Die Suche nach dem wahren Geist der Weihnacht scheitert ja oft daran, dass man in der Stadt keinen Parkplatz findet. Ich meine, mich dunkel zu erinnern, dass ich früher, in jungen Jahren, dem wahren Geist der Weihnacht einmal tatsächlich begegnet bin: Als wir nach der Christmette einen speziellen Weihrauch konsumierten, der zu Christi Geburt mit Sicherheit noch nicht legalisiert war.
Ein paar Jahre vorher war dieser Heiligabend, als wir angehende Teenager wirklich und wahrhaftig das Gefühl hatten, dass uns der Heiland geboren ist. Wie Hirten und ihre Schafe starrten wir staunend mit weit aufgerissenem Mund auf das, was uns wie ein Engel erschienen. Es war aber weder ein Lichtwesen, noch Gottes Sohn, dem wir an diesem Abend und noch vielen weiteren huldigten, sondern der blaue Bildschirm des Commodore C64. Auch das war weniger der wahre Geist der Weihnacht, sondern eher der Untergang des Abendlandes, wie es meine Eltern - nicht ganz zu Unrecht - befürchteten. Noch ein paar Jahre früher war Weihnachten ganz einfach und reduziert auf das Eine, was an Weihnachten wirklich zählt: Möglichst große Geschenke! Wie schön war es, als ich als Kind endlich dieses riesige Paket, auf dem mein Name stand, hemmungslos aus dem Geschenkpapier reißen durfte. Ich hatte mir, um das Christkind zu testen, aber ohne Hoffnung, es wirklich zu bekommen, etwas sehr Großes, Teures auf den Wunschzettel geschrieben. Ich konnte mein Glück nicht fassen, unter dem Geschenkpapier tauchte tatsächlich das Playmobil Piratenschiff auf. Vielleicht glaubte ich an diesem Heiligabend so fest wie noch nie an das Weihnachtswunder und die Existenz des Christkindes. Wenn ich so wie ein Engerl gedanklich durch die vergangenen Weihnachten schwebe, bleibe ich heutzutage aber bei einem anderen, wirklich perfekten Weihnachten hängen: Vor 10 Jahren begab es sich, dass meine Frau am 23. Dezember unseren zweiten Sohn gebar. Unser Christkind kam nicht in einer Krippe, aber auf dem Boden des Kreißsaals auf die Welt, während es wie in einem Weihnachtswunder draußen in dicken Flocken zu schneien begann. In dieser Nacht stand über unserem Haus eine auffällige Sternenkonstellation. Und wer jemals an Weihnachten das Geschenk eines neugeborenen Kindes erfahren hat, der ahnt ein wenig, dass er den wahren Geist der Weihnacht längst gefunden hat.
Kommentar schreiben