Traunstein hat in seiner Geschichte bereits zahlreiche schwere Hochwasser erlebt und überstanden. Hier könnt ihr den Verlauf der historischen Jahrhundert-Hochwasser nachlesen.
Solltet Ihr aufgrund eines aktuellen Hochwassers in Traunstein auf dieser Seite gelandet sein, klickt bitte direkt auf die aktuellen Hochwasser-Pegelstände der Traun, die ihr hier findet: https://www.hnd.bayern.de/pegel/inn/traunstein-heilig-geist-18482009
Die Stadt Traunstein wurde durch ihre Lage innerhalb der Traun-Schleife immer wieder von heftigen Hochwassern getroffen. Das bis heute verheerendste Hochwasser ereignete sich im Jahr 1899, als die gesamten Stadtteile Au und Wiese komplett überflutet wurden und sich der Veitsgraben in einen reißenden Fluss verwandelt hatte. Die Ereignisse von 1899 hat Rudolf Mörtl im Jahrbuch des Historischen Vereins Chiemgau sehr gut zusammengefasst. Von dort bzw. dem Stadtarchiv stammen auch die hier gezeigten Bilder.
Bereits in den Jahren 1896 und 1897 wurde Traunstein von schweren Hochwasserkatastrophen getroffen. Damals begann man umgehend, die unteren Stadtteile mit wirksamen Dämmen zu sichern. Womit man nicht gerechnet hatte war dass es im Jahr 1899 schließlich ein alles übertreffendes Jahrhundert-Hochwasser geben würde, gegen das die Dämme und Deiche letztendlich machtlos blieben.
Ab 11. September gab es in Traunstein und der Region Starkregen, der 36 Stunden lang anhielt. In der Folge schwollen die Gebirgsbäche an und bald wurde der damalige Rekordpegel von 1896 erreicht. Zunächst sah es so aus, als bewährte sich der neue Hochwasserschutz.
Das Wasser stieg allerdings in der Nacht von 12. auf 13. September immer weiter. Gegen Mitternacht schwappgte das Wasser über die Dämmer und begann die unteren Stadtteile zu überschwemmen. In der unteren Stadt traten chaotische Zustände ein, die Stadt rief das Militär zu Hilfe.
Als das Wasser den ganzen nächsten Tag weiter zu steigen begann, rückten zahlreiche Hilfskräfte in die Stadt ein, die Menschen mussten über Boote mit Lebensmittel versorgt oder gar vor dem Ertrinken gerettet werden. Erst am 14. September ging das Wasser langsam zurück.
Mit verantwortlich war nicht nur die damals historische Regenmenge von 255,9 mm innerhalb von drei Tagen. Davon allein 101,3 mm Niederschlag vom 11.9. 20:00 Uhr bis 12.9. 8:00 Uhr, also innerhalb von nur 12 Stunden. Nein, auch menschliche Fehlentscheidungen hatten ihren Beitrag geleistet. Die Salinenadministration hatte die Schleusen am Triftrechen nicht rechtzeitig geöffnet. Und die verheerende Flut im - heute übrigens vom Ettendorfer Tunnel zweigeteilten - Veitsgraben war durch die Bauarbeiten der Eisenbahnstrecken mit verursacht worden.
Als Lehre des Jahrhunderthochwasser 1899 wurde der Hochwasserschutz in Traunstein noch einmal neu durchdacht. So wurden in der Folge der Triftrechen beseitigt und ein neues Überfallwehr mit der Mühlbachausleitung gebaut. Die Mühlbachmündung, die sich damals noch beim Viadukt befand, wurde Richtung Empfing verlegt und viele weitere. Die damaligen Maßnahmen schützten Traunstein für über hundert Jahre.
Im Sommer 2002 wurden weite Teile Europas von schweren Hochwassern getroffen. Auch in Traunstein sorgten sintflutartige Regenfälle dafür, dass die Unterstadt überschwemmt wurde. (Die Niederschlagsmenge betrug in Traunstein zunächst 110 mm innerhalb von 48 Stunden) und es regnete weiter. Auch die Kleingartenanlagen in Empfing wurden schwer getroffen. Der Pegelhöchststand lag 2002 bei 3,35 Metern. In der Folge wurde der Hochwasserschutz in Traunstein erneut massiv ausgebaut.
Auch 2013 sorgte Dauerregen dafür, dass trotz massiven Hochwasserschutzes eine erneute Bedrohungslage durch die Wassermassen entstand. Immerhin, die Unterstadt blieb verschont. Dennoch liefen zahllose Keller voll und auch die Kleingartenanlage Empfing wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der Pegelhöchststand war 2013 mit 3,15 Metern nur knapp unter dem Rekordpegel von 2002. Die Niederschlagsmenge betrug 2013 150 bis 250 Liter pro Quadratmeter - punktuell bis zu 400 Liter.
Auch 2020 war die Situation noch einmal kritisch. Zahlreiche Straßen, darunter die B304 zwischen Traunstein und Surberg waren überflutet, Keller überschwemmt und auch die Schrebergärten in Empfing hatte es erneut erwischt. Im Bild sieht man, dass das Wasser auch dem Traunsteiner Fels mit seinem Kreuz recht nahe kam.