Ausflug zur Herreninsel

Ein Ausflug zur Herreninsel und ein Besuch im Schloss Herrenchiemsee ist kein Geheimtipp, aber definitiv ein Highlight im Chiemgau. Dieser Beitrag über die Herreninsel ist ein Auszug meines Chiemsee-Portraits aus dem Buch "Seen", erschienen im lichtung verlag. Die Herreninsel-Geschichte hat es leider nicht ins Buch geschafft, ich hoffe, ich kann euch dennoch, dass er Lust auf einen Besuch im Schloss und das Seen-Buch macht! Alle Info über das Buch findet Ihr hier.

Die Inseln des Chiemsees und ihre Anziehungskraft

Die meisten der mehr als eine halbe Million Menschen, die den Chiemsee besuchen, kommen allerdings nicht wegen des Wassers. Sondern wegen dem, was aus dem Wasser herausragt: die Inseln. Drei sind es an der Zahl, benannt nach Herren, Frauen und – weil es damals nur zwei Geschlechter gab – die dritte schlicht Krautinsel genannt. Was fast passt, denn die Frage, was Herr und was Frau ausmacht, gleicht heutzutage Kraut und Rüben, aber das ist eine andere Geschichte. (Meinen Ausflugs-Bericht über die Fraueninsel könnt Ihr hier nachlesen)

Die Krautinsel ist ohnehin so klein, dass sie von keinem Dampfer angefahren wird und kein nennenswertes Gebäude darauf Platz findet. Ganz anders sieht es bei der Herreninsel aus. Sie ist groß genug, dass sich einst Kelten dort verschanzen konnten, später ein großes Kloster bewirtschaftet wurde und schließlich mitten im Wald ein Königsschloss entstand.

König Ludwig und der Bau von Schloss Herrenchiemsee

Nach Napoleons Säkularisation stand die gesamte Herreninsel zum Verkauf, und eine Investorengruppe wollte die Wälder roden. Doch da kam ihnen der „Kini“ zuvor, der einen Ort suchte, um sein bayerisches Versailles zu bauen. Einen triftigen Grund hatte er zwar nicht, aber die Herreninsel war, das muss man neidlos anerkennen, ein zauberhaftes Stück Land für das Schloss eines Märchenkönigs.

Beim Schlossbau kreuzten sich kurz, ganz kurz, die Schicksalslinien von König Ludwig und meiner Familie. Ludwigs Schlossbauer war ab 1878 ein gewisser Franz Brandl, der sich vom einfachen Ziegenhirten zum Königlich Bayerischen Bauleiter hochgearbeitet hatte. Der später in den Adelsstand erhobene Ritter Franz von Brandl war einst in meine Ur-Urgroßmutter verliebt gewesen. Hätte sie seinen Heiratsantrag nicht ausgeschlagen, gäbe es mich heute nicht. Und wer weiß, ob es das Schloss Herrenchiemsee gegeben hätte, denn als Ludwigs Kassen mal wieder klamm waren, finanzierte Franz Brandl die Bauarbeiten mit einem Privatkredit. Meine Ur-Uroma hätte dem sicher nicht zugestimmt. Aber sie hat ja lieber meinen Ur-Uropa geheiratet und so zumindest genetisch den Grundstein für meine Familie gelegt. (Die Geschichte könnt Ihr hier nachlesen)

Ein märchenhafter Ausflug zum Schloss Herrenchiemsee

Ein Tagesausflug mit einer vierköpfigen Familie per Schiff und Kutsche, samt Führung und Abendessen, kostet übrigens ziemlich genau so viel, wie ich für diesen Artikel honoriert bekomme. Das sagt natürlich wenig darüber aus, ob es am Chiemsee teuer ist oder ob man als Autor so wenig verdient. Aber dass so ein Ausflug jeden Euro wert ist, verrieten die glücklichen Gesichter, die man auf dem Weg zurück auf dem Schiff beobachten konnte – ausgenommen meines Kleinsten, der sauer war, weil er im wunderschönen Biergarten der Inselwirtschaft mit Blick auf die Fraueninsel nur eine Pfannkuchensuppe bekommen hatte. Dabei hätte er doch viel lieber eine Leberkässemmel gehabt.

Ähnlich ging es übrigens König Ludwig, wenn auch in umgekehrter Form. So prunkvoll sein Schlafgemach im Schloss auch eingerichtet war, mit dem riesigen vergoldeten Bett und der Wendeltreppe hinunter zu seinem privaten Pool, so bescheiden nächtigte er die meisten Tage auf der Insel in einem einfachen Schlafzimmer im Kloster. Denn eigentlich war das Schloss nichts weiter als eine Fantasie eines exzentrischen Märchenkönigs – und das ist es bis heute geblieben. Gleich nach Ludwigs Tod wurde Schloss Herrenchiemsee der Bevölkerung zugänglich gemacht, die nicht schlecht staunte, was der „Kini“ dort neben vielen Schulden hinterlassen hatte.

Kostspielig war der Bau des Schlosses ohne Frage. Aber wie einer der Schlossführer treffend sagte: „König Ludwig hat mit seinen Schlössern bis heute Arbeitsplätze geschaffen.“ Und das wird sicher noch viele märchenhafte Jahre so bleiben.

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