Der große Playmobilwahnsinn

Bescheidene Kinder die mit wenig Spielzeug zufrieden sind? Fehlanzeige. Ausgerechnet in Zeiten der aufblühenden Trotzphase beim einen und der selbstbewussten Aufmüpfigkeit des anderen fiel letztens der schlimmstmögliche pädagogische Supergau: Man muss zur besseren Erklärung voranführen, dass wir ein Haushalt sind, der aufgrund eines väterlicherseits verankerten Faibles für Playmobil recht großzügig mit Spielzeug bestückt ist. 

 

Mit so wenig Spielzeug mussten unsere armen Kinder vor dem Playmobilwahnsinn auskommen...
Mit so wenig Spielzeug mussten unsere armen Kinder vor dem Playmobilwahnsinn auskommen...

Zugegeben, ich gehöre zu den Papas, die sich nach Bekanntgabe des Schwangerschaft der Frau als erstes einen Berg Playmobilpiraten bestellt haben, ehe die Mama hüstelnd anmerkte, man bräuchte auch einen Kinderwagen… und einen Wickeltisch… und so anderes Spiesserzeugs. 

 

Jedenfalls hatte Bastian ab Geburt schon eine große Playmobilkiste, ein Piratenschiff und das Römerkolloseum. Das Playmobil wurde allerdings nur vom Papa bespielt und von der genervten Mama sofort weggeräumt wenn das Kind in die Richtung krabbelte. Wegen der Verschluckgefahr. "Playmobil ist erst ab Vier!", schimpfte die Mama. 

Vier Jahre später ist die Sammlung um das Römerschiff, die Pyramide und die riesige Löwenritterburg angewachsen und der Größere darf längst offiziell damit spielen. Was meist dergestalt aussieht, dass Bastian alles schön aufbaut und es ganz kurz richtig schön ausschaut. Bis der Loni "mitspielen" will. Nach wenigen Sekunden ist alles zerstört, ein riesiges King-Kong-artiges Lonimonster hat ein Schlachtfeld hinterlassen und beide Kinder weisen sich gegenseitig handgreiflich die Schuld zu. Bis einer weint. Meistens der Papa. Es folgen Drohungen wie "Wenn ihr noch einmal nicht folgt, verschenken wir die Burg den armen Kindern in Afrika! Die können sich keine Playmobilritterburg leisten." "Dann bringt mir das Christkindl halt eine neue!"

Oder Bastian beschwichtigt mich in bescheidenen Momenten: "Papa, du brauchst dir keine Sorgen machen, ich wünsch mir zum Geburtstag nur eine Ritterburg. Dann hab ich zwei. Das reicht." Monatelang hatte ich genervt geantwortet: "Du kriegst keine zweite Ritterburg! Eine reicht völlig! Kein Kind hat zwei Ritterburgen!" "Doch! Der Luca!"

Und genau in diese pädagogisch so hochsensible Phase fällt also jene Begebenheit: Der Alex bietet der Mama an, sein Kindheitsplaymobil günstig abzugeben. Die Mama zögert, der Papa schreit sofort "Ja! Ja!"

Und so kam es, dass eines unfassbaren Tages der Papa und die Kinder mit staunenden Augen und weit geöffneten Mund zusahen, wie der Alex seine gesamte Kindheit,  bestehend aus sechs randvoll gefüllten Playmobilkisten, in unseren Spielekeller verfrachtete. Eine Woche würde ich brauchen, die tausend Einzelteile aufzubauen. Aber seitdem stehen neu im Keller:

Drei Ritteburgen, eine Schatzinsel, das Westernfort, eine Westernstadt, ein Krankenhaus, ein Bahnhof und ein Piratenschiff. 

Und wie in aller Welt soll man den Kindern zukünftig vermitteln, dass es zu Geburtstagen und an Weihnachten aller-allerhöchstens mal ein Playmobilgebäude gibt? Und dass es nur einmal im Leben vorkommt, dass gleich ein ganzer Playmobilkatalog auf einmal geliefert wird. Wie??? Ich habe es längst aufgegeben.

So, liebe Eltern, wenn das Wetter demnächst wieder schlecht wird und euren Kindern mal langweilig ist, schickt sie nicht ins Babaloo, sondern ins Playmobilland. Dazu muss man nicht nach Nürnberg fahren, das befindet sich inzwischen bei uns im Keller! 

Und so waren Weihnachten, Geburtstag, Ostern, Namenstag, Tag des Spielzeugs und Nikolaus 2017:

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Kommentare: 1
  • #1

    JYupWMLW (Montag, 27 November 2023 12:51)

    1