O'zapft ist! Zwar nicht bei den Nordstream-Leitungen, dafür aber bei Bayerns wichtigstem Kulturgut: Alle Rohre frei für den hellen Gerstensaft - solange die Kohlensäure noch reicht! Denn – als hätten wir nicht schon genügend Probleme auf der Welt – wird jetzt auch noch das CO2 knapp. Und zwar genau dort, wo wir CO2 wirklich brauchen könnten: Nicht in der Atmosphäre, sondern als sprudelnden Zusatz in unserem heiligen Nationalgetränk.
Wer schon einmal ein kohlensäurearmes, sprich „lackes“ Bier getrunken hat, ahnt, wie schnell sich die Krise auf die Wiesn ausweiten könnte. Doch noch sind die Bier-Speicher gut gefüllt und das Oktoberfest in vollem Gange!
Mei wie schee war früher immer de Wiesn! Vor allem für die Wiesn-Wirte. Solange die Devisen flossen und die Kassen klingelten, war die Welt noch in Ordnung. Aber in Ordnung ist sie schon lange nicht mehr. Zuerst kommt da dieser Corona-Virus daher und auf einmal soll es nicht mehr gesund sein, zu Tausenden betrunken gemeinsam im Zelt zu schunkeln und „Hey Baby“ zu grölen. Dabei wirkt Alkohol doch desinfizierend! Dann wird auch noch die Energie knapp und die ewigen Kritiker fragen, ob es das wirklich sein muss. Dass die Wiesn Energie verschwendet, nur damit Millionen Menschen angesoffen Hendl und Ochsenbraten essen und meist eh nicht lang in sich behalten. Wer sowas fragt, der war sicher noch nie auf der Wiesn. Da ist's so heiß im Zelt, da braucht ma nix heizen! Und Energie ist genügend im Zelt! Spätestens wenn sie "Leyla" spielen! Das würd‘ ich denen entgegnen, wenn ich ein Wiesnwirt wär. Bin ich aber zum Glück nicht. Denn dadurch brauch ich nicht jeden kommerziellen Schmarrn verteidigen. Und kann andererseits so heftig Kopfschütteln, dass man mit der entstandenen Energie ein mittleres Wiesnzelt 17 Tage lang betreiben könnte. Ob es heuer wirklich schlau ist, zum Weltfest des Bieres zu fahren? Dort für 13,80 Euro die Maß das Geld auf den Kopf zu hauen, bevor es sowieso im schwarzen Schlund von Inflation und Heizungsrechnung verschwindet? Und im schlechtesten Fall als Souvenir neben dem Kater auch noch den Corona-Virus mit nach Hause zu bringen? Mei, des muss jeder selber wissen. Die weisesten Worte kamen vom Veranstalter: "Auf der Wiesn werden die Krisen nicht verdrängt. Sie werden nur für ein paar Stunden ausgeblendet!" Dem schließ ich mich an. Prost!
Der Traunsteiner Autor Bernhard Straßer berichtet in seiner Kolumne alle zwei Wochen in der "Hallo Nachbar" über seinen "Alltag in Weißblau". Alle Beiträge findest Du hier: https://www.chiemgauseiten.de/bernhard-strasser/mein-alltag-in-weissblau/
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Rebel (Donnerstag, 29 September 2022 20:39)
Prost! �