Wer war von euch heute schon beim Aldi einkaufen? Ich habe mir ja nichts dabei gedacht, dass überall komische Plakate mit einem grinsenden Emoji hingen. Aha, las ich dort. Für 15 Euro Einkaufswert kriegt man so ein Plastikdings geschenkt. Zum Glück, so dachte ich mir, schauen die saubescheuert aus. Und außerdem kennen meine Kinder sowas ja noch nicht. Gegen diese superschlechte Werbeaktion sind meine Kinder immun! Jetzt ratet mal, was an der Kasse passiert ist.
Ich gebe zu, im letzten Jahr kaufte auch ich überdurchschnittlich oft beim Aldi ein, weil es dort die Bundesliga Sammelbilder als Einkaufsprämie gab. Zu Emojis habe ich eine deutlich geringere emotionale Bindung. Im Gegenteil. Als Schriftsteller habe ich sogar allen Grund diese neumoderne Schriftart zutiefst zu verachten. Hätte Goethe Emojis verwendet? Die Leiden des jungen Werther – Ein Briefroman in Emojis. Zwinker, zwinker. Aber wir schweifen vom Thema ab.
Wir kamen also an der Kasse an. Die Kinder studierten das Plakat mit den verfügbaren Emojis. Sofort hatten sie gerafft, dass man die an der Kasse geschenkt bekommt. Wir waren noch nicht einmal ansatzweise an der Reihe, da schrien beide schon im Chor: „Ich will die Kackwurst! Ich will die Kackwurst!“ Während ich vor Fremdscham im Boden versank, lächelte die Kassiererin den Kindern verschwörerisch zu.
Vor uns war eine Bilderbuchfamilie. Eine Mutter mit drei sauber gescheitelten Kindern in Hosen ohne Löcher. Die Familie kaufte Biowaren im Wert von über hundert Euro. Die Verkäuferin fragte: „Sammeln Sie Emojis?“ Die drei Kinder schauten die Mama erwartungsfroh an. Die Vorzeigemutter schüttelte amüsiert den Kopf. Drei Kinder ließen kurz die Schultern hängen. Dann strahlten sie wieder und freuten sich auf ihr veganes Abendessen. Zeitgleich wurde es im Aldi seltsam still. Die Verkäuferin hatte gut und gerne zehn Packungen Emojis in der Hand. Meine Kinder starrten die Verkäuferin mit offenem Mund an. „Ich will die Kackwurst!“, entfuhr es Loni flehend. Die Verkäuferin lächelte und überreichte sie feierlich meinen Kindern die sofort in einen Jubel ausbrachen, dass es noch hinten an der Gemüsetheke zu hören war.
Ich stand resigniert daneben. Nach meinem eher spärlichen Einkauf kamen wir mit einem guten Dutzend Emoji-Schächtelchen zu Hause an. Die Emoji sind nämlich in einer Schachtel verpackt, die in Form und Größe extrem an die Smarties-Schachteln meiner Kindheit erinnern. Vielleicht sind ja auch Smarties nichts anderes als Emojis ohne Gesicht, dachte ich mir kurz.
Und schon ging es ans auspacken: „Jippie! Ich habe das Einhorn!“ „Und ich habe den bösen Rot-Emoji!“
Natürlich waren so ziemlich alle Emojis dabei, nur nicht die erhoffte Kackwurst. Nach dem Unboxing, das stimmungsvoller ablief wie an Heiligabend, fragte ich die Kinder, was man mit den Emojis eigentlich machen könnte.
„Nichts!!!“, entgegnete Bastian.
„Ich will die Kackwurst!“, antwortete Loni.
So oder so, jetzt ist es also schon wieder passiert. Seitdem kaufen wir fast täglich beim Aldi ein und irgendwie gelingt es den Kindern immer, die Kassiererin zu erweichen, einige Zusatzpackungen obendrauf zu legen.
Gerüchteweise habe ich gehört, dass man die Emojis sogar tauschen kann. Habt ihr denn welche übrig?
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