Herculaneum ist die wohl faszinierendste und best erhaltene versunkene Stadt des Römischen Reichs. Dennoch steht sie nicht nur im Schatten des mächtigen Vesuvs, sondern auch von Pompeji. Archäologisch und in Bezug auf Sehenswürdigkeiten steht Herculaneum Pompeji jedoch in nichts nach – im Gegenteil, sie bietet sogar einen noch besseren Eindruck vom Leben in einer römischen Stadt. Und das Beste: Herculaneum ist touristisch weniger überlaufen als die Hauptattraktion Pompeji. Deshalb war Herculaneum das nächste Ziel auf unserer Italienischen Reise.
Warum Herculaneum für Archäologen besonders interessant ist, lässt sich ganz einfach erklären: Herculaneum wurde während des Vesuvausbruchs auf eine andere Weise verschüttet als Pompeji, wodurch die Gebäude teilweise besser erhalten geblieben sind. Während in Pompeji die meisten Häuser eingestürzt sind und nur noch die Erdgeschosse erhalten blieben, sind es in Herculaneum teilweise ganze zweigeschossige Häuser. Zudem wurden hier viele Holzgegenstände und Möbelstücke konserviert, die in Pompeji sofort verbrannt waren.
Herculaneum ist also für alle Archäologie- und Römerfans ein absolutes Muss!
Herculaneum mit Kindern stressfrei besuchen
Unser Besuch in Herculaneum war eher spontan geplant. Die gute Nachricht gleich für alle gestressten Familien: Herculaneum ist stressfrei zu besuchen. Der große Touristenparkplatz ist gut ausgeschildert und befindet sich direkt neben der Ausgrabungsstätte. Die Wege sind vergleichsweise kurz und große Touristenschlangen gibt es selten.
Im Nachhinein würden wir eine Führung empfehlen, da die ganze Stadt viel lebendiger wird, wenn man ihre Geschichte von einem Touristenführer erklärt bekommt. Wir hatten leider das Pech, dass wir die einzigen deutschsprachigen Touristen waren und uns der Preis für eine Einzelführung doch zu teuer war.
Die eindrucksvolle Geschichte von Herculaneum
Gleich am Eingang der Ausgrabungsstätte begegnete uns eine Geschichte, die unsere Jungs noch lange beschäftigen sollte. Man muss wissen, dass Herculaneum buchstäblich aus dem Lavaschutt ausgegraben wurde und sich 25 Meter unterhalb der Oberfläche befindet. Man muss also erst hinuntersteigen, hat aber von oben bereits eine beeindruckende Aussicht auf die Stadt. Der ehemalige Strandverlauf ist durch aufgeschütteten Sand gekennzeichnet. Am erstaunlichsten ist, dass das Meer inzwischen über einen Kilometer weit weg ist.
Die Bootshäuser des alten Herculaneum sind so gut erhalten, dass sie die schreckliche Geschichte der Vesuv-Katastrophe exakt nacherzählen. Denn in allen Bootshäusern liegen noch die Skelette der Bewohner, die dort Schutz gesucht haben. Sie warteten auf eines der Rettungsboote – vielleicht sogar auf jenes vom alten Plinius, das sein Neffe im berühmten Bericht erwähnt.
Durch die Lage der unzähligen Skelette, ihre Kleidung und ihre Habe, die noch erhalten war, ließ sich die Geschichte ihres Standes und ihrer Flucht gut rekonstruieren. Das Drama, das die Archäologen so nachzeichnen konnten, wirkt bis heute nach, und unsere Jungs konnten sich die letzten Stunden in Herculaneum bildlich vorstellen.
Aber keine Angst, der Rest der Stadt vermittelt weniger den Eindruck, ein gigantisches Grab zu sein. Vielmehr erinnert sie daran, wie prachtvoll die alten Römer gelebt haben, wie viel Luxus sie sich gönnten und wie lebendig das Leben einst war.
Zu den beeindruckendsten Fundstücken gehören wunderschöne Wandmalereien und ganze Holzbetten, die bis heute erhalten sind. Auch eine hölzerne Schiebetür in einem Wohnhaus ist noch erhalten – es ist unglaublich, sich vorzustellen, dass diese einst von einer römischen Familie genutzt wurde.
Unsere Kinder hatten den größten Spaß in den gut erhaltenen Garküchen, ähnlich wie in Pompeji. Sie stellten sich hinter die Theken und priesen wie römische Geschäftsleute die Spezialitäten an. Dabei konnte man leicht vergessen, dass es sich um ein 2000 Jahre altes Baudenkmal handelt – nur ab und zu kam ein Aufseher vorbei und warf uns böse Blicke zu. Ja, Touristen sind manchmal unmöglich.
Eine längere Pause machten wir bei der großen Statue von Herculaneums mächtigstem Sohn Marcus Nonius Balbus . Marcus Nonius Balbus war Prokonsul von Kreta und Kyrene (im heutigen Libyen) und spielte eine zentrale Rolle in der Entwicklung und Förderung von Herculaneum. Hier gab es mehrere Sarkophage zu besichtigen. Die interessanteste Sehenswürdigkeit hätten wir fast übersehen: Durch Fenster kann man in die vielleicht besterhaltene römische Therme blicken. Das alte Badehaus ist so gut erhalten, dass man meint, der letzte Römer hätte erst vor wenigen Jahren sein letztes Bad genommen. Leider – oder vielleicht zum Glück – sind die Thermen für Besucher gesperrt.
Zum Schluss besuchten wir noch das kleine Museum, in dem einige der schönsten Fundstücke ausgestellt sind, darunter auch das Wrack eines Militärbootes, das wohl während der Rettungsaktion gesunken war.
Die wichtigsten Info zu Herculaneum
Aktuelle Info: https://www.herculaneumtickets.com/de/plan-your-visit/
Lage und Anreise: Herculaneum liegt an der Westküste Italiens, etwa 10 Kilometer südlich von Neapel. Die Stadt Ercolano, in der sich die
Ausgrabungen befinden, ist gut mit dem Auto, dem Zug (Circumvesuviana-Linie von Neapel nach Sorrent) oder dem Bus erreichbar. Der große Touristenparkplatz befindet sich direkt neben der
Ausgrabungsstätte.
Öffnungszeiten: Die Ausgrabungen sind täglich geöffnet, außer am 1. Januar und 25. Dezember. Die Öffnungszeiten können saisonal variieren, im
Sommer ist meist von 8:30 Uhr bis 19:30 Uhr geöffnet. Es empfiehlt sich, die aktuellen Zeiten vor dem Besuch zu überprüfen.
Eintrittspreise: Der Eintritt kostet für Erwachsene etwa 13 Euro, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Eintritt. Für EU-Bürger
zwischen 18 und 25 Jahren gibt es reduzierte Tarife. Es lohnt sich, die Tickets im Voraus online zu kaufen, um Wartezeiten zu vermeiden.
Führungen: Geführte Touren sind vor Ort buchbar. Eine Führung dauert in der Regel etwa 2 Stunden und bietet tiefere Einblicke in die Geschichte
und Bedeutung der Stadt. Alternativ können Audioguides gemietet werden.
Beste Besuchszeit: Frühmorgens oder später am Nachmittag ist es weniger voll und die Temperaturen sind angenehmer, besonders im
Sommer.
Kinderfreundlichkeit: Herculaneum ist kompakter und weniger anstrengend zu erkunden als Pompeji, daher besonders für Familien mit Kindern
geeignet. Es gibt viele spannende Details zu entdecken, die auch die Jüngsten faszinieren.
Ausstattung: Vor Ort gibt es sanitäre Anlagen, ein kleines Café und einen Souvenirshop. Das Mitführen von Snacks und Wasser wird empfohlen, da
die gastronomischen Angebote begrenzt sind.
Kleidung: Festes Schuhwerk ist empfehlenswert, da die alten Straßen holprig und uneben sind. Im Sommer sollte Sonnenschutz nicht vergessen
werden, da es nur wenige schattige Plätze gibt.
In der Nähe: Der Vesuv ist nur eine kurze Autofahrt entfernt und kann gut mit einem Besuch in Herculaneum kombiniert werden. Auch Pompeji ist nur
etwa 20 Minuten entfernt und bietet sich als weiteres Ziel an.
Unsere italienische Reise bisher:
Am Campingplatz Fiesole in der Toskana
Tag 1 in Florenz: Museo Galileo
Tag 2 in Florenz: Chaos und Kultur mit den Kindern
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