Beinahe wäre es passiert und unsere Gebete wären erhört worden. Gott sei Dank ist es nicht ganz so schlimm gekommen. Ich rede vom Regen. Vom Wasser. Davon war den ganzen Sommer über entweder zu wenig, oder zu viel da. Erst haben wir sorgenvoll die Bilder von leeren Flussbetten angeschaut, uns aber weiter gefreut, dass wir so einen super Sommer haben.
Dann waren auch die heimischen Regentonnen trocken und wir haben gedacht: Ja mei, a bisserl tröpfeln dürfte es schon mal wieder. Als sich dann selbst in unseren gesegneten Breitengraden die Rasenflächen von saftigem Grün in braungelbe Steppenfarbe verwandelten, gingen dann doch die ersten Stoßgebete himmelwärts, Petrus möge bitte die Schleusen öffnen. Als dies geschah, gab es prompt verschärfte Hochwasserwarnung. “Wann wird’s mal wieder Sommer” sang Rudi Carell schon, als unsere Boomer noch klein waren. Heute würde man sich fast wünschen, wenn das damals musikalisch geschmähte Wetter wieder normal wäre. Manch Cassandra auf Social Media behauptet sogar, unsere Generation würde später einmal wehmütig an milde Sommer wie heuer zurückdenken.
Und was machen wir? Wir fliegen jetzt erstmal in Urlaub. Um uns von den Schrecken dieses Jahres zu erholen und Kraft zu tanken für die kommenden Herausforderungen. Oder schlürfen im Garten im neu gebauten Pool einen Cocktail. Anders hält man den ganzen Wahnsinn sowieso nicht mehr aus. Nach zwei, drei Drinks lästert es sich, auf der Luftmatratze im beheizten Wasser schwimmend, übrigens vorzüglich über die Nachbarn: Die haben als einzige in der Siedlung noch einen grünen Rasen!!! Als ob diese Ignoranten noch nie was von Klimawandel und Wasserknappheit gehört hätten!
Da spricht natürlich auch der Neid eines Planschbeckenbesitzers, der seines kürzlich entsorgen musste. Kleiner Tipp am Rande: Planschbecken sollte man nicht mit Hochdruckreiniger saubermachen. Dennoch scheint es, als wären die Hirne des so hoch entwickelten Homo Sapiens zu klein, um langfristig nachhaltig zu handeln. Was soll schon ein so kleines Würstel wie ich am Klimawandel ändern, so der gängige Tenor. Und davon nehme ich mich selbst nicht aus. Der flugzeugfliegende Realitätsflüchtling bin nämlich ich selber. Ich fliege jetzt erstmal nach Griechenland und berichte das nächste Mal über das Thema “Flugscham”.
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Der Traunsteiner Autor Bernhard Straßer berichtet in seiner Kolumne alle zwei Wochen in der "Hallo Nachbar" über seinen "Alltag in Weißblau". Alle Beiträge findest Du hier: https://www.chiemgauseiten.de/bernhard-strasser/mein-alltag-in-weissblau/
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