Die Stadt der Tauben

Friedenstauben? Nicht mehr mit mir! In meiner neuen Kolumne 'Mein Alltag in Weißblau' erkläre ich nicht nur, warum ich – ein überzeugter Tierfreund und Vegetarier – einen Konflikt mit Tauben habe - sondern ihnen zugleich den Krieg! Was als Nachbarschaftsstreit mit einer Taubenfamilie begann, hat nun ungeahnte Ausmaße angenommen. Warum ich jetzt sogar eine Super Soaker im Aldi gekauft habe? Finde es heraus in der neuen "Hallo Nachbar" Kolumne! 

Nie könnte ich einer Fliege etwas zuleide tun. Manchmal komme ich mir vor, als wäre in mir ein Hinduist wiedergeboren. Mein Respekt vor Tieren geht so weit, dass ich längst kein Fleisch mehr esse und ich selbst vor dem Verzehr meines Ei am Morgen am liebsten ein Ritual zelebrieren würde, um mich bei dem ungeborenen Huhn zu bedanken, dass es seine Zukunft für mein Frühstück geopfert hat. Und trotzdem habe ich nun einem Tier den Krieg erklärt. Ausgerechnet ich, der als Kind den Bauernsohn von nebenan überredet hatte, die süßen Mäuse auf seinem Hof zu füttern, befindet sich in einem Nachbarschaftsstreit mit einer Taubenfamilie. Ja, es soll so irre Nachbarn geben, die ihren ehemaligen englischen Rasen in eine Feldwiese verwandeln, weil sie Glühwürmchen und Grillen anlocken wollen. So verrückt war ich selber einmal. Aber jetzt ist Schluss mit der Natur. Wenn mich die Natur schon mitten in der Früh mit ihrem grölenden Gurren weckt und mir die Terrasse und die Tomatentöpfe zuscheisst, hab ich kein Verständnis mehr für die Natur. Etwa ein Jahr lang hatten wir uns auf Waffenstillstand geeinigt. Aber diese Tauben scheinen nicht gerade die hellsten zu sein. Obwohl, oder vielleicht weil ich ihnen eine Schonfrist für die Brutzeit gewährt hatte, meinen diese vermaledeiten Vögel, dass mein Dach nun ihnen gehört. Freundliches Zureden, lautstarkes Anschreien, tatkräftiges Entfernen des alten Nestes haben nichts genutzt. Diese Vieher kommen immer wieder. Und sie werden immer mehr. Als ich mich letztens dabei erwischte, wie ich mir beim Aldi die Super Soaker Spritzpistole einzig zu dem Zweck zulegte, den kalten Taubenkrieg in einen heißen zu verwandeln, ahnte ich, dass ich mich ab sofort nicht mehr als “Tierfreund” bezeichnen darf. Ich fantasierte sogar, ab sofort wieder Fleisch zu essen. Bevorzugt Taubenbraten. Seitdem die Diplomatie zwischen Tauben und mir gescheitert ist, habe ich auf einmal einen geschärften Blick für all die Tauben in der Stadt. Anscheinend hat die ganze Stadt ein Taubenproblem. Es soll sogar einige Tierliebhaber geben, die die Tauben füttern. Wie blind für die Fortpflanzungsfähigkeiten der Tauben kann man nur sein? Inzwischen ist die gesamte erreichbare Fläche des Dachfirstes mit Taubenabwehr aufgerüstet. Nur an die die höchste Stelle und leider auch die Brutfläche komme ich nicht ran, ohne mein Leben zu riskieren. Aber wer weiß, wenn mich die Tauben weiter so provozieren, riskiere ich auch das. Dann soll auf meinem Grabstein stehen: “Die Tauben haben angefangen!”

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