Gibt es einen einzigen Ort in Traunstein, den man gesehen haben sollte, so wäre dies für mich der Klobenstein. Dieser magische Kraftort - direkt an der Traun zwischen Empfing und Panzerstraße gelegen - hat unsere Familie durch so manche Höhen und Tiefen begleitet. Und umgekehrt. Dieses Mal haben wir eine weitere wundervolle Erinnerung an den Klobenstein hinzugefügt: Wir haben am Klobenstein nach einer kleinen Wanderung Advent gefeiert.
Auch im Winter ist der Klobenstein ein beliebtes Ziel eines Spaziergangs oder einer Wanderung von und aus der Stadt. Da wir nicht wussten, wie lange die Kinder durchhalten, haben wir ein wenig abgekürzt und sind vom Parkplatz an den Empfinger Schrebergärten gestartet. Da es ein mystischer Dezembertag war und alle Pflanzen von silbernem Raureif bedeckt waren, wählten wir gleich den Weg links am Fuß des Flysch-Hanges entlang des Altwassers. Bis heute fantasieren wir davon, dass hier jeden Moment eine Moorleiche aus dem Wasser klettern könnte. Dennoch ist der Ort weniger gruselig denn romantisch.
Der Klobenstein ist bereits nach wenigen Gehminuten zu erreichen. Das ist natürlich ein wenig kurz für einen Winterspaziergang. Deshalb überredeten wir die Kinder, noch weiter entlang der Traun zu wandern.
Der Weg führt unter die eindrucksvolle Trauntal-Brücke hindurch und auf der anderen Seite geht es über die Panzerstraße steil bergauf. Aber die kurze Mühe ist es wert, weil man nun über einen idyllischen Weg mitten durch den Wald hindurch und hoch über der Traun hinweg wieder zurückgehen kann.
Als wir zum Klobenstein zurückkehrten, dämmerte es gerade.
Die Kinder kletterten traditionell einmal auf den Felsen links von der Kapelle hinauf, während die Mama unten Glühwein, Tee und Plätzchen kredenzte und einige Kerzen anzündete.
Oft hatten wir davon geredet, einmal Weihnachten am Klobenstein zu verbringen. Gut, Weihnachten war es heute noch nicht, aber als es dunkel wurde, bekamen wir eine Ahnung von der Energie, die von diesem Ort ausging. Jedenfalls, wenn die Kinder nicht ganz so selig Weihnachtslieder gebrüllt hätten.
Nach einer Tasse Glühwein, äh, Kinderpunsch, wurden all die Erinnerungen wieder wach, die wir mit dem Klobenstein verbanden. Ich entdeckte ihn kurz nachdem ich nach Traunstein gezogen war und war fortan stets inspiriert von diesem geheimnisvollen Ort. Als kurz darauf meine Mutter an Krebs erkrankte, kam ich oft hierher und auch später zündeten wir für unsere erkrankten und verstorbenen Familienmitglieder immer wieder Kerzen an.
Bis es eines Tages die Kapelle des Klobensteins selbst war, der eine tiefe Wunde geschlagen wurde: Nach einem Herbststurm krachte eine nahestehende Fichte auf das Dach und zerstörte die halbe Kapelle.
Der Ort selbst verlor auch in dieser Zeit nie seine Kraft, aber der Anblick der Trümmer stimmte mich damals sehr nachdenklich und erinnerte mich einmal mehr an die Vergänglichkeit aller Dinge und allen Lebens.
Heute ist die Kapelle wieder aufgebaut. Und als ich im Kerzenschein mit einem Becher Glühwein in der Hand in der Kapelle stand und die Kinder fröhlich herumtollten, da wurde mir wieder einmal klar, dass die größten Wünsche, die ich in dieser Kapelle ausgesprochen hatte, alle in Erfüllung gegangen waren.
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