Geht es nach uns Bayern, wurde das Bier einst von bayerischen Mönchen erfunden. Denn ohne Bier hätten diese damals die Fastenzeit, also die Durststrecke nach der feucht-fröhlichen Faschingszeit, kaum aushalten können. Für diese These spricht, dass wir unsere Landeshauptstadt nach den vermeintlichen Bier-Erfindern benannt haben. Dagegen spricht, dass bereits vor 16000 Jahren im heutigen Israel Brauerein betrieben wurden.
Während der Gerstensaft in seinem Ursprungsland heute eher ein Schattendasein fristet, ist es in Bayern zum Nationalgetränk aufgestiegen. Hier wird alljährlich im Oktober das Weltfest des Bieres gefeiert. (Außer es ist gerade schon wieder Pandemie) Manche Stadt rühmt sich in Anbetracht ihrer größten kulturellen Leistung als „Bierstadt“. Und einen Grund, Alkohol zu trinken, haben wir in Bayern noch immer gefunden. Im Fasching wird übermäßig gerne getrunken, weil bald die Fastenzeit losgeht. In der Fastenzeit wird getrunken, weil diese zeitglich Starkbierzeit ist. Dazwischen bieten sich noch „Geburtstag“, „Wochenende“ oder einfach „Feierabend“ an, um gemütlich ein paar Maßen Bier, Glaserl Wein oder Stamperl Hochprozentiges zu genießen. Das gehört halt zu unserer bayerischen DNA dazu. Aber wehe, man lehnt eine abendliche Einladung, ein alkoholisches Getränk zu sich zu nehmen, höflich ab. Sowas geht in Bayern halt gar nicht. Stirnrunzeln und hochgezogene Augenbrauen und viele Gegenfragen hat dies stets zur Folge: „Musst noch fahren?“, gefolgt von einem „Ach komm, ein Glaserl geht schon!“ Bei jungen Frauen folgt unweigerlich die Frage: „Bist schwanger?“ Was zu vielen peinlichen Momenten führen kann, wenn man wirklich schwanger ist. Aber das ist eine andere Geschichte. Eine bessere ist die von einer Freundin, die nach einer Kartenrunde in München noch heimfahren musste. Während sich auf dem Tisch der Gastgeber die leeren Alkoholflaschen stapelten, lagen auf ihrer Seite ein halbes Dutzend leerer Dosen eines Energy-Drinks. Irgendwann deutete ihr Gegenüber auf die leeren Dosen des koffeeinhaltigen Zuckergetränkes und murmelte sorgenvoll: „Des is doch ned normal!“
Das einzige, das wirklich nicht ganz normal ist, ist, dass wir in unserem weißblauen Lieblingsland so sozialisiert worden sind, dass es unnormal ist, nichts Alkoholisches zu trinken. Gesund jedenfalls ist es auf keinen Fall. Wisst ihr, was aus dem Volk von Natufium, den ältesten Bierbrauern geworden ist? Nicht? Sie sind ausgestorben!
Noch ein bieriger Beitrag: Meine Bier-Sozialisation in Bayern und Amerika: Der 1780er-Bierschock
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