Spätestens wenn das erste Kind in den Kindergarten und in die Schule kommt, beginnen sich Eltern für die Stadtpolitik zu interessieren. Seit unserem Wechsel nach Traunstein sind auch wir mit einem Mal sensibilisiert, wie sich Bürgermeister und Stadtrat in Traunstein für Kinder, Kindergartenkinder und Schulkinder einsetzen und was sich die Politik einfallen lässt. Dabei bin ich über die Themen Schulessen, Schulweg und Pausenhof gestolpert. Alteingesessene Traunsteiner ahnen schon, was nun kommt...
Schulessen in Traunstein
Unsere Kleinen liebten im Kindergarten Lauter das Mittagessen! Zum einen, weil es mal was anderes als daheim gab. Zum anderen, weil das gemeinsame Essen mit den Kindern etwas besonderes ist und man auch die Kinder der anderen Gruppe kennenlernt.
Unsere Kinder müssen zwei Mal die Woche Mittags betreut werden. Die anderen Tage kochen Mama und Papa. In Lauter war dies nie ein Problem.
Im Kindergarten in Traunstein funktioniert das auch reibungslos. Es funktioniert sogar so gut, dass Loni sich an den Tagen, an denen er kein Mittagskind ist, sich heimlich in den Essensraum schleicht und dort breit grinsend mit isst.
Das Schulessen in Traunstein war die letzten Jahre bereits kreuz und quer in den Medien, weil es aufgrund einer europaweiten Ausschreibung plötzlich nicht mehr frisch in der Stadt gekocht wurde, sondern einige hundert Kilometer quer durch Bayern transportiert wurde. Bürgermeister Kegel hat dafür schon so viel öffentliche Häme einkassieren müssen, dass er mir richtig leid getan hat.
Als Traunsteiner Neu-Papa eines Schulkindes war ich davon überzeugt, dass es der Stadtverwaltung gelungen war, vor allem in Hinblick auf das Medien-Echo, eine hervorragende Lösung zum Thema Schulessen zu finden.
Auf Nachfrage erfuhren wir, dass das Schulessen nun vom Mütterzentrum gemacht wird. Dass es teils Bio ist, aber nicht nur, weil sich sonst nicht mehr alle Eltern das Essen hätten leisten können. Auch gut.
Also beantragten wir für unsere zwei Tage das Schulessen. Das Mütterzentrum, bei dem wir telefonisch nachfragten, nickte es ab - für die zwei Tage bräuchten wir nur den halben Preis bezahlen.
Allerdings hatten wir im Trubel der chaotischen Planung Anfang des Schuljahres eine falsche Information erhalten: Es ist nicht möglich, für einzelne Tage zu buchen. Entweder wir zahlen für die gesamte Woche, oder wir lassen das Schulessen bleiben.
Obwohl Bastian sehr enttäuscht war, nicht mit den anderen Kindern der Mittagsbetreuung essen zu können, haben wir ihn wieder abgemeldet. Wir wollten nicht für drei Essen bezahlen, die er nicht in Anspruch nehmen konnte.
Warum nicht, analog zum Kindergarten, eine flexible Buchung möglich ist, konnte man uns nicht sagen. "Ist halt so."
Schulweg in Traunstein
Wir wohnen am Traunsteiner Stadtrand Richtung Traunstorf. Die Siedlung gehört zum Sprengel Ludwig Thoma Schule, dennoch haben viele Kinder der Nachbarschaft einen Gastantrag in Haslach gestellt. So oder so, der Schulweg ist für Erstklassler in beide Richtungen eine Zumutung.
Etwas näher ist der Schulweg nach Haslach, die Gefahrenstelle Chiemseestraße ist dennoch nicht zu unterschätzen. Die Kinder der Siedlung überqueren idealerweise auf Höhe Gmelchstraße die Chiemseestraße. Aufgrund des Verkehrs ein Ding der Unmöglichkeit und viel zu gefährlich. Offizieller Übergang ist entweder die Ampel an der Wegscheid, oder die Verkehrsinsel bei der Arbeitsagentur. In beide Richtungen müssten die Kinder einen Umweg von 600 Meter gehen. Warum gibt es hier keine Verkehrsinsel? Es heißt, man wolle den Verkehrsfluss nicht unterbrechen.
Zur Ludwig Thoma-Schule dauert es zu Fuß gute 25 Minuten. Viele Kinder gehen zusammen. Das scheint noch am ungefährlichsten, alle Fußgängerübewege sind für Kinder gut markiert - es dauert halt seine Zeit. Mit dem Rad wäre es viel schneller, aber es gibt keinen idealen Radweg: Der Weg über die Wegscheid scheidet komplett aus, weil man einen Streckenabschnitt auf dem Radweg in entgegengesetzter Richtung fahren müsste und der Bordstein auf der anderen Seite der Ampel nicht einmal herabgesetzt ist.
Auch über den Bahnhof müssten die Schüler immer wieder auf der falschen Straßenseite auf dem Gehweg fahren. Einen durchgängigen Radweg gibt es nicht.
Das Radlweg-Konzept in der Stadt ist definitiv noch ausbaufähig.
Unseren Erstklassler fahren wir in der Konsequenz derzeit noch mit dem Auto zur Schule. Blöderweise gibt es dort kaum Parkplätze. Aber das ist eine andere Geschichte... (googelt mal "Parkhaus Traunstein")
Baustelle Klosterkirche / Pausenhof in Traunstein
Ein gutes Beispiel dafür, dass sich die Stadtverwaltung Traunstein bemüht, eine gute Lösung zu erarbeiten, aber die Umsetzung beinahe an Schildbürgerstreiche erinnern, ist der Ausweich-Pausenhof der Ludwig Thoma Schule:
Leidtragende des millionenschweren Umbaus der Klosterkirche sind seit Jahren die Schüler der Ludwig Thoma Schule. Ihr Pausenhof ist sprichwörtlich eine Baustelle. Da der Umbau von Jahr zu Jahr teurer wird und länger dauert, hat sich die Stadt Traunstein etwas einfallen lassen, damit die Schüler in den Pausen weiter an der frischen Luft herumtoben können. (Bisher waren die Hälfte der Schüler in der Pause in der Turnhalle!)
Die Stadt Traunstein stellt für die Pausen den Stadtpark zur Verfügung. An sich eine sehr gute Idee.
Um aber Recht und Ordnung Sorge zu tragen, wurde kurzerhand der Pausenhof-Teil des Stadtparkes mit einem Bauzaun eingezäunt und die Wiese mit Streu befüllt.
Viele der "Zaungäste" fragten sich die letzten Wochen, was das soll. Vielleicht eine Kunstaktion? Nach was es aussieht, da war man sich schnell einig: Es sieht aus wie das Gehege eines Tierparks! Jemand machte sich sogar den Scherz und befestigte Plakate mit Beschreibung der Gattung und des Verhaltens in freier Wildbahn der zur Schau gestellten Spezies.
Noch pikanter: Der Zaun grenzt direkt an das Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus, das mit einem Gefängnisgitter bestückt ist, das im ersten Moment sofort an den Umzäunung erinnert.
Aber das geht nun doch zu weit, die Opfer der Klosterkirche mit den Opfern der NS-Zeit in einem Satz zu nennen. Also streichen wir das wieder.
So bleibt als Fazit das Erstaunen, dass die Stadt Traunstein auch dieses Jahr wieder hart daran arbeitet, auch zukünftig Stoff für die Sendung "quer" oder den nächsten Faschingszug zu liefern.
So, jetzt würde mich interessieren: Liebe Traunsteiner Eltern, welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?
Noch spannender wäre es natürlich zu erfahren, was die Stadtpolitik für die Zukunft unserer Kinder aktuell in Planung hat. Wird es, zum Beispiel, im Neubaugebiet Traunstorf auch einen Spielplatz geben?
Denn auch wenn nicht alles schlecht ist, ist einfach noch viel zu viel nicht gut.
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