Heute geht's in der Kolumne um die überraschenden Gemeinsamkeiten von Hochzeiten und Beerdigungen. Nein, ich rufe jetzt nicht dazu auf, den Kranz zu werfen und der, der ihn fängt ist als nächster dran. Aber einige andere Parallelen gibt es dann schon:
Alles hat seine Zeit, heißt es so schön. Wie eng Glück und Trauer, Liebe und Abschied, Leben und Tod miteinander verwandt sind, durfte ich letzte Woche wieder erleben. Innerhalb von drei Tagen begleitete ich erst meine liebe Taufpatin auf ihrem letzten Weg. Und kurz darauf als Trauzeuge ein großartiges Paar vor den Traualtar. So unterschiedlich beide Anlässe auch sind, stellte ich verblüffend viele Gemeinsamkeiten zwischen Hochzeiten und Beerdigungen fest. Da ich in beiden inzwischen einiges an Expertise angesammelt habe, wage ich mich mal an einen Vergleich. Es geht schon los, dass beide Ereignisse in der Regel große Begegnungsfeiern sind. Die ganze Verwandtschaft, die Freunde, unterschiedliche Familien kommen zusammen. Manche Menschen lernt man kennen. Andere sieht man danach nie wieder. Sowohl auf Beerdigungen, als auch auf Hochzeiten. Auch sind beide Ereignisse traditionell zweigeteilt. Im ersten Teil wird geweint. Viel geweint. Nicht nur auf der Beerdigung. Der Grat zwischen Glückstränen und Tränen der Trauer ist übrigens ein sehr schmaler, habe ich gemerkt. Und äußerlich ohnehin nicht unterscheidbar. Nach dem zeremoniellen, tränenreichen Teil folgt der zweite, in dem gelacht wird. Viel gelacht. Nicht nur auf der Hochzeit. Ich bin unendlich dankbar für den bayerischen Brauch des Leichenschmauses. Er hat manche dunkle Tage in ein herzliches, fröhliches Fest verwandelt, an dem wir uns vom Verstorbenen dankbar verabschieden durften. Natürlich geht es auf Hochzeiten (hoffentlich) lustiger zu. Und man sollte den Hinterblieben beim Abschied nach dem Leichenschmaus auch nicht zurufen “Feiert nicht zu sehr!” Auch das weiß ich aus eigener Erfahrung. Interessant fand ich auch, dass beides sehr aufwändige Veranstaltungen sind. Aber die eine in etwa 3 Tagen organisiert wird und die andere oft mehr als ein Jahr Vorbereitung benötigt. Das muss an der guten Arbeit der “Funeral Planner” liegen. Die heißen in Bayern schlicht “Dodngraber”. Analog dazu noch die letzte Gemeinsamkeit, die mir sowohl auf der Beerdigung, als auch der Hochzeit aufgefallen ist: Beides ist eher kostspielig. Und am Ende gibt es jemanden, der die Rechnung der gesamten Veranstaltung übernimmt. Der aber nur in einen Fall als Gegenleistung Geschenke der Gäste erhält.
Leben und Tod und die Liebe hängen also auch in unseren Traditionen sehr eng beieinander, so verschieden sie auch sind. Ich selber hoffe dennoch, dass ich künftig wieder mehr auf Hochzeiten als auf Beerdigungen weinen werde.
Kommentar schreiben