„Erfolg = Potential – Störfaktoren“ hat ein kluger Kopf einmal gesagt. Vermutlich hatte er Kinder. So jedenfalls ist Euer Lieblings-Papablogger im Chiemgau überzeugt, nachdem seine Kinder mal wieder alles dafür getan hatten, einen Schreib-Auftrag zu sabotieren. Die WiFö hatte mich beauftragt, einen Artikel über die Chiemgau Unicorns und das Food Truck Roundup in Trostberg zu schreiben. Easypeasy, dachte ich…
Wie immer, wenn ich einen größeren Auftrag bekomme, sagte ich reflexhaft: „Geht nicht – wegen der Kinder.“ „Ist doch kein Problem, nimm die Kinder einfach mit!“, sagte der Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung. Der übrigens selbst keine Kinder hat. So viel sei verraten.
Also packte ich Abends die Kinder ins Auto und wir fuhren nach Trostberg, um die Chiemgau Unicorns zu interviewen. Das sind übrigens keine echten Einhörner. Die gibt es nämlich nicht. Es sind fabelhafte Unternehmen aus dem Chiemgau, die gemeinsam in einem Popup-Store ihre Produkte präsentierten.
Die Kinder freuten sich - ich hatte ihnen Pommes versprochen, wenn alles gut ging - und waren auch gar nicht sooo müde wenn man bedenkt, dass sie zuvor beim Schwimmen waren.
Wir steuerten erst den Bioladen „Faires Zeug“ an. Dort vertreibt Bettina Zeug auch mein Elterntagebuch. Während ich sie interviewte, saßen die Kinder erst brav auf der Couch im Laden und lasen Kinderbücher. Dann wurden sie unruhig, fetzten durch den (kleinen) Laden und räuberten schließlich die Brot-Häppchen von Kymsee aus, die eigentlich für die Whisky-Probe gedacht war. Anscheinend hatten sie Hunger. „Papa, was ist das goldene im Glas?“, Loni deutete auf den Whisky. „Darf ich das trinken?“ Ich schüttelte den Kopf und trank lieber selber einen kräftigen Schluck. Das konnte ja spaßig werden. „Papa! Hunger! Kriegen wir jetzt Pommes?“ Ich hatte von neun Unternehmern zwei interviewt und die Kinder wollten schon ihre Belohnung. Läuft.
Also spazierten wir die Innenstadt entlang und suchten den Food-Truck vom Lenz. Da hatte ich nämlich versprochen, vorbei zu schauen. Die Kinder weigerten sich jedoch, die dort angebotenen mexikanischen Spezialitäten zu essen und forderten Pommes ein. Beim Pommes-Truck war die Schlange am längsten. Zum Glück stand dort unser Nachbar, dem der Pommes Einkauf delegiert wurde.
Die Kinder entdeckten nun kurz hintereinander den Limo-Stand und die Hüpfburg.
Ein schlauer Kopf hat einmal folgende Gleichung mit unbekanntem Ergebnis aufgestellt:
„Kinder + Hüpfburg + Zuckerschock = X“
Das X muss man sich nun so vorstellen: Die Kinder springen schreiend auf der Hüpfburg. Alle fünf Minuten fetzen sie zurück zum Tisch und versuchen die Limo gleichzeitig mit Strohhalm UND aus der Flasche zu trinken. Bald waren beide Kinder von oben bis unten nass. Und die Limo leer. Und auch die Pommes schwammen nicht nur in Ketchup, sondern in Orangenlimo.
Als der Zuckerschock endgültig einschlug, musste ich die Kinder wieder zurück zu den Chiemgau Unicorns bewegen, damit ich meine Interviews fortführen konnte. Zunächst klappte es erst recht gut. Uli von Baruli Kaffee machte den Kleinen einen Kinder-Kaffee, der sie eine Weile ruhig stellte. (Keine Angst, da war kein Koffeein drin!) Da die Kinder die limogetränkten Pommes nicht angerührt hatten, stießen sie auf der Suche nach Essbarem auf die Essensproben von Chiemgaukorn. Wenigstens nahrhaft, regional und bio, dachte ich mir. Während ich Bastian Beyer über seine Bart-Pflegeprodukte befragte, entdeckten meine Kinder die mit Schokolade überzogenen Nüsse von Fuck Nuts. Hätte ich gewusst, dass die Nüsse komplett aus Aphrodisiaka hergestellt werden, hätte ich wohl schreiend die Kinder gepackt und wäre sofort nach Hause gefahren. So musste ich allerdings noch ein Interview mit der Destillerie Schnitzer führen. Es hingen buchstäblich zwei Kinder an mir, in deren Körper gerade Übermüdung, Zuckerschock und die Fuck Nuts - Wirkstoffe ihre gemeinsame Wirkung entfalteten. Auf dem Tonband, das ich mitlaufen ließ, hörte man außer „Papa! Papa! Papa!“ leider nur recht wenig. Glücklicherweise hatte ich Peter Rödel von Burcleon schon die Woche vorher interviewt. Der Nutville Brewery warf ich einen letzten sehnsüchtigen Blick zu. Das Feierabend-Bier war aber noch in weiter Ferne.
Kaum saßen wir im Auto, waren die Kinder übrigens wieder ganz ruhig, höflich und zuvorkommend und wir hatten eine wundervoll harmonische Fahrt im Sonnenuntergang.
Am Auftrag wieder episch gescheitert, aber einen schönen Abend mit den Kindern gehabt… „Was soll’s“, dachte ich mir. „Wenigstens habe ich wieder genug Stoff für einen Eintrag ins Elterntagebuch!“
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