Vier Tage waren wir mit den Kindern in Berlin und haben jede Menge erlebt. Was wir alles angeschaut haben? Diese Frage haben einige von Euch Bastian zuletzt gestellt. Die Antwort war immer die gleiche. Voller Stolz berichtete er: "Wir haben GANZ Berlin angeschaut!" Wer seinen Papa genauer kennt, zweifelt nicht im geringsten an dieser Aussage...
Aber von vorne: Wer das Glück hat, sich erschwingliche Tickets für die erste Klasse ICE zu leisten, dem sei dies wärmstens zu empfehlen. Die Fahrt ist spannend wie im Flugzeug, die Kinder werden
von allen Seiten verwöhnt, die Zeit verging wie im Flug. Vor allem wenn man eisenbahnaffine Kinder hat wie wir.
In Berlin waren wir am Checkpoint Charly untergebracht und ich versuchte den Kindern die deutsche Teilung und die Berliner Mauer, die direkt vor unserem Hotel verlief, zu erklären. Bastian wollte
sich aber nichts sagen lassen, er wusste es besser. Altklug zeigte er auf ein Foto vom 9. November: "Und hier feiern sie, dass die Mauer endlich fertiggeworden ist!"
Das Thema Auf- und Abbau interessierte ihn sehr. Einen bleibenden Eindruck hinterließ auch die Gedächtniskirche. Mehrmals fragte er nach, warum die kaputt ist und wann sie endlich wieder
aufgebaut wird.
Natürlich haben wir mit den Kindern nicht nur geschichtsträchtiges unternommen, sondern vor allem die Mama hat sich um kindgerechtes Unterhaltungsprogramm gekümmert: Während der Papa die Kleinen
nötigte, Wolfgang Herrndorfs Grab zu besuchen, durften die Jungs mit der Mama ins Legoland gehen. Ratet mal, was ihnen besser gefallen hat. Im Legoland gab es übrigens einen Nachbau der Berliner
Mauer zu bestaunen. Jedesmal wenn Bastian einen Knopf drückte, stürzte die Mauer ein und David Hasselhoff sang "Looking for Freedom"! So also funktioniert lebendiger Geschichtsunterricht!
Im Naturkundemuseum lernten die Kinder kaum Neues. Sie stürmten durch die Hallen und erklärten den Eltern, um welche Tiere es sich handelte und was deren Besonderheiten sind. Ab und an
überraschten sie uns hier mit ihrem Wissensdrang: "Mama! Wir haben drei Sachen noch nicht angeschaut!", empörte sich Bastian, als wir in einem Saal nur 27 Schaukästen besichtigt hatten. Leonard
zeigte sich überraschend zurückhaltend und fürchtete sich vor dem ausgestopften Löwen ebenso wie vor dem gigantischen T-Rex. Hier waren es die Kinder, die den faszinierten Papa zum Weitergehen
drängten. Aber wie oft sieht man schon einen echten Tyrannosarurus?
Tage in der Stadt sind anstrengend. In Berlin kann man sich am besten in den Parks erholen wie zum Beispiel im Lustgarten vor dem Dom. Oder auf einer Schiffahrt. Unsere Kinder sind während der
Fahrt auf der Spree nämlich eingeschlafen und wir haben uns geärgert, dass wir nur eine statt drei möglichen Stunden Fahrt gebucht hatten.
Letztes Highlight war der Besuch der Reichstagskuppel. Bastian hatte kurz zuvor von einem Clown einen Säbel aus Luftballons bekommen. An der Einlasskontrolle wurde ihm diese gefährliche Waffe
umgehend wieder abgenommen. Die Kontrolle am Metalldetektor fand Bastian so lustig, dass ermehrmals hindurch lief, bis ihn die Kontrolleure freundlich aber bestimmt des Platzes verwiesen.
Die Reichstagskuppel ist auch mit Kindern ein Erlebnis, da man eine herrliche Aussicht über Berlin hat. Zudem gibt es für die Kleinen einen Audioguide von Bernd das Brot, dem Bastian recht
interessiert zugehört hat. Seinen Luftballonsäbel hat er später übrigens wieder bekommen.
Das Brandenburger Tor war in dieser Nacht mit Filmprojektionen illuminiert und die Kinder tanzten mit der Mama zur Musik über den Pariser Platz.
Als es wieder heim ging, hatten wir Eltern im Zug Glück: Ein Mädchen, besser eine junge Frau, saß im Abteil und die Kinder freundeten sich mit ihr an. Sie spielte aufopferungsvoll mit den Kleinen
und ich glaube, sie wurde ein wenig blass als sie begriff, dass wir mehr als sieben Stunden im selben Zug sitzen würden.
Sieben Stunden später klebten weiterhin zwei Kinder an ihr, Bastian lud sie zu uns nach Hause ein, nannte ihr unsere Adresse und fragte mich, wo ich die nette Frau kennengelernt hatte. "Ja hier
im Zug heute Nachmittag!", lachte ich. Zum Ende der Fahrt stellte sich heraus, dass es sich bei dem Mädchen um eine Psychiaterin aus Salzburg handelte. Jetzt war ich es, der etwas blass wurde.
Aber sie attestierte uns, eine ganz normale Familie zu sein. Puh! Glück gehabt. Und sieben Stunden Familientherapie samt Kinderbetreuung gespart!
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