Heute im Alltag in Weißblau: Ein Erstkommunionstag, wie er im Buche steht? Vielleicht nicht ganz! In meiner neuesten Kolumne geht es um einen Tag, der heilig beginnen sollte, sich aber als ein Fest der Fußballliebe und familiären Turbulenzen entpuppte. Ich erzähle, wie unser kleiner Protagonist sich zwischen FC Bayern und Albe entscheiden muss und die heilige Messe mit einem Match im Stadion konkurriert. Zwischen Weihrauch und Fußballfieber – ein Erstkommunionstag, der bayerischer nicht sein könnte!
Es ist der heiligste Tag im Leben der jungen Grundschulkinder. Schon seit Tagen sind sie beseelt davon, ein erstes Mal mit Jesus das Brot zu teilen und den Leib Christi zu empfangen. Die Kinder und ihre Angehörigen sitzen still und andächtig in der Kirche und werden noch tagelang vom religiösen Erbauungserlebnis schwärmen. So oder so ähnlich stellen sich gläubige Geistliche wohl den Ablauf der Erstkommunion vor. Da oute ich mich lieber gleich und gestehe, dass dieser heilige Tag bei uns ein wenig profaner abgelaufen ist. Und wasche meine eigenen Hände in Unschuld, denn auch ich hätte mir das ein wenig anders ausgemalt. Das ging schon los, als sich unser Kleiner einbildete, unter seiner Albe, seiner Weste und seinem Hemd zusätzlich noch das neue Bayern-Trikot zu tragen. Nicht mal die Gefahr zwischen den Weihrauchschwaden in der Kirche, noch mehr zu schwitzen als auf dem Fußballplatz, brachte ihn davon ab. Die Liebe zum vielleicht künftigen Vize-Meister war stärker. Es kam noch dicker. Schon im Vorfeld wurde unter den Brüdern und Cousins hochgerechnet, wie viel Geld jeder zur Erstkommunion geschenkt bekommen hatte oder kriegen würde. Meine erzieherischen Einwände, dass es um viel mehr als um Geld ginge, wurden wohlwollend zur Kenntnis genommen. Beinahe eskaliert wäre der Konflikt Glaube vs. Realität, als die Dankandacht am Abend terminlich mit einem Ausflug der Fußballmannschaft ins Red-Bull-Stadion kollidierte. “Entweder Erstkommunion ODER Fußballstadion!” versuchte ich als pädagogischer Fischer mein Kind wieder einzufangen. “Na gut, dann wünsche ich mir eben Tickets fürs Stadion zur Kommunion.” Engelchen und Teufelchen saßen auch auf der Schulter meiner Frau. Die war, wie die Jungfrau zum Kinde, zur Aufgabe einer Kommunionsmutter gelangt. In Zeiten, in denen das Thema Gottesdienstbesuch, sagen wir mal so, von uns kritisch hinterfragt wurde, waren wir dadurch so oft in der Kirche wie lange nicht mehr. Gottes Wege sind unergründlich, möchte man sagen. Eine zum Bersten gefüllte Stadtkirche und der eher einem Wirtshaus- denn Gotteshaus gleichende Grundlautstärkepegel zu Beginn machten den Erstkommunionstag zwar zu einem etwas profaneren, aber gleichzeitig sehr menschlichen Gottesdiensterlebnis. Unser Kind nahm schließlich feierlich den Leib Christi entgegen. Und beschwerte sich später, dass der gar nicht so gut schmeckte, als gedacht. Aber ist das nicht auch eine Allegorie auf den Glauben? Jedenfalls redete ich mir das ein und war selber ein wenig beseelt von einem durch und durch schönen Erstkommunionstag.
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