Neapel - Zwischen Chaos und Leidenschaft

Mehr als eine Woche waren wir nun schon am Golf von Neapel, hatten es uns im geliebten Vesuvio Inn gemütlich gemacht und uns sogar mit dem wilden, irrsinnigen Verkehr angefreundet. Doch das eigentliche Ziel unserer Reise hatten wir bisher aufgeschoben: Neapel. „Neapel sehen und sterben“, so hatte Goethe bella Napoli beschrieben. Nun, so weit wollten wir es nicht kommen lassen, aber unser Respekt vor der Stadt war deutlich spürbar.

Obwohl uns die leidenschaftliche Stadt lockte, planten wir einen ruhigen, konservativen Neapel-Besuch. Mit dem Auto fuhren wir zum Garibaldi-Hauptbahnhof, wo uns ein sicherer Parkplatz empfohlen wurde. Immerhin waren wir mit Auto und Dachbox unterwegs. Unsere Italienische Reise stand im Zeichen des Vertrauens – wir wollten das Land mit all seinen Facetten kennenlernen.

Die Altstadt von Neapel - Chaos und Inspiration

Mit der Metro ging es in die Altstadt. An der Piazza Cavour stiegen wir aus und erkundeten das umliegende Viertel. Ich nehme es vorweg: Nichts war schöner, fantastischer und eindrucksvoller als unser Spaziergang durch die Altstadt. Wenn wir den Ausflug wiederholen, würden wir deutlich mehr Zeit dafür einplanen. Die chaotischen engen Gassen, die einfachen Wohnungen, die Werkstätten, die Krippen und kleinen Altäre, die Anarchie auf den Straßen – all das inspirierte uns und selbst die Kinder schlenderten mit staunenden Augen durch die Gassen. Hinzu kam, dass es hier überall günstig war. Die Menschen in der Stadt sind arm, aber stolz. Alles erschien uns lebenswert und liebenswürdig.

Banksy Maradona und die Krippenstraße

Unser Hauptgrund, hierherzukommen, war die Straßenkunst. Überall trafen wir auf beeindruckende Graffitis und Kunstwerke. Unser erstes Ziel war das Banksy-Kunstwerk „Madonna mit Pistole“. Auch wenn es hinter Panzerglas geschützt ist, muss man wissen, wo man es findet, sonst verschwindet es im Gewimmel der Stadt, die selbst ein einziges großes Kunstwerk ist.

Die Kinder hatten natürlich andere Interessen: Diego Armando Maradona. Jedes Bild, Trikot und Gemälde des Fußballhelden erregte ihre Aufmerksamkeit. Maradona ist in Neapel eine Legende – seine Zeit beim SSC Neapel prägte die Stadt. Die Menschen verehren ihn wie einen Heiligen, sein Konterfei ziert die Wände, Bars und Devotionalien.

Ein weiteres Highlight war die Via San Gregorio Armeno, bekannt für ihre Krippenkünstler. Hier reihen sich Werkstätten und Geschäfte aneinander, die das ganze Jahr über Krippenfiguren herstellen und verkaufen.

Hitze und Mittagessen im Verkehr

Da wir noch mehr von Neapel sehen wollten, fuhren wir schweren Herzens weiter zur Station Municipio und spazierten kurz zum Hafen. Die Kinder hatten Hunger, und so suchten wir ein Lokal. Aber unvorbereitet, wie wir waren, machten wir wieder den Anfängerfehler, in der Mittagshitze planlos durch die Stadt zu irren. Am Ende landeten wir in einem ganz okayen Lokal, das jedoch an einer der meistbefahrenen Straßen lag. Es fühlte sich an, als wären wir Preußen, die in München auf der Suche nach einem bayerischen Wirtshaus beim McDonald's am Stachus landen.

Das historische Zentrum und die Zitronenlimonade

Nach dem Essen schlenderten wir noch durch das Viertel und sahen das Castel Nuovo, eine Festung aus dem 13. Jahrhundert, sowie die Piazza del Plebiscito und die Galleria Umberto I. Doch trotz der beeindruckenden Bauwerke, der Hitze und der Erschöpfung wollten wir nur noch eines: die unfassbar leckere Zitronenlimonade. Wir fanden einen der Acquafrescaio-Stände und genossen frisch gepresste Limonade, bevor wir mit der Metro zurück zum Hauptbahnhof fuhren. Zum Glück war unser Auto noch da, und so machten wir uns auf den Rückweg ins Vesuvio Inn.

Infobox: Neapel

  • Region: Kampanien, Italien

  • Bevölkerung: ca. 970.000 (Stadtgebiet)

  • Sehenswürdigkeiten:

    • Altstadt von Neapel: Weltkulturerbe der UNESCO, chaotisch, lebendig und voller Geschichte

    • Castel Nuovo: Mittelalterliche Festung, erbaut im 13. Jahrhundert

    • Piazza del Plebiscito: Historischer Platz für Zeremonien und Paraden

    • Galleria Umberto I: Monumentale Einkaufsgalerie aus dem 19. Jahrhundert

    • Via San Gregorio Armeno: Straße der Krippenkünstler

  • Kulinarik: Berühmt für Pizza, frische Zitronenlimonade und neapolitanisches Straßenessen

  • Besonderheiten: Neapel ist berühmt für seine Straßenkunst, das Banksy-Werk „Madonna mit Pistole“ und die Verehrung von Diego Maradona.

Lies hier die gesamte Italienische Reise nach:

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