte, schallte es durch die Wohnung: „Basdian Sweinsteigaaaaa! Domas Müllaaaaa! Doni Boooos!“ Und sogar die Namen der Nationalmannschaftssticker vom Rewe konnte er auswendig: „Max Krusä!“ sagte er einmal und zeigte stolz einen Sticker. Den Fußballer auf dem Bild hatte ich noch nie im Leben gesehen, aber er trug eindeutig das Trikot der Nationalmannschaft. Mein Kind weiß besser Bescheid als ich, dachte ich und die Mama grinste.
Also war es auch selbstverständlich, dass unser Kind zumindest den Trailer zum WM-Film „Die Mannschaft“ anschauen durfte. Also wurde Youtube angeschaltet und los gings:
Vom Trailer war der langjährige Bayernfan erwartungsgemäß sowas von begeistert, dass wir ihn mehrmals anschauen mussten.
Doch auf einmal, von einem Moment auf den anderen, erstarrte der Kleine. Seine Augen wurden groß und füllten sich mit Tränen. „Weg! Weg!“, schrie er,YouTube musste sofort ausgeschaltet werden. Erst jetzt sah ich, dass ein Bild des im Finale am Kopf blutenden Bastian Schweinsteiger über den Bildschirm flimmerte. Ich schaltete aus und erklärte dem erschrockenen Kind, dass sich der Schweinsteiger im Finale verletzt hat. Aber, dass das gaaar nicht schlimm für ihn war und es ihm auch gaaar nicht weh getan hat, weil er ja den Pokal gewonnen hat.
Insgeheim ärgerte ich mich aber fürchterlich darüber, dass YouTube derartige Splatter-Videos, die, seien wir uns doch mal ehrlich, erst ab 18 sein sollten, ohne Vorwarnung online stellt. Den ganzen Abend lang erklärte der Kleine seiner Mama wieder und wieder: "Sweinsteiga blutet!" "Sweinsteiga weh tan!" "Bastian Sweinsteiga Aua!"
Die Mama warf mir strafende Blicke zu. Ich war schuld, dass unser Kind für immer traumatisiert ist.
Zum Glück verlief die Nacht ruhig und erst am nächsten Morgen begrüßte er uns statt mit „Guten Morgen“ mit „Sweinsteiga blutet aua!“
Den restlichen Tag über wurden weitere Auffälligkeiten bemerkt: Der kleine Bastian lief wieder und wieder in höchstem Tempo durch die Wohnung, fetzte im Kreis und ließ sich spektakulär zu Boden plumpsen. Auf dem Teppich liegend schaute er den Papa erwartungsvoll an, putzte sich den Mund ab, stand wieder auf und lief weiter. Ein echter Kerl halt. Es ging weiter: Er fetzte wieder im Kreis hechelte und schnaufte, hob auf einmal ab und schmiss sich, die Hände voran, auf den Boden. Dasselbe nochmal. Und nochmal. Und nochmal. Was ist denn mit dem Kind los? Fragte sich der Papa. Und die Blicke der Mama wurden immer düsterer.
Erst als der Schwalbenkönig im Flug "Domasmüllaaaa!" schrie, erinnerte ich mich an den Trailer der "Mannschaft". "Wer denkt, dass ich bei einem Freistoßtrick stolpere, der ist schon mal ganz falsch gewickelt!" Im Film wurde wieder und wieder der Stolpertrick beim Freistoß gegen Algerien gezeigt. Aha, das war es also, was der Kleine stundenlang übte.
In dem Moment wurde mir klar: Wer sich so gut fallen lassen kann, der wird mal ein begnadeter Stürmer!
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