Zirkus Corona Tag 83- Geschafft - Ferien!

 

Wir haben es tatsächlich geschafft! Wir haben die Kinder halbwegs erfolgreich durch die schul- und kindergartenfreie Zeit begleitet. Seit Freitag haben wir wirklich und in der Tat Ferien! Zwei Wochen lang kein Homeschooling, keine Hausaufgaben. Der Beginn der Normalität? Nicht ganz. Denn die ersten Unterrichtspläne zeigen, dass jetzt alles noch komplizierter wird. Und der Kindergarten? Der weiß noch gar nichts davon, dass er öffnen wird.

 

Ab durch die Hecke. Die Kinder haben ein neues Lager entdeckt.
Ab durch die Hecke. Die Kinder haben ein neues Lager entdeckt.

Seit zehn Wochen haben wir die Verantwortung für die Beschulung und Betreuung unserer Kinder für 24/7 übernommen. Wie alle Familien hat es uns wieder und wieder an den Rand der Belastbarkeit gebracht. Ähnlich wird es weitergehen. Nach den Ferien kann unser Kind zwar wieder in die Schule. Aber nur jeden zweiten Tag. Der Unterricht endet um kurz nach Elf. Da hat man als arbeitender Elternteil nicht viel Spielraum. Noch fataler ist allerdings die Kindergarten-Politik der Stadt. Selbst auf Nachfrage konnten die Stadtverantwortlichen keine Aussage machen, ob Leo ab 15. Juni in den Kindergarten gehen darf. Die Kollegin sei im Urlaub, vertröstete man uns. Wir beschlossen kopfschüttelnd, dass wir unsererseits dem Kindergarten etwas Planungssicherheit bieten wollten und haben kurzerhand Notbetreuung beantragt. Da wir beide in sogenannten systemrelevanten Behörden arbeiten, mussten wir seit 10 Wochen improvisieren und waren auf das Wohlwollen unserer Arbeitgeber angewiesen. Bisher hat es irgendwie funktioniert. Seit aber das ganze Land in frappierend unterschiedlichen Geschwindigkeiten hochfährt, wird es für uns noch komplizierter. Das Landratsamt hat, anders als die Social Media-Reden von Sigi Walch vermuten lassen, Corona intern scheinbar für beendet erklärt. Das Amt hat wieder für terminierten Publikumsverkehr geöffnet. Ob sich die Mitarbeiter solidarisch und kameradschaftlich an den Infektionsschutz halten, liegt im Ermessen des Einzelnen. Ganz anders die Arbeitsagentur. Sie setzt intern gerade enorme Infektionsschutz-Konzepte um und wird erst öffnen, wenn der Infektionsschutz gewährleistet werden kann. Der krasse Unterschied im Umgang mit der Krise zwischen der Bundesbehörde und der Kommunalbehörde ist ein gutes Spiegelbild, was in Deutschland gerade passiert. Während die Regierung gerne auf Sicherheit setzen würde und nur langsame Lockerungen wünscht, sind einige Länder kurz davor, alle Einschränkungen auszusetzen.

 

Ähnlich sieht es zwischen vielen Familien aus. Wir gehören bekanntlich zu den Familien, die noch sehr vorsichtig mit dem Hochfahren der Sozialkontakte sind. Natürlich sind die Zahlen in Traunstein inzwischen so gering, dass man vermutlich gefahrlos ein Starkbierfest veranstalten könnte. Trotzdem wollen wir, da wir wieder regelmäßigen Kontakt mit den Großeltern haben, die Wahrscheinlichkeit möglichst gering halten. Es ist immer noch das Corona-Jahr und inzwischen sind die sogenannten Super-Spreader im Fokus, einige wenige Menschen, die extrem viele angesteckt haben. 

Infektionsschutz wird in meiner Arbeit groß geschrieben.
Infektionsschutz wird in meiner Arbeit groß geschrieben.

Nach zweieinhalb Monaten im Social Distancing fällt es mir sehr schwer, mich an Menschenansammlungen zu gewöhnen. Gestern war das Gedränge im Hagebaumarkt und im Supermarkt so groß, dass der Einkaufswagen-Slalom kaum mehr möglich war und sich teils drei Wägen nebeneinander durch die Gänge zwängten. Gilt der Sicherheitsabstand eigentlich auch seitlich?

Egal, wir freuten uns, weil wir auf eine Geburtstagsfeier mit Hygienekonzept eingeladen worden waren. Es war ein großer runder Geburtstag und im Vorfeld konnten wir uns einen Time-Slot aussuchen, wann wir das Geburtstagskind besuchen wollten. Der Geburtstagsumtrunk fand draußen statt. Die Kinder genossen es, endlich mal wieder mit anderen Kindern zu spielen. Alles schön, alles gut. Ein Schritt in die neue Corona-Normalität.

Den Vormittag hatte ich damit verbracht, meine Corona-Kurzgeschichten zu veröffentlichen. In den Geschichten geht es darum, welche Rolle der Zufall spielt und wie einfach durch Unachtsamkeit oder Ignoranz in dieser Krise das Virus weiter verbreitet wurde. 

 

Die Corona Kurzgeschichten kannst du hier nachlesen: www.chiemgauseiten.de/ein-lieblicher-duft

Auf dem Weg nach Hause hatte ich schon wieder eine gute Idee für eine neue Geschichte. Die Story: Gerade als die Zahlen im Landkreis extrem gesunken waren, wollten auf einer großen Feier die Gäste nicht darauf verzichten, dem Jubilanten standesgemäß zu gratulieren. Da mindestens einer der Gäste symptomlos mit dem Virus infiziert war, wurden zahllose der Gäste angesteckt. Der Rest musste in zweiwöchige Quarantäne. Es waren über hundert Menschen betroffen. Ja, wenigstens das Kopfkino läuft während der Corona-Zeit noch auf Hochtouren.

Noch ein Beispiel der unterschiedlichen Hochfahr-Geschwindigkeiten? Wir haben unseren Urlaub in Kroatien abgesagt als klar war, dass die Reisewarnung bis Mitte Juni aufrecht erhalten würde. Wir haben umgebucht und werden vier Tage nach Riedenburg ins ruhige Altmühltal fahren. Die andere Familie, mit der wir so gerne in Urlaub gefahren wären, lassen sich nicht abhalten. Sie organisieren gerade Transit-Visa und werden die Öffnung Kroatiens für den Tourismus nutzen.

Es bleibt eine hochinteressante Zeit. Die sinkenden Zahlen scheinen den Öffnungs-Befürwortern recht zu geben. Das ist natürlich schön. Wir bleiben trotzdem vorsichtig und zurückhaltend und freuen uns jetzt erst einmal auf die Ferien. 


Alle vorherigen Geschichten aus dem Zirkus Corona hier:

www.chiemgauseiten.de/das-elterntagebuch
www.chiemgauseiten.de/das-elterntagebuch

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