Es brodelt in Europas Bierland Nummer Eins. Zehntausende Menschen fürchten um ihre Zukunft und strömen protestierend auf die Straße. Sie kämpfen für ihr nationales Kulturgut, das Bier! Wer jetzt entflammt auf die Barrikaden springt und mitmarschieren möchte, den muss ich enttäuschen.
Das Bierland Nummer Eins ist nicht Bayern, sondern Tschechien. Dort hat die deutliche Bierpreiserhöhung um 10-20 Prozent zu Tumulten geführt, wie hierzulande nur das Streichen von Biodieselsubventionen. Bei unseren vergangenen Bauernprotesten wurde zwar auch gedroht, dass es ohne Bauern kein Bier gäbe. Diese süffigen Aussagen ließen einen Großteil im Land allerdings kalt wie ein gepflegtes Helles. Was ist nur los mit uns Bayern? Noch vor 150 Jahren war es nicht die Demokratiebewegung, die die Bayern auf die Straße trieb, sondern eine gesalzene Bierpreiserhöhung. Die Märzrevolution fand in München schon am 1. März 1844 statt und endete mit einem großen Erfolg der Bierrebellen: König Ludwig I. hatte ein Einsehen und nahm schon 5 Tage später die Preiserhöhung wieder zurück. Auch bei uns in Traunstein eskalierte einige Jahrzehnte später die Lage. Nach einer Bierpreiserhöhung auf 8 Kreuzer gingen 500 Traunsteiner Bürger zum Äußersten: Sie erklärten in einer Unterschriftenaktion dem Bierwucher den Krieg und gingen in den Bierboykott. Bei nüchterner Betrachtung war den meisten der höhere Preis dann doch die liebere Alternative zur Abstinenz und sie ließen den Boykott wieder bleiben. Wenn es ums Bier geht, war mit den Bayern nie zu spaßen. 1848 war es übrigens auch nicht die Demokratiebewegung, die König Ludwig I. endgültig stürzte. Nein, es war die Affäre mit der Tänzerin Lola Montez, wegen dem sich das Volk gegen den Kini auflehnte. Denn die Bayern sympathisierten mit Ludwigs Gattin Therese, nach der auch eine große Wiese vor den Toren der Stadt benannt war. Und jetzt sind wir wieder zurück beim Thema: Obwohl auf eben dieser Theresienwiese Jahr für Jahr im Oktober das Weltfest des Bieres veranstaltet wird, ging 2023 der Bierkonsum in Deutschland erneut zurück. Was ist los? Geht dem Bier der Saft aus? Oder sind auch daran mal wieder nur die Grünen schuld? Erst kommen sie mit dem Veggie-Freitag daher und jetzt mit Ideen wie dem Dry January. Das ist wirtschaftsgefährend! Also gefährlich für unsere bayerischen Wirtschaften. Aber natürlich auch nicht gerade ungesund. Also für uns. 40-60 Liter pro Jahr und Kopf weniger Bier zu konsumieren als die Tschechen, das müsste man allein schon am Bauch sehen. Aber ich schweife ab. Ich selber bin sowieso raus, ich trinke am Feierabend lieber meinen Primitivo Rotwein und finde auch Lola Montez spannender als die Theresienwiese.
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