Es ist doch noch gar nicht so lange her, da handelte das Elterntagebuch von den ersten Worten, von Windelanekdoten und den ersten Schritten. Die letzten Tage haben unsere beiden Kinder die nächsten Meilenstein genommen und nun, mit dem Beginn der allerletzten Ferien mit einem Kinderkind, müssen wir uns eingestehen: Verdammt, wir haben keine kleinen Kinder mehr!
Vor einiger Zeit war ich mit meinen Jungs im Supermarkt und draußen gab es ziemlich lautstark Schimpfe, weil ihr Benehmen in Lautstärke und Taten ziemlich konträr zu meinen Anweisungen verlaufen war. Während der Papa in mir noch tobte, nahm mich ein älterer Herr beiseite. Er erzählte mir ungefragt, dass auch er Kinder hätte, für die er nie da war. Nichts bereue er heute mehr, als nicht mehr Zeit mit den Kindern verbracht zu haben, als sie noch klein waren. In einem Sonntag-Abend-Film wäre diese Szene von schmalzigen Geigen und sentimentalen Rückblenden hinterlegt gewesen. Es war aber mitten in Corona und ich hatte die letzten Wochen 24/7 mit den Kindern verbracht und war kurz davor, den Mann anzuschreien, dass ich alles, ALLES dafür geben würde, einen Tag lang mal nicht mit den Kindern verbringen zu müssen!
Seit gestern sind unsere Kinder gefühlt um Jahre gealtert und ich habe meine Meinung wieder mal geändert. Der Kleine wurde feierlich aus dem Kindergarten geworfen und hat im Anschluss dann doch noch souverän sein Seepferdchen-Schwimmabzeichen absolviert (herzlichen Dank an dieser Stelle noch an die Schwimmschule Flipper in Traunstein) und der Große bekam gestern sein sehr gutes Zeugnis der Dritten Klasse und hatte anschließend Abschlussfeier der F-Jugend Fußballer. In sämtlichen Bereichen bilden sich unsere Babys nun ein, groß werden zu müssen! Und ja, jahrelang haben wir Eltern darauf hingearbeitet, keine Babys mehr daheim zu haben, keine Windeln mehr wechseln zu müssen, unter dem Esstisch einen sauberen Boden zu haben (gut, das klappt immer noch nicht) und sich auch mal eine Stunde lang alleine beschäftigen können (wird schon!) Und jetzt, da der Lebensabschnitt „Eltern von Kindergartenkindern“ endgültig beendet ist, wird man schon etwas wehmütig und sieht sich schon mit heimlich rauchenden Teenagern und Mitt-Zwanzigern, die sich weigern, auszuziehen und hört sich mit den Herren Söhnen diskutieren, ob sie denn nicht einmal vorhaben, kleine Enkel in die Welt zu setzen. Mei, wie süß wäre das, wenn auch wir wieder… dachte sich auch meine Frau, als gestern wieder ein Baby bei uns zu Gast war…. Ja sind wir denn völlig verrückt geworden???
An dieser Stelle möchte ich mich selber an die Bücher „Das Elterntagebuch Band 1 und Band 2“ erinnern, in denen von einem jungen Vater hunderte Argumente aufgeführt werden, warum es zwar schade ist, dass wir keine süßen Kleinkinder mehr zu Hause haben. Aber all das G’schiss im wahren Wortsinn, das übermalt der goldene Pinsel der Vergangenheitsmelancholie halt auch ganz gern.
Ich bin dankbar, dass jetzt was Neues losgeht. Dass der Leo eine schöne Zeit im Kindergarten hatte und das Zeugnis vom Bastian – trotz Homeschooling - überraschend gut ausgefallen ist. Denn letztendlich bleibt uns nichts anderes übrig, als die Gegenwart zu genießen. Denn – und dies ist die Moral von der Geschicht – so klein wie unsere Großen jetzt noch sind, werden sie nie wieder sein und in einigen Jahren werde ich wehmütig schreiben, dass ich die Zeiten vermisse, als die Kinder noch keine Teenager waren…
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