Ist unser kleiner Löwe ein Fußballtalent? Zugegeben, wir haben ja ein wenig die Augen verdreht, als unser Jüngster mit Überzeugung verkündet hat, er will jetzt ins Fußballtraining gehen. Als kritische Eltern sahen wir seine Stärken eher im Zeichnen von Fußballtrikots. Da ist er wirklich gut. Aber einen Kicker erkannten wir in ihm nicht. Seine ersten Spiele als Stürmer schienen uns zu bestätigen. Und dann passierte das…
Hauptgrund, dass wir unseren Jüngeren nicht mit Begeisterung ins Fußballtraining fuhren, war einerseits der uns erwartende Terminwahnsinn. Und natürlich auch, dass der Verein seiner Wahl auch noch der Erzrivale der Fußballmannschaft seines Bruders war. Nein, ich rede jetzt nicht vom FC Bayern und den Sechzigern, aber so ähnlich kann man es sich auf F-Jugend-Niveau vorstellen. Schon vor dem Probetraining war ich überzeugt, dass sich das Thema Fußball für den Kleinen schnell erledigt hätte. Sein Trainer war nämlich einer der strengeren Art. Aber der Kleine meinte nach dem Probetraining strahlend: „Ich find‘ ihn nett!“
Das erste Spiel war recht nervenaufreibend. Vor allem für uns Eltern. Unser Kind sollte im Sturm spielen. Anscheinend hat er eine kleine „Vorne/Hinten-Schwäche“. Immer wenn ihm der Trainer erklärte, dass der Stürmer vorne spiele, rannte er nach hinten. Ist aber auch schwer, besonders, wenn in der Halbzeit die Spielfelder auch noch gedreht werden.
Um sich selber und seinen Trainer nicht zu sehr zu verwirren, entschloss sich unser Kind fortan, sich als Stürmer nur noch im Mittelfeld aufzuhalten. Da kann man in Bezug auf vorne/hinten wenig falsch machen. Wenigstens bei den Toren seiner Mannschaft agierte er wie ein Fußball-Superstar: Er rutschte auf den Knien und feierte mit gen Himmel gestreckten Zeigefingern. Irgendwann hatte er allerdings keine Lust mehr, täuschte eine Verletzung vor und ließ sich auswechseln. Ja mei, das kannten wir schon von daheim: Wenn er nicht mehr mag, dann mog a nimma!
Beim zweiten Spiel wurde es nicht besser. Gegner war ausgerechnet die F-Jugend vom Verein seines Bruders. Die letzten Derbys hatte dessen Verein souverän gewonnen. Deswegen hatte der Kleine Bammel und wollte sich gar nicht aufstellen lassen. Und sein großer Bruder wollte auch nicht mitkommen. Er steht nämlich so felsenfest hinter seinem Verein (aber auch hinter seinem Bruder), dass er es nicht über das Herz gebracht hätte, gegen seinen Bruder anfeuern zu müssen. Er kam letztendlich doch mit und kickte das ganze Spiel über mit den Auswechselspielern des Gegners.
Und unser Kleiner? Trabte auch sein zweites Spiel über im Mittelfeld herum und rannte nur nach hinten, wenn sein Trainer schrie: „Du bist Stürmer!“
„Hauptsache, es macht ihm Spaß“, war das Fazit nach den ersten Wochen Fußball. An diesem Wochenende passierte allerdings etwas Interessantes. Als die Mannschaft trotz unseres Sohnes als Stürmers schon zur Halbzeit 5:0 vorne war, wechselten sie den Torwart. Und wer ging ins Tor? Richtig geraten! Und wie er so zwischen dem Pfosten stand und theatralisch die Gesten von Manuel Neuer nachahmte, und sogar die Mitspieler dirigierte, war ich mir gar nicht mehr so unsicher, ob das soooo bescheuert war. Denn einerseits war der Kleine schon immer ein Manuel Neuer-Fan. Zum anderen war sein Wirkungs-Bereich durch zwei Pfosten klar markiert und es gab wenige Möglichkeiten, vorne und hinten zu verwechseln. Und, dass er charakterlich eher ein Oliver Kahn ist, das haben wir von Anfang an leidlich erfahren.
Zu meiner Überraschung hielt er seinen Kasten sauber. Da war ich noch überzeugt, dass es an der guten Abwehrleistung seiner Mitspieler lag. Dann gab es aber das traditionelle Elfmeterschießen. Er parierte den ersten Schuss. Der zweite ging daneben. Den dritten wehrte er mit dem Popo ab, hielt auch den nächsten… Von Zwölf Schüssen musste er nur einmal hinter sich ins Netz greifen. Ja, da war ich dann doch ein wenig beeindruckt.
Egal, wie es weitergeht, dieses eine Mal ließ er sich als Fußballheld feiern und er freute sich so sehr, als hätte er als Manuel Neuer gerade die Champions League gewonnen. Und darum geht es doch beim Fußball: Dass die Kinder Freude haben!
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