Das allererste Fußballspiel im Leben eines Kindes ist ein einschneidendes Erlebnis das man nie vergisst. Soviel wusste ich bereits. Dass es auch für den Papa ein überwältigendes Erlebnis ist, war mir neu.
Jetzt kann ich auch mitreden: Am Wochenende lief Bastian beim Bambini Turnier der DJK Otting im Trikot des SV Surberg auf. Und - ja, es war für alle Beteiligten ein spannendes Erlebnis:
Mein eigenes erstes Fußballspiel hatte ich irgendwann im Winter 1986. Ein Hallenturnier in Saaldorf und ich trug stolz das Trikot des SV Kirchanschöring.
Damals hätte ich einen Heulkrampf bekommen, wenn jemand es gewagt hätte zu behaupten, mein eigenes Kind wird sein erstes Spiel im Dress des SV Surberg absolvieren.
War ich damals noch ganz allein mit meinen Trainern unterwegs, so sieht Bambini-Fußball im Jahr 2018 etwas anders aus: Den gut dreißig Kindern folgt ein Tross aus beinahe doppelt so vielen Fans und Schlachtenbummlern. Auch genannt "Eltern".
Für einige, das wird mir schnell klar, ist es nicht das erste Fußballspiel. Sie haben einen eigenen schattenspendenden Pavillon dabei und kraftspendende Süßigkeiten für die Halbzeit. Ich habe für meinen Sohn nur Wasser. Dafür hab ich das längste Teleobjektiv von allen.
Die Umkleidekabine in Otting ist proppevoll. Nicht nur, weil sich Surberg und Waging den Raum teilen, sondern auch, weil jedes Kind einen eigenen Betreuer dabei hat, der ihm Schuhbänder bindet und Schienbeinschützer festzurrt. Ich bleibe demonstrativ draußen. Mein Kind kann das alleine und braucht keinen Papa. Denke ich. Nur, um dann festzustellen, dass der kleine Fußballstar sich von der Trainerin Patricia anziehen lässt...
Dann müssen sich die Spieler aufwärmen. Außer Bastian. "Ich bin schon warm, ich spiel doch schon seit einer halben Stunde Fußball!" Stimmt. Es ist das Alter, in dem man vor und nach dem Fußballspiel auch noch schnell Fußball spielt.
Wir Eltern bedienen uns inzwischen beim Kiosk. Zum Mega-Event des Tages haben die Ottinger für reichlich Verpflegung gesorgt.
Im ersten Spiel geht es gegen Waging. Und ich weiß gar nicht, zu wem ich halten soll, weil ich im Team der Waginger sogar mehr der Eltern kenne, als bei den Surbergern.
Die Mannschaften laufen ein, stellen sich diszipliniert auf und es werden Fotos gemacht. Einige Kinder warten jetzt, dass die Nationalhymne gesungen wird. Aber leider ist dies nicht die WM.
Am meisten bin ich gespannt, auf welcher Position Bastian spielen wird. Er hat sich die Lewandowski-Nummer 9 geschnappt. Also spielt er wohl im Sturm. Ich war immer Verteidiger. Egal, Hauptsache nicht im Tor.
Ein wenig wundere ich mich noch, dass die Surberger einen Stürmer mit Torwarthandschuhen auflaufen lassen. Dann beobachte ich mit wachsendem Entsetzen, wie sich der Stürmer auch noch ins Tor stellt.
Zur Erklärung: Auch wenn er einer der älteren Spieler auf dem Platz ist, ist er mit einer der kleinsten. Ich kann kaum hinschauen und begreife plötzlich, warum Eltern am Spielfeldrand oft mehr Einsatz zeigen als ihre Kinder auf dem Platz.
Ein Bambini-Spiel muss man sich so vorstellen: Eine wilde Traube, bestehend aus zwölf Kindern, bewegt sich langsam über den Platz. In der Mitte: Der Ball.
Ab und an springt das Leder etwas außerhalb des Haufens und das schnellste Kind schnappt sich den Ball - dann entsteht meistens eine Torchance. So erzielt auch Samuel S. zwei Tore zur 2:0 Führung für die Surberger.
Die Waginger stemmen sich mutig gegen die Niederlage - ein Angriff nach dem anderen rollt auf das Tor der Surberger - in dem immer noch Bastian steht.
Und ich traue meinen Augen kaum. Er pariert einen Schuss nach dem anderen. Das Spiel endet 2:0 und einer der Waginger Papas schimpft: "Eigentlich hätten wir gewinnen müssen, wenn die nicht diesen Torwart gehabt hätten..."
Ja, ich bin der stolzeste Papa der Welt.
Aber schon im nächsten Spiel gegen die Ottinger, die alle mindestens einen halben Meter größer sind als die Surberger und sicher schon alle in die Schule gehen, haben weder Bastian noch seine Mitspieler eine Chance. Gleich den ersten Schuss wehrt er unglücklich ins eigene Tor ab. Am Ende gewinnt Otting 3:0.
Nach drei Spielen gibt es noch ein gemeinsames Elfmeterschiessen. Schmunzelnd beobachte ich, wie ausgerechnet Bastians Kleincousine Laura im Trikot der Waginger ihm einen Elfmeter einschenkt. Besonders, weil ihr Papa zuvor gemutmaßt hat, Laura könne gar nicht so weit schießen.
Am Ende hat jeder einmal aufs Tor schießen dürfen. Manche kamen tatsächlich nicht so weit. Andere ließen dem Torwart keine Chance. Und Bastian durfte auch noch den einen oder anderen Ball parieren.
Zum Schluss gab es ohnehin nur glückliche Gesichter, weil alle Trainer ihren Schützlingen Gummibärchen verteilten.
Und die Eltern? Die wirkten nach ein, zwei "Gwasch" vom Kiosk ihrerseits auch sehr glücklich.
So läuft also ein Freundschaftsspiel ab. Gespannt bin ich schon, wie die Punkt- und Pokalspiele ablaufen werden. Ich halte Euch auf dem Laufenden!
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jJQaBOcg (Dienstag, 27 September 2022 03:57)
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