Unsere kleinen Racker bringen uns regelmäßig an den Rand des Nervenzusammenbruchs. Der eine vergisst, wo er seine Brille abgelegt hat. Der andere vergisst uns mitzuteilen, dass er in Religion ausgefragt wurde und vergessen hat, etwas zu sagen. Er hat vergessen, welche Märtyrer es gibt. Dabei heißt er selbst wie einer der berühmtesten. Manchmal ist es echt zum Vergessen.
Und weil der alltägliche ganz normale Wahnsinn so anstrengend ist, war ich letztens heilfroh, als die Kinder außer Hauses verschwanden. Sie gingen zum Bolzplatz in der Stadt. Ein klein wenig schlechtes Gewissen hatte ich, weil Besuch da war und ich, ganz, ganz streng genommen, auf die Kinder hätte schauen müssen. Aber die habe wiederum ich vergessen. Als die Jungs zwei Stunden später zurückkamen, plapperten sie aufgeregt und begeistert auf mich ein. Ich verstand nur: „Polizei!“ und „Unfall“ und „Personalien angegeben.“ Oh mein Gott. Ich sah mich schon in der Zeitung als schlimmster Papa der Stadt, der seine hilflosen, unselbständigen Kinder alleine die Straße überqueren ließ. Und tatsächlich standen die Kinder in der Zeitung. Aber so ganz anders, als ich das befürchtet hatte. Die 4 Jungs hatten auf dem Weg zum Bolzplatz nämlich beobachtet, wie ein älterer Herr ohnmächtig wurde und zu Boden stürzte. Natürlich, erzählten sie mir aufgeregt, wollten sie erst wegschauen und damit nichts zu tun haben. Aber dann haben sie gesehen, dass der Mann wirklich Hilfe brauchte. Obwohl sie sehr aufgeregt waren, weil der Mann blutete, siegte der Mut: Sie entschieden sich dafür, das richtige zu tun und holten Hilfe. Der verletzte Senior konnte versorgt werden und die Kinder waren auf einmal von Blaulicht, Polizei und Rettungskräften umgeben. Und kehrten als kleine Helden nach Hause zurück. Ich konnte die Räuberpistole, die mir die Jungs erzählten, erst gar nicht glauben.
Doch dann stand es genauso in der Zeitung. Und nun haben wir sogar eine Einladung ins Rathaus bekommen, wo Polizei und Bürgermeister sich bei den 4 Jungs für ihre Tat bedanken wollen. Tja, so sauer wir Eltern wegen schlechter Noten und vergessenen Gegenständen manchmal sind, an diesem Tag waren wir dann doch mächtig stolz auf die Kinder. Wenn sie vielleicht nicht immer für Schule gescheit lernen, haben sie immerhin für das Leben etwas gelernt: Wie wichtig es ist, Menschen in Notsitationen zu helfen. Das werden sie hoffentlich nicht vergessen!
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