Die Traumberufe unserer Kinder? Natürlich liegt es nahe, dass sich die Söhne eines Berufsberaters früh mit der Berufswahl auseinandersetzen müssen. In diesem Fall hatte ich aber überhaupt nichts damit zu tun. Denn hätte ich auch nur ein Fünklein Einflussmöglichkeit, würden die beiden natürlich entweder Schriftsteller oder Profi Fußballer werden. Und wenn das nicht hinhaut, können sie immer noch Berufsberater werden. Welche Berufe sich die Kinder tatsächlich in den Kopf gesetzt haben, war dann doch etwas überraschend:
Oder auch nicht. Denn, für welchen Beruf Loni geboren scheint, wissen wir schon lange. Auch wenn er auf die Frage, was er mal werden möchte, wenn er größer ist, in der Regel antwortet: "Fünf!"
Liebe Hobby-Berufsberater: Ihr Kunde hat folgende Eigenschaften: Er hat eine laute Stimme, ist ein wenig cholerisch, akzeptiert kein "Nein", gibt gerne Befehle. Zudem sortiert er für sein Leben gern Töpfe, liebt es, reifes und unreifes Gemüse im Garten zu ernten und kann stundenlang im Sandkasten Schlammkuchen backen. Na?
Sehr richtig! Loni wird einmal ein Koch, ein Küchenchef. Das scheint sicher. Wehe, es wird in der Küche gekocht, und er darf nicht mitmachen! Und wehe, er darf mitmachen, und die großen Beiköche befolgen nicht seine Anweisungen!
Es ist jedes Mal dasselbe Spiel: Kaum stehe ich in der Küche und beginne mit den Töpfen zu klappern, dauert es keine zehn Sekunden und Loni steht in der Tür: "Was machst du? Kochen?"
"Ja."
"Ich auch!!!"
Und schon hört man den Barhocker quietschen, der an den Herd geschoben wird. Der Kleine steigt komplett rauf, damit er das Oberlicht einschalten kann. Das hat der Papa nämlich, wie immer vergessen.
Und schon geht es los: Egal, ob Soße ("Suppä!") verrührt werden muss, oder Eier aufgeschlagen - Loni will alles selber machen. Nun hat der Papa zwei Möglichkeiten: Entweder die Küche verwandelt sich in kürzester Zeit in einen Erlebnispark des Saustalls. Oder es hagelt- bittet man den kleinen Sternekoch, sich vom Herd zu entfernen ein Unwetter des Protests und der Empörung, das so sich so schnell nicht wieder verziehen wird. Also lieber mitkochen lassen. Nach einigen Monaten trägt die permanente Kochschule sogar Früchte: Letztens hat Loni mit seinem Bruder unter Aufsicht der Mama leckere Pfannkuchen gemacht!
"Wenn ich groß bin, werde ich Polizist!"
Der Berufswunsch vom Bastian hat uns dann doch überrascht: Obwohl er seit frühester Kindheit zum Autor getrimmt wurde (Papa) oder zum Notar (Mama), hat Bastian schon seit Jahren einen einzigen Berufswunsch. Und zwar einen Traumberuf, der so fest verankert ist, dass er sich um nichts in der Welt davon abbringen lässt.
"Bastian, was willst du mal werden?"
Bastian verzieht genervt das Gesicht: "Papa, das weißt du doch! Ich will Polizist werden!" (Er lächelt verständnisvoll): "Das ist halt so! Der Samuel doch auch!"
Ob es daran liegt, weil der Opa Wasti ebenfalls Polizist war? Oder weil die Mama immer die Straftäter im Gefängnis besucht?
"Bastian, was wirst du als Polizist so machen?"
Bastian schaut mich mit dem Blick an der sagt: Papa, DU bist doch Berufsberater! Er beantwortet die Frage schließlich doch:
"Einbrecher fangen. Und die Grenze beobachten. Und alle bösen Menschen einfangen."
Ich nicke. "Und sonst?"
"Ich gehe in die Arbeit und schaue, ob irgendwo ein Einbrecher lauert."
"Also arbeitest du Nachts?"
Bastian grübelt.
"Stimmt. Einbrecher kommen meist Nachts."
"Und wie fängt man einen Einbrecher?"
"Man muss ganz schnell laufen und sagen Hände hoch oder ich schieße!"
"Du weißt ja schon ganz schön viel."
"Ja, ich kenn mich schon ganz gut mit Polizisten aus. Aber noch nicht so gut."
Warum Zucker so schlecht ist
Vielleicht wird eines der Kinder auch Diätassistent oder Ernährungsberater. Denn die Mama lebt bekanntlich vor, wie man möglichst zuckerfrei und der Papa, wie man leberkäsefrei leben kann. Das
hat ebenfalls Folgen. Diese Räuberpistole hat mir Bastian gestern erzählt:
"Gell, Papa, Zucker ist wirklich schlecht für Einbrecher!"
"Warum denn für Einbrecher?"
"Papa! Ist doch ganz klar: Wenn Einbrecher in ein Haus einbrechen, dann finden sie da ganz viel Zucker und Süßigkeiten. Und das müssen die Einbrecher dann alles essen. Und wenn sie den ganzen Zucker aufgegessen haben, ist ihnen schlecht und sie kriegen Bauchweh und sie kotzen das ganze Haus voll. Wenn am nächsten Tag in der früh die Polizei kommt, liegen dann überall Einbrecher rum und das Haus ist vollgekotzt."
Und diese Anekdote lässt nun wiederum den Papa hoffen, dass Bastian vielleicht doch eines Tages ein Geschichtenerzähler wird.
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