Das Corona-Tagebuch Tag 6: Ein fast perfekter Tag

Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da! Das war heute ein fast perfekter goldener Oktobertag! Wir waren erst mit dem Rad unterwegs und haben am Nachmittag die Wälder zwischen Sparz und Steingraben wiederentdeckt. Und gerade, als man das Gefühl hatte, heute ist ein richtig richtig schöner Tag und die Welt ist in Ordnung, erwähnte jemand schon wieder dieses blöde C-Wort…

Heute haben wir verschlafen und sind panisch aus dem Bett gesprungen. Wem ging es ebenfalls so? Erst nach Minuten der schlaftrunkenen Hektik sickerte nach und nach in unser Bewusstsein, dass die Zeit umgestellt wurde! Was für ein Glück. Was also tun mit der gewonnenen Zeit? Die Kinder befinden sich, wie schon das gesamte Wochenende, weiter im Playmobil-Western-Wahnsinn. Mein erster Versuch, sie an die frische Luft zu setzen, endete mit schiefen Gesichtern und lautstarkem Lamentieren, da es draußen noch schattig war, das Gras nass und die Schaukel am nassesten. Jaja, war ja auch noch früh. Danke, Zeitumstellung! Zuvor hatten sie auf einer Mini-Radltour bereits verzweifelt gejammert, dass sie Heimweh hätten und Hunger sowieso und unbedingt wieder nach Hause wollten. Und wir sprechen jetzt nicht von einer Chiemsee-Umrundung oder so, sondern von einer Fahrt ins 1 Kilometer entfernte Traunstorf.

Das Zusammenleben mit zwei größer äh älter werdenden Jungs ist immer wieder von den drei Erziehungsempfehlungen der Schwarzen Pädagogik bestimmt: Drohen, Täuschen, Versprechen. Heute versprachen wir, dass sie Minecraft spielen dürften, wenn sie den Keller aufräumten. (Funktionierte!) und drohten anschließend, dass sie nie wieder Minecraft spielen dürften, wenn sie jetzt nicht gefälligst mit uns einen Spaziergang machten! Und wir versprachen ihnen, dass wir es diesmal ernst meinten!

Der Spaziergang war dann richtig schön. Wir wanderten rauf zur Sparzer Kapelle und weiter zum Waldlehrpfad. Der existiert zwar nur noch teilweise. Aber da Bastian gerade für die Schule die Bäume und Waldarten lernen muss, verbanden wir den Spaziergang gleich mit Hausaufgaben und Lernen. Nach einer Weile tauten die Kleinen dann doch auf und fanden den Rundweg entlang des Trimm-Dich-Pfades, vorbei am Steinbach und schließlich des BMX-Platzes gar nicht so schlecht. 

Ein Kind liegt auf der Straße. Das kann nur unseres sein!
Ein Kind liegt auf der Straße. Das kann nur unseres sein!

Dort traf ich einen alten Bekannten und nach einem sehr angenehmen Small-Talk fielen innerhalb kürzester Zeit die Reizworte „C.“ und „Gesunder Menschenverstand“ und schon war sie wieder da, die Realität. Diese sieht – Stand heute – dergestalt aus, dass die 7-Tages-Inzidenz wie erwartet nun bei 98 liegt, die 100er Marke sogar noch schneller geknackt wird als ich gewettet hatte. Berchtesgaden liegt bei 250. Aber da, so wie mir im Gespräch mitgeteilt wurde, PCR-Tests und diese ganzen Zahlen ja sowieso nix aussagen, hier noch der Stand der Krankenhausbelegung: TS 7 (2 intensiv) BGL 10 (2 intensiv) Die Daten sind dieselben wie Freitag, weil noch keine neuen gemeldet wurden.

Die große Frage, die wir uns beide stellten war, ob dies einen Lockdown rechtfertigt! Sein gesunder Menschenverstand sagte: Nein! Ich entgegnete die Schlagworte „10 Tage“ und „Exponentielles Wachstum“, aber da war schon klar, wer sich wo im öffentlichen Diskurs befindet.

Ob der Streit zwischen Querdenkern und Zeitunglesern zu irgendwas führt, sei dahingestellt. Wer beispielsweise die Aussagen des israelischen Historikers und Philosophen Yuval Harari im Podcast „Alles Gesagt?“ anhört der ahnt, dass da gerade etwas im Gange ist, das viel größer und komplexer ist, als es sich jeder Verschwörungstheoretiker jemals hätte ausdenken können.

Was regen wir uns also über Sachen auf, die wir nicht in der Hand haben? (Nicht nur, weil wir so oft Händewaschen). Auch ich werde mich bemühen, mehr auf die Gemeinsamkeiten zu schauen, denn in vielen Punkten ist man sich ja gar nicht so uneinig. Auch wir wünschen uns, dass es keinen generellen Lockdown gibt und, vor allem, dass die Kinder nächste Woche ganz normal in Schule oder Kindergarten gehen können. Ob mit oder ohne Maske, Hauptsache, sie gehören nicht wieder zu den Verlierern der Maßnahmen.

 

Unser Großer hat uns heute beim Abendessen übrigens mit einer Schauergeschichte erschreckt von einem Todesengel, der von Tür zu Tür zog und die erstgeborenen Kinder ermordete, wenn diese nicht mit einem aus Blut gemalten Schaf gekennzeichnet waren. Erst als er die „Israeletiten“ erwähnte, kapierten wir, dass er vom Religionsunterricht redete und nicht von Game of Thrones.

Zum Abschluss noch ein Quiz:

Liebe Kinder der Klasse 3c: Wie heißt dieser Baum?
Liebe Kinder der Klasse 3c: Wie heißt dieser Baum?

Kommentar schreiben

Kommentare: 0