Kein Papa, keine Mama will in Sachen Schimpfen so werden wie seine eigenen Eltern. Und trotzdem scheint es unser aller Schicksal zu sein, dass wir immer dann, wenn es Schimpfe setzt, selbst zu einem traurigen Nachahmer unserer eigenen Mama oder unseres Papa werden. Manche erkennen dies selbst, anderen muss ein Spiegel vorgehalten werden. Mir ist es passiert, dass diesen Spiegel mir mein dreijähriger Sohn selbst vorgehalten hat:
Mein kleiner Bastiano hat seit einer Weile die komische Angewohnheit, dass er in einer bellenden Fantasiestimme spricht, wenn er spielt und keine Aufmerksamkeit bekommt, weil der Papa liest oder Romane schreibt. Während er spielt, pulvert er schimpfend ganz nebenbei stakkatoartige Fantasiesilben. Gleichzeitig verdreht er verschmitzt die Augen und schaut spitzbübisch in Richtung der Aufsichtspersonen, also mir. Noch lustiger wird diese quäkende Schimpfkanonade immer dann, wenn Leonard, inzwischen bezahnt, in die bellende Philippika mit einstimmt: "Da Da Dadada!" "Blersfabus! Blebebleb! Oink krawuink bäh!" Ein bisschen hört es sich auch an wie Charlie Chaplins Fantasiedeutsch in "Der große Diktator".
Hört man allerdings genau hin, mischen sich unter die Fantasiesprache immer wieder ganze, deutlich erkennbare Sätze:
"Jaspinnstenndu!"
"Letztechance!"
"Zählebisdrei! Aaainszwaaaidrahi!"
„Dugehstumachtinsbett!“
"Verboten! Keinsandmärchen! Abinsbett!"
"Gruzinäsn!"
Mit Grausen kommt es einem so vor, als säße die eigene Mama legospielend am Boden und gäbe ein Best-Of der beliebtesten Standpauken der Achtziger Jahre zum Besten. Dabei ist man es selbst, der parodiert wird.
Am verschmitzten Blick des kleinen sehe ich sofort, dass er etwas angestellt hat. Und er setzt mal wieder seine Bauernschläue unter Beweis, indem er die Strafpredigt gleich vorweg nimmt und sich selber schimpft. Kongenial. Denn was soll man denn noch schimpfen, wenn jede Schimpf-Floskel schon ausgesprochen ist? Da bleibt nichts weiter übrig, als zu lachen.
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JYupWMLW (Montag, 27 November 2023 12:49)
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