Der Schulanfangs-Schock

Von der Ferienidylle ins Schulchaos: Gerade noch den Cappuccino Freddo am weißen Sandstrand getrunken, schon kämpfst du in der Schreibwarenabteilung um das letzte linierten Heft mit Doppelsichtrand. In meiner aktuellen Kolumne "Mein Alltag in Weißblau" schildere ich den alltäglichen Wahnsinn des Schulanfangs, wenn aus Entspannung Stress wird und selbst der pinke Umschlag zum Drama des Jahres avanciert. Ein augenzwinkernder Blick auf das elterliche Überlebenstraining zwischen Urlaubssehnsucht und Schulmaterialkämpfen!

Du machst die Augen zu, riechst das Meer und lauscht der Brandung. Die Kinder bauen Sandburgen im weißen Sand und du träumst vom Cappuccino Freddo, den du dir gleich gönnen wirst. Du bist in den schönsten griechischen Buchten ins Wasser gesprungen, wurdest eine Woche lang kulinarisch verwöhnt und bist durch und durch entspannt und erholt. Harter Schnitt. Zwei Tage später. Du machst die Augen auf. Du stehst eingezwängt zwischen Dutzenden hysterischen Eltern in der Schreibwaren Abteilung und kämpfst um das letzte Exemplar des linierten Din A4 Heft mit Doppelsichtrand in Umweltpapier. Du gewinnst. Dafür gibt es keinen violetten Umschlag mehr für das Fach Latein. Du kannst nun entweder Weinen oder den pinken kaufen. Dann wird der Sohn weinen. Du entscheidest dich für Letzteres. Als du dich in einer der drei Schlangen, die von der Kasse durch die gesamte Länge des Geschäfts reichen, einreihst, übst du dich in meditativen Atemübungen. Die aber zwanzig Minuten später in Schnappatmung enden, da die kurzfristig Angelernten Verkaufsaushilfen, so aufopferungsvoll sie auch die Hefter, Spitzer und Radiergummis scannen, dem wütenden Ansturm der Schulutensilien einkaufenden Eltern nicht gewachsen sind. Am Abend, nachdem du stundenlang die Schulbücher in Folie eingepackt hast, wirst du feststellen, dass dein Sohn beim Screenshot der Schul-Einkaufsliste eine komplette Spalte vergessen hat. Als du ihn auf pädagogische Weise dezent darauf hinweist, dass du wegen seines Fehlers nun erneut ins Haifischbecken Schulutensilien-Einkauf springen musst, fährt er dich an: “Digga, was kann ich dafür?” 

Am Abend wirst du verzweifelt im Bett liegen und daran denken, wie süß die Kinder vor nicht allzu vielen Jahren einmal waren. Und, dass der eigentliche Alltags-Wahnsinn jetzt erst losgeht. Du wirst an frustrierende Englisch-Lern-Nachtschichten denken. An die ganzen Elternabend-Termine, die immer mit anderen wichtigen Terminen kollidieren. Und natürlich an die Rechnungen der Schule für sämtliche Materialien, die die Lehrer bereits angeschafft haben. Für das Geld hätte man zwei, drei Tage länger in Griechenland bleiben können. Im weißen Sand liegen, aufs türkise Meer blicken. Keine Termine haben. Ach, wärst du doch dort geblieben!

 

Die Vorletzte Seite der "Hallo Nachbar"

Kommentar schreiben

Kommentare: 0