Haustiere kommen mir nicht ins Haus! Und schon gar keine Hasen! Ich bin einer der strengen Papas mit festen Prinzipien. Bis ich die Hasen das erste Mal sah. Meine Frau zeigte mir mit ihrem Unschuldsblick ein Foto von zwei Schlappohrhäschen, die ganz traurig in die Kamera schauten. Diese beiden supersüßen Hasen würden obdachlos werden – oder schlimmeres – wenn sie nicht bald ein zu Hause fänden. „Bitte bitte bitte!“ lag mir die Familienmehrheit in den Ohren. Ach, scheiß auf Prinzipien!
Die Arbeitskollegin Barbara hatte mir die Entscheidung aber auch leicht gemacht. Nicht nur, dass die Hasen herzerweichend süß dreinschauten. Das hätte ich schon verkraftet. Aber, dass sie bereits tierarztfertig vorbereitet und samt Winterstall und Auslaufkäfig frei Haus angeliefert würden, das hatte mich letztendlich doch überzeugt. Ausschlaggebend war zusätzlich, dass auch unsere Nachbarn grünes Licht signalisierten, sich im Notfall um die Hasen zu kümmern. Denn ansonsten hätten wir nie wieder gemeinsam in Urlaub fahren können. Und das wäre es mir dann doch nicht wert gewesen. Süß schauen hin oder her.
Der Jubel, das Geschrei und die Besuchermassen, die fortan die Hasen besichtigen wollten, waren natürlich groß. Spannender aber war die Frage, wer ab sofort den Stall putzen und sich um die Hasen kümmern würde. Ratet mal, wer hochheilig versprach, sich jeden Tag um die Hasen zu kümmern, wenn er doch nur welche bekäme? Richtig. Die Kinder. Und ratet mal, wer es in der Realität seitdem jeden Tag macht? Nein, falsch! Tatsächlich die Kinder. Fragt mich in einem Jahr nochmal. Aber die letzten drei Hasenwochen hat Bastian überwiegend Wort gehalten.
Dafür hatte er die Ehre, einen der Häschen umtaufen zu dürfen. Polly heißt weiter Polly. Aber mit „Lucky“ konnte Bastian nichts anfangen. Kurzerhand heißt er jetzt auf gut bayerisch „Luki“.
Schnell hat sich herausgestellt, dass die Hasen, ähnlich wie unsere Kinder, ganz ausgeprägte Charaktere haben. Luki ist tiefenentspannt und verbringt die meiste Zeit damit zu fressen. Polly ist eine eher misstrauische Häsin, die sich anfangs mit Klauen und Läufen dagegen wehrte, gepackt zu werden. Die ersten zwei Tage waren die ungeübten Haseneltern übersäht mit Kratzwunden. Inzwischen haben auch wir kapiert, dass man die Hasen am Genick packen kann, um sie problemlos herum zu transportieren. Manchmal funktioniert es sogar, dass Luki freiwillig in den Hasenkorb hüpft und sich ins Freigehege transportieren lässt.
Wie zu erwarten, ist unsere Hasenliebe inzwischen eskaliert. Nachdem die beiden vor Langeweile begonnen haben, unseren Garten umzugraben, musste eine Lösung her. Loni war sich sicher, dass Luki nur deswegen gräbt, weil er meint, dass er Babys kriegt und einen Bau graben muss. Klar! Die Mama war überzeugt, dass den Hasen einfach langweilig ist. Also musste das Außengehege erweitert werden. Kurzerhand wurde zusätzlicher Hasenzaun besorgt und die Auslauffläche für die Kleinen verdreifacht. Und den Hasen gefällt es auch. Denn die meiste Zeit sitzen unsere Kinder im Auslaufgehege. Und wir auf der Hausbank, trinken Kaffee und schauen den Vieren beim Spielen zu.
Inzwischen bin sogar ich total glücklich über unsere neuen Mitbewohner. Einerseits ist es sehr meditativ, Hasen beim mümmeln zuzusehen. Zum anderen übernimmt unser Schulkind ein erstes Mal Verantwortung für ein Lebewesen und er nimmt seine Sache sehr ernst. Außerdem sparen wir uns nun einen Rasenmäher. Denn es ist sensationell, wie viel Gras die beiden wegfressen.
Habt ihr auch Haustiere? Welche Erfahrungen habt ihr mit ihnen gemacht? Schreibt mir!
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