Mei, haben wir ein Glück! Die heimische Bevölkerung hat dieses Wochenende einstimmig beschlossen, dass jetzt endlich einmal Schluss mit Krise ist! Ich war selber ganz überrascht, weil mir gar keiner Bescheid gesagt hatte! Als ich gestern ein erstes Mal seit langem mal wieder am Samstag zum Stadtplatz fuhr, traute ich meinen Augen kaum: Alles wie früher! Der Wochenenmarkt, kein Parkplatz und alle Leute flanierten plauschend über den Stadtplatz.
Sicher, der eine oder andere trug eine Maske. Darunter auch ich. Trotzdem war das Bild so unheimlich, dass ich panisch zu meinem eigentlichen Ziel, zum Zhang Nudeln hetzte und durch das eingeschränkte Sichtfeld beinahe den Bürgermeister umrempelte und so erschrocken war, dass ich ganz vergessen hatte, ein freundliches Gesicht aufzusetzen und erst im Nachhinein feststellte, dass er es wegen meiner grünen Ninja-Maske eh nicht gesehen hätte. So verschnaufte ich kurz beim Zhang Nudeln, bestellte etwas to go für die Familie und war erleichtert, dass wenigstens dort noch Krise war, denn ich wurde nach der Bestellung höflich, aber bestimmt aus dem Laden komplimentiert.
Was ist gerade los? Haben wir die Krise beendet? Letzter Stand, seit ich mir Facebook-Quarantäne selbst auferlegt hatte, war ja: Ja, weil wir ja alle einer mittelschweren Grippe aufgesessen sind. Kurz auf rki.de gegoogelt: Nein – da steht noch nichts, dass die Krise beendet ist. Komisch. Dann liegt es einfach daran, dass die Leute keine Lust mehr auf Kontaktbeschränkungen haben. Stimmt. Mir geht es ja auch nicht anders. Aber reden wir mal über was anders, als ständig über dieses Wort, das ich heute nicht aussprechen werde. Das kann ja offensichtlich niemand mehr hören.
Was wir die letzten Tage so unternommen haben? Dasselbe wie alle. Das Treppenhaus geweißelt. Beim Hagebaumarkt Gartenerde gekauft. Tomaten umgetopft, ein neues Trinkspiel erfunden (immer wenn jemand das C-Wort sagt oder schreibt: Schnaps!). Im Garten gegrillt. Soweit also alles wie immer. Den Rest der Zeit sind wir einfach nur so herumgehangen. Wir haben nämlich eine Hängematte für den Balkon bekommen. Der Paketbote lässt übrigens inzwischen schon die Kinder unterschreiben. Der hat wohl auch resigniert.
Die Hängematte und ich wurden dann noch Opfer eines ziemlich raffinierten Streichs der Kinder. Während die Mama am Balkon in der Hängematte lag, wollte ich noch den Garten wässern. Ich schloss die Wasserpumpe an und druckte auf den „On“-Schalter. Was ich nicht überprüft hatte war, ob der Gartenschlauch angeschlossen war. Eine Wasserfontäne schoss meterweit in die Höhe, ergoss sich über den Balkon, über die Hängematte, über die Mama und landete schließlich in einem Schwall wieder auf mir, der ich verzweifelt versuchte, die Pumpe wieder abzuschalten. Die Kinder lachten sich tot, die Nachbarn auch. Wir nicht.
Was hat sich so an einem Sonntag in Woche 7 der Krise verändert? Im Grunde ist das Leben gar nicht so schlecht. Wir Eltern sonnten uns heute den halben Nachmittag faul im Garten. Während der Krise hat unser Großer gelernt, wie man Wäsche wascht und Aperol mixt. Das vereinfacht das Leben ungemein.
Und noch eine schöne Nachricht hat uns erreicht: Nachdem die Mama vorsichtig im Kindergarten nachfragte, ob dort schon noch jemand am Leben sei, weil wir seit sechs Wochen nichts mehr gehört hatten, kam inzwischen Post an: Die Erzieherinnen hatten einen netten Brief an die Kinder verfasst und sie dazu aufgerufen, ein Regenbogenbild zu malen. Das Bild würde man dann im Kindergarten aufhängen. Kurzzeitig schmiedeten wir den perfiden Plan, dass wir einfach das Kind als Regenbogen bemalen und ihn im Kindergarten zu den Regenbogenbilder hängen. So wäre das Thema Kinderbetreuung wenigstens kurzfristig geklärt.
Wie es uns geht in der siebten Woche zu Hause mit den Kindern? Sagen wir mal so, wenn man sich ein Wochenende lang aus den Nachrichten raushält, Social Media boykottiert und den aktuellen Stand der Krise anhand des Straßenbilds in der Innenstadt abliest, fühlt es sich tatsächlich gar nicht so schlecht an. Jetzt fehlt nur noch die Schulöffnung und alles ist, wie früher. Wäre da nicht dieses Wort mit C… aber nein, über dieses Thema reden wir heute nicht.
Die beste Nachricht zum Schluss: Bastian ist wieder gesund. Es waren zum Glück wohl doch nur die Streptokokken.
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