Fack ju Klima 2 1/2

Mit Kindern alte Komödien schauen ist ein Heidenspaß – und zeigt, wie aktuell Filme bleiben. Klimakrise, Zukunftstechnologien und Selbstkritik: Wir wussten schon als Kinder Bescheid, doch handeln müssen wir jetzt.

Wir haben derzeit einen Heidenspaß, mit unseren Kindern die Filmkomödien anzuschauen, die wir früher lustig fanden. Endlich sind sie groß genug, dass wir Filme anschauen, über die auch wir Eltern lachen können. Selbstverständlich ist es eine pädagogische Gratwanderung und erzieherische Herausforderung. Forrest Gump beispielsweise hinterließ viele Fragen bei unserem Kleinen, der danach alles über den Vietnamkrieg und die US-Präsidenten wissen wollte. Der Film, bei dem wir am meisten gelacht, aber dem Kleinen am häufigsten die Ohren zuhalten mussten, war Fack ju Göhte. Am Ende des Films fragte er mich: „Papa, ich weiß jetzt, was Fack ju heißt. Aber was heißt eigentlich Goethe?“

Für mich persönlich war neben den Reaktionen meiner (nicht mehr ganz so) kleinen Jungs auch interessant, wie die Filme, teils 20 Jahre später, gealtert waren. Die fabelhafte Welt der Amélie – immer noch großartig. Die Otto-Filme? Naja. Bei der Nackten Kanone 2 ½ blieb mir der Mund weit offen. Nicht nur vor Lachen. Das blieb kurz im Halse stecken. Denn der Bösewicht stellt im Film aus dem Jahr 1991 drei Zukunftstechnologien vor: eine PV-Zelle, die Sonnenlicht in Strom verwandelt, eine Leuchtstoff-Glühbirne, die kaum Strom verbraucht, und ein Auto, das elektrisch fährt. Die Vertreter der Öl-, Kohle- und Atomindustrie sind im Film entsetzt und sich einig, dass mit aller Macht verhindert werden muss, dass diese ihre eigenen Geschäfte disruptierenden Erfindungen bekannt werden.

Über dreißig Jahre später sind die damaligen Zukunftstechnologien längst Realität in unserem Alltag. Und dennoch ist der Film aktueller denn je. Denn spätestens mit der Wahl eines US-Präsidenten, der Öl und Verbrenner wieder stärken will, ist Wirklichkeit geworden, was jahrzehntelang nur in Klamauk-Komödien möglich zu sein schien. Dass zudem ausgerechnet der Mann, der Elektroautos massentauglich machte, sich auf die Seite der Klimaleugner geschlagen hat, ist obendrauf eine Pointe, die sich kein Drehbuchautor auszudenken gewagt hätte.

Ja, wenn der Alltag der Gegenwart nur noch Horrormeldungen zu bieten hat, flüchte ich lieber in die heile Welt der 90er-Jahre-Komödien. Und ich schaue selig meinem Kleinen zu, wie er aus vollem Halse bei Hot Shots lacht, wenn Pilot Strahlemann sich mit den Worten verabschiedet: „Ich habe herausgefunden, wie man das CO₂-Problem löst!“ – und anschließend versehentlich den Schleudersitz betätigt und ohne Fallschirm abstürzt.

Danach schäme ich mich. Nicht nur, dass ich die Kinder solche Filme anschauen lasse. Sondern, dass ich selbst als Kind bereits alles über die Klimasituation gewusst hätte. Wir alle also. Und wir haben es nicht hingekriegt. Noch nicht.

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