Wer sein Kind ein Bayernfan werden lässt, der legt ihm sozusagen schon in die Wiege, nicht verlieren zu können. So jedenfalls die These eines rührigen Herren, der in der „Welt“ einen flammenden Appell hielt, die armen Kinderlein mögen doch bitte Fans von Hannover 96 oder Arminia Bielefeld werden, um bereits früh zu lernen, mit Niederlagen umzugehen. Das Leben sei nämlich keine Allianz Arena und man werde im echten Leben auch nicht jedes Jahr Deutscher Meister.
Aber stimmt das überhaupt? Sind junge Bayernfans gefeit vor Niederlagen und jeglichem Übel auf dieser Welt? Schaue ich mir unseren Nachwuchskicker #1 an, könnte man diese These fast unterschreiben. Seitdem er auf der Welt ist, haben die Bayern keine fünf Mal verloren, sie haben die Champions League gewonnen, wurden jedes Mal Meister UND Pokalsieger und die halbe Mannschaft wurde heuer auch noch Weltmeister. Tatsache, wie soll sich unser Kleiner jemals in der harten Realität des täglichen Abstiegskampfes des Deutschen Mittelstandes zurechtfinden?
Doch ganz so glasklar, wie es Herr Waldrodt von der Welt sieht, ist es eben nicht. Auch Bayernfans müssen Leid ertragen. Auch Bayernfans sieht man heulend in der Kurve stehen. Auch Bayernfans erleiden krachende Niederlagen. Bei einer der letzten, dem 0:4 gegen Real Madrid letztes Jahr, stand der Papa selbst in der Kurve und fragte sich, wie er zu Hause seinem Sohn diese unfassbare Schmach je beibringen könne.
Ich möchte sogar noch einen Schritt weitergehen: Es heißt ja, dass Babys bereits im Mutterleib miterleben, was um sie herum passiert. Deshalb möchte ich Euch schildern, welche traumatischen Erfahrungen unser kleiner Sohn kurz vor seiner Geburt miterleben musste: Wir schreiben Ende Mai 2012. Der FC Bayern steht im Finale der Champions League, dazu noch im eigenen Stadion. Unser Ältester steht kurz vor der Geburt. Ich habe mich bereits erkundigt, ob es im Kreissaal Fernseher gibt. Aber bis auf kleinere Wehen bei der Mama ist alles gut. Die Bayern spielen überragend gegen Chelsea und kurz vor Schluss schießt Thomas Müller das Führungstor. Ich beschließe, meinen Erstgeborenen „Thomas“ zu nennen. Doch in der Nachspielzeit schießt Chelsea durch Drogba den Ausgleich. Fassungslosigkeit, Entsetzen bei den Bayernfans. In der Verlängerung verschießt Robben einen Elfer. Gut, Arjen wird der Nachwuchs also definitiv mal nicht heißen. Jemand fragt, wer diese Nacht größere Schmerzen ertragen wird: Meine Frau, falls das Baby zur Welt kommt, oder ich, der Bayernfan. Und tatsächlich: Es gibt Elfmeterschießen, den entscheidenden Strafstoß setzt ausgerechnet Bastian Schweinsteiger an den Innenpfosten, der Ball springt aus dem Tor. Bayerns schlimmste Niederlage seit 1999. Schweinsteiger heult und der Papa hat endlich den Namen für seinen Nachwuchs. (Nein, nicht „Schweini!“)
Der Kleine im Bauch wurde also in der Stunde der Niederlage zum Bayernfan. Hier in Bayern ist es nämlich so, dass man Bayernfan nicht einfach „wird“, sondern entweder als Bayer, oder als Sechziger geboren wird. Und so kam es dann auch! Man kann es also nicht „zulassen“, dass das Kind Bayernfan wird. Das ist angeboren!
Hier der Original-Artikel:
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pullerwasser (Dienstag, 21 April 2015 22:12)
Solch dummen Worte können nur aus dem Munde eines erfolgsfans kommen.. Krachende niedelagen? Welch Schmach das Finale der Champions league? Nein in Bayern freut man sich nicht darüber überhaupt im Finale zu sein! Ein Sieg ist Pflicht. Alles andere wird nicht akzeptiert.