Ein ganz normaler Tag. Die Kinder spielen im Keller Playmobil. Sie haben im Legoland die Allianz-Arena mit 70000 Legomännchen gesehen und versuchen, dasselbe mit Playmobil nachzubauen. Die Mama ist auf dem Weg zum Yoga und ich gehe noch eine Runde laufen. Und trotzdem ist alles anders. Den ganzen Tag brodelt schon die Gerüchteküche. Die Frage ist nicht mehr, ob es einen zweiten Lockdown gibt, sondern nur noch: Wann geht es los. Wie hart wird er.
Ein ganz normaler Tag im Corona-Jahr 2020 sieht so aus, dass ich in der Arbeit einen Tag lang in die Corona-Hotline eingewählt bin und mit Dutzenden Menschen und ihren teils existenziellen Problemen spreche. Die Kinder gehen weiter in die Schule und in den Kindergarten, es werden Proben geschrieben und Noten verteilt. In der Schule tragen derzeit auch die Grundschüler Maske. Im Kindergarten natürlich nicht. Auch die Tätigkeit als Yogalehrerin meiner Frau hat sich durch Corona massiv verändert: Aufgrund Platzmangel finden Hybrid-Klassen statt: Ein Teil praktiziert live mit, der Rest Online von zu Hause aus.
Als Merkel heute den Lockdown verkündet, sind wir den Umständen entsprechend entspannt. Die Schulen sollen weiter geöffnet bleiben. Das war uns am wichtigsten. Als Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst brauchen wir uns keine Sorgen um den Arbeitsplatz machen und können problemlos ins Home-Office gehen. Und da sie rechtzeitig auf Online umgestellt hat, dürfte der Lockdown auch das verbleibende Yogaprogramm nicht allzu sehr durcheinander bringen.
Dachten wir. Während ich in einer Meisterleistung des Multitaskings als wahrer Super-Papa die Kinder unterhalte, vegetarische „Zrupfte Sau“ mit frittierte Süßkartoffelpommes und Rührei zaubere, kommt ein verzweifelter Anruf aus dem Yogastudio: „Das Scheiß Zoom geht nicht!“ Wenig achtsam parke ich die Kinder vor dem Fernseher und selbst vor der Kirche auf dem Schwerbehindertenparkplatz. Das gibt schlechtes Karma! Und tatsächlich. Während eine komplette Yogaklasse immer unentspannter auf die Anfangsentspannung wartet, stellt der Yoga Dahaom It-Experte fest, dass sich der PC aufgehängt hat. „Na super, das war mir selber auch schon klar!“ Ich glänze dennoch mit einer genialen Idee: Kurzerhand logge ich mich selbst in Zoom ein und stelle das Handy so auf, dass die Yogalehrerin gut sichtbar ist. Eigentlich müsste ich jetzt auch selber mitmachen. Aber ihr wisst ja, die Kinder… vor dem Fernseher… auf dem Schwerbehindertenparkplatz… Also schnell wieder heim! Insgesamt werde ich heute noch vier Mal im Halteverbot parken. Aber das ist eine andere Geschichte.
Soll ich über de Lockdown überhaupt was schreiben? Losgehen wird es am kommenden Montag. Es wird überraschend viel erlaubt. Gleichzeitig wird der Lockdown überraschend lange dauern. Den gesamten November. Ich hatte auf einen Wellenbrecher gehofft. Also einen heftigen aber nur eine Woche dauernden Lockdown. Aber die Dinge sind nun also so wie sie sind.
Die Neuinfektionen sind heute übrigens deutschlandweit auf 15000 in die Höhe geschossen. Da braucht man gar nicht mehr diskutieren, wie viele falsch positive Tests dabei sind, oder wie Scheiße der PCR Test ist oder wie viele CT Umdrehungen es waren. Denn die belegten Intensivplätze steigen nun auch in immer schnellerer Geschwindigkeit. Die regionalen Daten: Die 7-Tages-Inzidenz liegt in Traunstein bei 124. Das Krankenhaus meldet 12 auf Normal – und 4 auf Intensivstation. BGL liegt bei 323 – Krankenhauszahlen wurden heute nicht gemeldet.
Ich möchte euch zum Schluss noch von der Allianz-Arena im Keller erzählen. Wir sind allein deshalb schon für den Lockdown vorbereitet, weil die Playmobil-Ausnutzungsquote noch unter 10% liegt. Da liegt noch so manche Hundertschaft an potentiellen Arena-Besuchern in den Kisten verstreut. Ein wenig seltsam fand, ich dass die Gäste-Fans überwiegend aus Polizisten bestanden. Da muss ich die Kinder nochmal nachfragen, was sie sich dabei gedacht haben. Nur eines haben sie stolz erklärt: Dass das Blitzer-Gerät der Polizisten nun als Videobeweis-Torkamera verwendet wird.
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