Adolf Hitler besuchte offiziell drei Mal Traunstein. Zwei Mal als Redner und einmal als Reichskanzler. Weniger bekannt ist, dass Hitler durchaus öfter in Traunstein war und auch einige Monate dort als Mitglied der Wachmannschaft des dortigen Strafgefangenenlagers zugebracht hat. Auch zu Eva Braun gibt es eine direkte Verbindung nach Traunstein: Ihre Eltern lebten dort von 1943 bis zum Ende des Krieges.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs ist Deutschland von politischen Unruhen erfasst. In Bayern wurde die Räterepublik ausgerufen. In Traunstein befindet sich ein Kriegsgefangenenlager, das von Grenzschutztruppen bewacht wird.
Nach Traunsteiner Quellen hat sich Anfang Februar 1919 der Gefreite Adolf Hitler zusammen mit seinem Weltkriegskameraden Ernst Schmidt freiwillig zum Dienst im Traunsteiner Gefangenenlager gemeldet. Dort befanden sich französische und russische Kriegsgefangene, die außerhalb des Lagers arbeiteten.
Am 7. März muss Hitler zurück nach München, da das Lager in Traunstein aufgelöst wird.
Diese Daten decken sich mit Hitlers eigenen Angaben in seinem Buch "Mein Kampf". Allerdings gibt es einen Expertenstreit, ob diese Daten so stimmen können, da Hitler auf einem auf Februar 1919 datiertem Foto mit Münchner Soldaten identifiziert wurde, auf dem dem ermordeten Kurt Eisner gedacht wird.
Der Traunsteiner Experte Gerd Evers nennt seinerseits die Zeit von November 1918 bis Ende Januar 1919. Es steht sogar die Frage im Raum, ob es damals eine Zeit gab, in der Hitler politisch links gewesen sei und Hitler durch die Fälschung seiner Traunsteiner Zeit verbergen wollte, dass er sich im Februar 1919 in linken Kreisen bewegt hatte. So oder so - genau diese Zeit, die er auch in Traunstein verbracht hat, war auch jene Zeit, in der sich Hitler politisch radikalisierte. (Siehe auch diesen Link: https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article116867129/Wie-links-war-Adolf-Hitler-im-Jahr-1919.html
Der erwähnte Ernst Schmidt ist übrigens ebenfalls eine interessante Chiemgauer Persönlichkeit. Er war während des Ersten Weltkriegs so eng mit Hitler befreundet, dass Hitlers Gegner später das Gerücht streuten, beide hätten eine homosexuelle Beziehung gehabt. Schmidt löste sich in den Zwanzigern aber auch räumlich von Hitler und ließ sich in Garching nieder, wo er auch einige Jahre Bürgermeister war. (Quelle: https://spartacus-educational.com/Ernst_Schmidt.htm)
Im November 1922 wurde die Ortsgruppe der NSDAP in Traunstein gegründet. Einen Monat später kehrte Adolf Hitler als wichtigster Redner der jungen Partei nach Traunstein zurück. Er wurde am Bahnhof von einer Musikkapelle empfangen und mit viel Pomp in die Turnhalle, die spätere Franz-Eyrich Halle begleitet. Der Turnverein hatte extra für Hitler die Satzung geändert, die ursprünglich politische Veranstaltungen untersagt hatte. Hitler referierte zum Thema "Der Nationalsozialismus - Deutschlands Zukunft". Die Zeitungen berichteten am nächsten Tag von der erstmaligen optischen Enttäuschung bezüglich des damals als "bayerischer Mussolini" geltenden Hitlers. Die Rede selbst wurde von allen Zeitungen mehr oder weniger begeistert gelobt. Die meisten Artikel verschwiegen allerdings, dass die wenigen kommunistischen Gegenredner von der SA niedergeknüppelt wurden und die Nazis schon auf ihren frühen Veranstaltungen schon dafür sorgten, dass es keine laute Gegenrede gab.
Seine zweite vielumjubelte Rede hielt Hitler am 20. April 1928 (seinem Geburtstag) erneut in der Turnhalle in Traunstein. Die Rede dauerte drei Stunden lang und trotz hoher Eintrittspreise war die Halle bis auf den letzten Platz gefüllt.
Seinen dritte und letzten offiziellen Besuch in Traunstein hatte Hitler am 17. April 1932. Die Bilder des Besuchs dokumentieren bereits den Personenkult, der um Hitler betrieben wurde. Vor allem, da es lange Zeit geheißen hatte, Hitler könne doch nicht persönlich nach Traunstein kommen, war die Begeisterung umso größer, als Hitler doch noch ein drittes Mal in der Turnhalle sprach.
Da Traunstein auf der Strecke zwischen den Hitler-Nebenwohnsitzen München und Berchtesgaden lag, war er folglich wesentlich öfter in Traunstein zu Gast als seine drei offiziellen Rednerauftritte.
Einige der Besuche sind im Tagebuch der NSDAP Gruppe Traunstein dokumentiert:
Am 27. März 1933 fuhr Hitler (inzwischen Reichskanzler) im Auto durch Traunstein. Viele Leute und Schulkinder hatten sich vor dem Rathaus angesammelt.
18. April 1933: Der Ortsgruppenleiter Hans Übler verstarb im Krankenhaus Traunstein. Hitler besuchte ihn einige Tage zuvor.
15. August 1933: Hitlers Adjutant Brückner und eine Nichte Hitlers waren zwischen Seegatterl und Reit im Winkl schwer verunglückt. Beide wurden von Hitler ins Krankenhaus Traunstein gebracht. In den folgenden Tagen ist Hitler regelmäßig zu Gast im Krankenhaus.
Spätestens nach Ausbruch des zweiten Weltkriegs dürfte auch den Traunsteinern klar geworden sein, dass Hitler und die NSDAP ein verbrecherisches System etabliert hatten, das nicht nur Deutschland, sondern den gesamten Kontinent in einen selbstzerstörerischen Abgrund stürzten.
1943 suchten zahlreiche direkte Opfer des Krieges in Traunstein Schutz. Darunter auch das ausgebombte Münchner Ehepaar Friedrich und Franziska Braun. Sie bezogen eine Wohnung in der Bahnhofstraße 16. Friedrich Braun, ursprünglich Gewerbelehrer im städtischen Schuldienst, war auch Dienststellenleiter und Verwaltungsführer großer Reservelazarette der Wehrmacht.
Der Name Braun, der heute umgehend sofort mit Hitler assoziiert wird, war damals in Traunstein völlig unauffällig. Denn die Beziehung von Eva Braun, der Tochter des Ehepaares, mit Adolf Hitler wurde damals streng verheimlicht. Erst nach der Heirat und dem gemeinsamen Suizid im Führerbunker in Berlin erfuhr Deutschland und die Welt durch die Alliierten, dass Hitler überhaupt eine Beziehung mit einer Frau hatte.
Dies bedeutete für das Ehepaar Braun, dass kurz nach Besatzung der Alliierten ihre Wohnung, Mobiliar und Kleidung als Schwiegereltern des Diktators umgehend beschlagnahmt und einer Dolmetscherin zur Verfügung gestellt wurde. Fritz Braun wurde als Lehrer entlassen. Das Ehepaar Braun verließ daraufhin Traunstein und ging nach Ruhpolding. Fritz Braun verdingte sich als Schreiner und beide lebten dort bis zu ihrem Lebensende.
Einmal noch wurde der Rummel um die Brauns groß, als 1948 ein angebliches Tagebuch von Eva Braun veröffentlicht wurde, das Eva Braun - laut dessen Aussagen - Luis Trenker geschenkt hatte. Die Brauns in Ruhpolding wurden von Reportern belagert und auch die Traunsteiner genossen die wilde Gerüchteküche, die mal nichts mit Tod und Verderben der Nazizeit, sondern mit Hitlers Unterhosen und Badegewohnheiten zu tun hatten.
Allerdings stellte sich rasch heraus, dass die Tagebücher eine Fälschung waren. Das echte - sehr knappe - Tagebuch Eva Brauns sowie alle Erinnerungsstücke an Eva, die die Familie Braun in Besitz gehabt hatten, waren von den Amerikanern als Souvenir mitgenommen worden.
Siehe auch hier: https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44418996.html
Weitere Quellen:
Gerd Evers "Ich habe doch nur meine Pflicht getan" ABC Verlag Ising
"Traunwelten" 9a-CHG Traunstein (Danke noch für das Geschenk : )