Eigentlich wäre mein Alltag schon anstrengend genug – Trump, Musk und der hiesige Wahlkampf sorgen für ausreichend Irrsinn. Aber ich komme gar nicht dazu, mich zu sehr über die Politik und Weltlage aufzuregen. Denn der eigentliche Alltag lässt das gar nicht zu. Hier ein typischer Morgen: Schon mitten in der Früh muss bis sieben Uhr gemanagt werden, wie unsere Kinder in die Schule kommen.
Manchmal bin ich der Klischee-Papa, der die Kids direkt vor die Schule fährt. Aber meistens wird in einer hochkomplexen WhatsApp-Gruppe geklärt, mit welchem den Witterungen angepassten Untersatz die Kinder der Nachbarschaft gemeinsam in die Schule fahren. So komplex, dass ich als Papa da gar keinen Einblick habe, sondern die Weisungsbefugnis bei der einzigen Person liegt, die das Alltags-Tohuwabohu halbwegs überblickt: der Mama.
Warum das gut so und absolut notwendig ist, hat sich letztens wieder gezeigt: Vereinbart war, dass Kind 2 bei leichtem Schneefall zusammen mit den anderen Kindern zu Fuß in die Schule stapfen sollte. Als beide Kinder samt Papa, also mir, zeitgleich das Haus verließen, sah kurz alles so aus, als liefe das allmorgendliche Routinenuhrwerk wie am Schnürchen. Doch innerhalb Zehntelsekunden zerfetzte es die elterliche Befehlskette und durch Missverständnisse, fehlende Achtsamkeit und schlichter Ignoranz trudelten die Leben gleich mehrerer Familien ins totale Chaos.
Kind 1 hatte nämlich aus bis heute unerfindlichen Gründen zu verstehen geglaubt, dass sein kleiner Bruder mit ihm mitgehen solle. Dieser wiederum, der in der Situation die Weisungsinstanz seines großen Bruders als hoch genug einstufte und in der Gaudi des Augenblicks sowieso mehr Bock auf Schneeballschlacht mit seinem "Bro" als den Spaziergang mit den Mädchen hatte, bog statt nach links nach rechts ab. Ich, der verdutzte Papa, war gedanklich schon in der Arbeit, zuckte kurz verwundert die Schultern und ging meinerseits meines Weges. Vorbei am Nachbarsmädchen, das allein in der Kälte stand und offensichtlich auf jemanden wartete. Da ich den Drang, ihr zu sagen, mein Sohn sei schon Richtung Schule gegangen, als unbegründet erachtete, ließ ich höchstpersönlich die letzte Chance, das Chaos zu verhindern, verstreichen.
Als ich in der Arbeit ankam, blinkten mehrere Anrufe meiner Frau am Display auf. Unser Kind sei nie am Treffpunkt angekommen. Die Erleichterung, dass unser Kind nicht entführt wurde und wenn ja, nur vom großen Bruder, wich sofort dem Wissen um des Chaos, das wir angerichtet hatten. Die anderen Kinder hatten vergeblich aufeinander gewartet. Ein Kind war zu spät dran und hätte mit dem Auto gefahren werden müssen. Der Wagen sprang nicht an. Dafür sprang die Kette beim Fahrrad raus.
Als mittags unser Schlingel von der Schule nach Hause kam und wir ihn strengen Blickes fragten, was heute früh denn los war, zuckte der die Schultern: "Nichts. Wieso fragst du?"
Kommentar schreiben
Frank (Donnerstag, 30 Januar 2025 15:41)
Hallo, eigentlich hat mich Ihr literarisches Engagement sehr gefreut und z.B. die Idee, verschiedenen Zielgruppen die deutsche Sprache in Form von gut lesbaren Kurzgeschichten näher zu bringen, gefällt mir außerordentlich gut, auch wenn dies im Kern vermutlich nur ein geschicktes Marketing ist, um Ihre Bücher an den Mann und die Frau zu bringen.
Aber das geht für mich dennoch in Ordnung, da es ja jedem freigestellt ist, ob er sich (nur) Ihrer kostenlosen Angebote bedient, oder - aus welchem Interesse auch immer - sich auch Kostenpflichtiges bestellt. Letztlich sollen und müssen Sie ja leben und selbstverständlich hat Ihre Arbeit einen Wert, für den Ihnen logischer Weise eine entsprechende Entlohnung zu steht.
Weshalb Sie jedoch auf Ihrer Homepage politische Statements abgeben, erschließt sich mir nicht. Eine solche Verquickung von einer Dienstleistung mit privaten politischen Ansichten lehne ich nicht nur persönlich ab, sondern für meinen Geschmack diskreditieren Sie sich damit sogar selbst. Denn wenn man private Meinung und Geschäftliches nicht sauber trennen kann, dann wirkt das Ganze auch auf andere ziemlich unprofessionell. Und wem wollen Sie sich damit eigentlich anbiedern, wenn Sie hier Menschen wie Donald Trump, Elon Musk sowie die politische Meinung von Millionen deutscher Bürger als "Irrsinn" bezeichnen?
Es wäre (wenn überhaupt) besser und sinnvoller gewesen, wenn Sie - jedoch auch nicht hier in Verbindung mit Ihrem Angebot - z.B. den Irrsinn und das Leid der politisch motivierten Corona-Maßnahmen der vergangenen Jahre angeprangert hätten. Diese haben in vielfältiger Weise ganz besonders den Kindern und den Alten in unserem Land geschadet. Noch heute sind viele davon traumatisiert und/oder haben Schäden durch das völlig sinnlose Maskentragen und die erwiesener Maßen schädliche Covid-Impfung. Dies zu brandmarken und sich für eine Evidenz gestützte Aufarbeitung einzusetzen, wäre ja sogar noch hilfreich gewesen. Mit Ihren markigen Sprüchen ist jedenfalls rein gar nichts gewonnen.
Für mich kommt daher Ihre Homepage als ideologisch aufgeladen daher, so dass ich die Gefahr sehe, dass durch Ihr Angebot besonders Kinder und Jugendliche, aber auch unbedarfte Deutschlerner politisch beeinflusst, wenn nicht sogar von Ihnen instrumentalisiert werden.
Für mich Grund genug, gleich morgen in meinem DaF-Kurs Ihre Texte nicht zu verwenden und vor allem auch nicht auf Ihre Seite zu verweisen. Selbst einen ablehnenden Hinweis auf Ihr Angebot empfinde ich schon als Werbung dafür, die es unbedingt zu vermeiden gilt. Dennoch werde ich zumindest in Kollegenkreisen zukünftig vor Ihrem ideologisch verbrämten Angebot warnen, damit es dort keinesfalls verwendet wird.
Auf eine Kehrtwendung in Ihrem Denken wage ich nicht zu hoffen, da dies meiner Erfahrung nach in der Regel populistisch und ideologisch ausgerichteten Menschen fremd ist.
MfG, F.