Tschick - aber auf einem höheren Niveau

Mario Stoffel vom Literarischen Stammtisch Saarbrücken, Autor aus Heusweiler, hat mir seine Buchrezension zu Falko zur Verfügung gestellt:

Grandios zu lesen: Ein emotionaler Road-Trip mit Tiefgang

TSCHICK - but on a higher level 😉

Bernhard Straßer aus Traunstein (zwischen Salzburg und dem Chiemsee) hat mit dem dritten Roman „Falko“ einen wunderbaren Coming-of-Age Roman abgeliefert. 

Das beschauliche Traunstein ist auch der Ausgangspunkt der Handlung. Medias in res lernen wir zwei Teenager kennen: Falko und Wolfgang. Zwei jugendliche Figuren, wie sie unterschiedlicher nicht sein können: der eine ein Womanizer, der andere ein Bücher-Nerd. Und doch sind sie sowas wie beste Freunde. Ihre Unterschiedlichkeit führt immer wieder zu heftigen Konflikten; wie sollte es anders sein: es geht natürlich um Mädchen. Auch wenn sie sich seit dem Sandkasten kennen - was die Sache eigentlich noch schlimmer macht. 

Und dann Falkos Macke: seit einem Jahr eifert er seinem Rock-Idol Falco nach, hat die gleichen Starallüren und zieht sich auch so an. Wolfgang, der zum Chronist der Handlung wird, kann es kaum fassen, aber die Mädels stehen auf seinen Tick. Trotz der Unterschiede ziehen die beiden immer noch gemeinsam um die Häuser und nach den Sommerferien kommen sie sogar zum ersten Mal in die gleiche Klasse. Falko sofort umringt von den Klassenschönheiten, Wolfgang unsichtbar wie immer. - Und dann der große Crash. Mitten im Unterricht hat Falko plötzlich einen epileptischen Anfall. – Ab da nimmt die Geschichte eine unvorhergesehene Wende.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Schüler, Mädchen, zwei komische Typen? Und der Klappentext kündigt einen Road-Trip an? Genau: TSCHICK von Wolfgang Herrendorf. Aber Bernhard Straßer schafft es, sich von der Vorlage, die ausdrücklich im Text genannt wird, abzuheben, indem er der Handlung einen doppelten Boden einzieht. Falko und Wolfgang brauchen nicht erst ein Auto zu klauen, um erzählerischen Staub aufzuwirbeln, nein, sie nehmen für ihren Trip einfach Mamas Wagen. Denn Wolfgang hat ganz konventionell den Führerschein. Trotzdem nimmt die Handlung volle Fahrt auf und je weiter man liest, desto weniger schafft man es, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Spätestens ab dort weicht der Roman extrem von der Vorlage Herrendorf ab. Denn der Road-Trip ist alles andere als lustig. Es sind Ausbruchsversuche zwischen Falkos Chemo- und Bestrahlungstherapien. Er hat einen tödlichen Tumor im Kopf. 

In Heidelberg erobert Falko in seiner unnachahmlichen Art das Herz einer jungen Krankenschwester. Die quirlige Ines ist so liebenswert, dass sich natürlich auch Wolfgang sofort in sie verliebt. In diesem wunderbaren Dreieck wirbelt das gesamte Teenager-Hormon-Cocktail auf, immer zwischen Tragik und Komik springend. Ich kann schon sehen, wie sich Booktokerinnen vor der Kamera die Augen ausweinen. Auch ich hab die ein oder andere Träne verdrückt. 

Falko versucht in den Zwischenphasen krampfhaft sein Gesicht zu wahren. Ganz nach seiner Art macht er gute Miene zum bösen Spiel; ein Spiel, das sichtlich gegen ihn läuft. Irgendwann wird der Rollstuhl unvermeidlich, aber die Art, wie Falko damit umgeht, ist kämpferisch und herzzerreißend zugleich. Straßer ist hier eine psychologische Studie über den Umgang mit einer tödlichen Krankheit gelungen, bei der auch Erwachsene viel lernen können. Das Buch stellt die Frage: Was ist wirklich wichtig Leben? Welche Rolle spielen Freundschaft, Liebe und Familie? Fragen also, die man sich im Alltag öfter stellen sollte.

Grandios zu lesen, wie am Ende der Handlung die verschiedenen Stränge in Wien zusammenlaufen. Falko hat es geschafft, alle wichtigen Personen dort zu versammeln, um einen letzten Coup zu starten. Es gilt, ein Geheimnis um den Rockstar Falco zu lüften; es soll in seiner Wohnung ein unveröffentlichter Liedtext versteckt sein. Wie das ausgeht, darf ich hier nicht spoilern, denn es ist absolut spannend und lesenswert und zugleich das Herzstück der ganzen Handlung.

Ich bin froh, dass es ein Autor wie Bernhard Straßer gewagt hat, mit einer Ikone wie TSCHICK den Kampf aufzunehmen; es hat sich in vielerlei Hinsicht gelohnt. Er hat die Fragen beantwortet, die bei TSCHICK offen bleiben.

Ein wunderbares Lesevergnügen zwischen Trauer, Tränen und Humor.

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Der Literarische Stammtisch Saarbrücken:

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