In einem Kulturmagazin hat kürzlich die schriftstellernde Mama Charlotte Roche auf die Frage, wie sie sich vom Familienstress erholt, gesagt: Sie schaut mit Begeisterung die Serie "The Walking Dead" an.
Obwohl ich dachte, niemals im Leben ein Fan von Zombie-Serien sein zu können, schaute ich mir mal an, was da eigentlich so passiert.
Und ganz überraschend war es nicht, dass ein Typ, dessen erstes Buch „Der Finstermann“ hieß, gleich von der ersten Folge weg in einen unfassbaren Bann gezogen wurde. Warum übt eine Zombie-Apokalypse denselben Reiz auf diese Charlotte Roche aus, wie auf mich brav-biederen Familienvater?
Die Antwort liegt auf der Hand: Weil sich unser Familienleben auch oft und vor allem nachts anfühlt wie eine Zombie Apokalypse. Und weil die ganze Serie eine Metapher auf unser neues Leben mit kleinen Kindern ist:
Das Leben in Freiheit, wie wir es von früher kannten, ist vorbei. Ein Paar nach dem anderen wird aus heiterem Himmel vom Kinderwunsch überrannt. Die letzten verbleibenden Singles und Kinderlosen beobachten mit Schrecken, wie die Welt, wie sie einmal war, untergegangen ist. Die kleinen, gefräßigen Monster sind überall. Sie sind nur von Instinkten gesteuert und schreien, brüllen, knurren, wenn sie nicht rasch Nahrung bekommen. Sie sind vor allem Nachts aktiv und sorgen mit ihrem unheimlichen Brüllen für Angst und Schrecken unter den Walking Dads, die schlaftrunken ins Kinderzimmer taumeln, murrend nach Lichtschalter, Schnuller, Spieluhr und Globuli tasten und sich wieder unter der Bettdecke verstecken.
Spätestens am Morgen, wenn der Walking Dad mit leeren Augen und unkoordiniertem Gang in die Arbeit torkelt, weiß er, dass es ihn nun selbst erwischt hat: Er hat sich in einen Zombie verwandelt.
Was für ein Leben! Was für eine Serie! Erst seitdem ich Folge für Folge das Schicksal der Untoten und der noch nicht infizierten Menschen verfolge, verstehe ich mein Leben besser und verstehe besser, wie mich die kinderlosen, noch nicht infizierten wahrnehmen müssen. Ich fühle mich verstanden. Ich finde mich wieder: Wenn der Kleinste nachts mit kehliger Stimme gurgelnd und krächzend brüllt, oder der Größere sich im Nachtschreck mit offenen Augen vor und zurück wiegt, denke ich an die Serie. Und umgekehrt. Nach einem langen Vater-Tag, wenn endlich die Kinder (noch) friedlich schlummern, kann ich mich am besten bei dieser Horror-Serie entspannen, weil es sich so schön heimelig nach zu Hause anfühlt.
Ja, jetzt kommen sicher gleich Proteste, dass man zur Entspannung ja auch „Rosamunde Pilcher“ oder „Rote Rosen“ anschauen könnte. Aber, liebe Eltern, seien wir uns doch mal ehrlich: Wo wird unser Alltag realistischer dargestellt: In „Rote Rosen“ oder bei „The Walkind Dead?“
Bei welchen Serien könnt Ihr Euch vom Familienstress entspannen???
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