„Das Haus verliert nichts!“, war eine der Weisheiten, die mir meine Mama hinterlassen hat. Ein Satz, den wir heute, dreißig Jahre später in unser ganz persönliches Familien-Bullshit-Bingo übernommen haben. Ebenso wie „Bätt's zum Heilign Antonius, dann find’s es schon wieder!“
Kinder verlieren Sachen. Das liegt in der Natur der Sache. Womit meine Mama – und wahlweise auch der Heilige Sankt Antonius – nicht gerechnet haben, das ist unser jüngstes Kind. Egal, was ich selbst als Kind so alles vergessen und verloren habe, unser Kleinster hat alles bisher getoppt. Und ich rede hier nicht von Mützen oder Handschuhen. Die tauchten glücklicherweise den ganzen Winter über zuverlässig in der Fundkiste der Grundschule wieder auf. Sie hätten eine eigene Fundkiste nur für ihn aufstellen können, sie wäre jeden Tag aufs Neue gefüllt worden. Nein, solche Bagatellen entlocken uns nur noch müdes Schulterzucken. Und ja, ein Turnsackerl hat wohl jeder im Laufe seiner Schulkarriere schon einmal vergessen. Viele von uns sogar regelmäßig und teils absichtsvoll, sonst wären die Turnsackerlvergesser nicht zum geflügelten Wort geworden. Aber wenn man sogar Anrufe vom Schulsekretariat erhält, ahnt man, dass eine neue Stufe des Vergessens erreicht worden ist. Es war im Herbst. Ich war für die Kinder zuständig. Und so sehr damit beschäftigt, dass sich die Jungs nicht die Köpfe einschlugen, warm genug angezogen waren, keine Löcher in den Jogginghosen hatten und weder Turnsackerl noch Helm vergaßen, dass ich ein kleines Detail übersah. Kind 2 hatte keinen Schulpack dabei. Alles liegen und stehenlassend trat ich kurz darauf den Walk of Shame an: Während aus allen Fenstern der Grundschule belustigte Kindsköpfe herausschauten und lachend mit dem Finger auf mich zeigten, lieferte ich den vergessenen Schulranzen tapfer ab. Ich höre noch heute die hellen Kinderstimmen, wie sie schreien: „Schau, da hat einer seinen Schulpack vergessen!“ Aber sonst war ja nichts passiert. Die folgenden Monate hat er ein paar Mal sein Fußballtrikot vergessen, die Fußballschuhe sowieso. Aber alles konnte in kurzer Zeit wiederbeschafft werden. Bis jetzt endgültig etwas abhanden kam, was wirklich weh tut: Die Brille war nicht mehr da. Auf die Frage, wo denn, um Himmels Willen, seine Brille sei, zuckte er nur die Schultern: „Ich habe sie nie abgenommen!“. Jaja, das Haus verliert nichts. Die Frage ist nur, welches Haus. Nachdem sämtliche Häuser, in denen er sich an dem Tag aufgehalten hatte, abgesucht waren, blieb die Brille verschwunden. Und mir nichts anderes übrig, als mich bei allen Suchenden zu bedanken und in einem Postwurfblatt mit hoher Auflage eine Anzeige zu schalten, äh Kolumne zu schreiben, mit der Frage, ob jemand eine Kinderbrille irgendwo gefunden hat.
Die Kolumne von Bernhard Straßer in der Hallo Nachbar:
Noch eine lustige Kolumne:
Beim FC Bayern fällt immer mal wieder der Watschnbaum. Hier haue ich verbal mit drein: Das FC Bayern Fotzn Vorkommnis
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