Badeurlaub und Kultur im Familienurlaub - geht das? In der Toskana auf alle Fälle! Wir waren im Urlaub eine Woche im Camping Ressort Villagio Orizzonte in Piombino. Von dort aus haben wir nicht nur Urlaub am Meer gemacht, sondern auch die schönsten Orte der Toskana von San Gimignano über Elba bis Pisa besucht. Hier könnt ihr unseren Badeurlaub in Piombino in der Toskana nachlesen. Mehr Italientipps gibt es hier bei unserer "Italienischen Reise"
Eine Woche Badeurlaub in der Toskana
Warum Villagio Orizzonte in Piombino?
Piombino kennen die meisten als Hafen der Fähren nach Elba und Sardinien. Weniger bekannt ist, dass es hier auch einige wunderschöne Strände gibt und man einen erholsamen Familienurlaub machen kann.
Unsere Familie ist auf der Suche nach einem Strandurlaub in der Toskana durch Zufall auf Villagio Orizzonte bei Piombino aufmerksam geworden. Der Preis für einen Bungalow war für uns erschwinglich, es gab auf der Anlage zwei Pools und das Meer war erreichbar. Wichtig war für uns zudem, dass es in der Toskana lag, da wir beispielsweise Pisa besichtigen wollten. Letztendlich war Piombino auch noch das ideale Sprungbrett, um auch einen Tagesausflug auf die Insel Elba zu machen. Neben vielen erholsamen Tagen am Strand haben wir auch alle geplanten Ausflüge von Piombino unternehmen können, unter anderem auch einen kurzen Trip nach San Gimignano.
Ein wenig verrückt ist es natürlich schon, von Deutschland aus mit Kind und Kegel für einen Strand- und Badeurlaub so weit nach Süden zu fahren. Gibt es an der Adria doch zahllose näher gelegene Badeorte. Aber wir lieben das Dolce Vita, das es nur im Süden gibt und wollten fernab der Hotelburgen und des Massentourismus Urlaub machen. Dafür mussten wir aber knapp 800 Kilometer einfach zurücklegen.
Übernachtung in Ronzo-Chienis
Um die Reise etwas zu entzerren, planten wir die Hinfahrt auf zwei Etappen. Eigentlich wollten wir zunächst an der Autobahn in Rovereto in einem Hotel übernachten. Das hat uns aber, gelinde gesagt, verarscht und noch auf dem Weg zum Brenner mussten wir über die Booking.com Hotline ein neues Hotelzimmer buchen. Das war nicht ganz einfach, aber bis wir die Raststation Brenner erreicht hatten, wussten wir endlich, wo wir übernachten würden. Das kleine Hotel Martinelli in Ronzo-Chienis. Luftlinie nur wenige Kilometer von der Autobahn entfernt, lag es auf knapp 1200 Metern Höhe. Ab der Autobahn mussten wir also noch eine halbe Stunde fahren. Aber der Umweg lohnte sich. Wir kurvten durch wunderschöne Landschaften und wurden in dem familiengeführten, in der Regel von Bikern und Radlern gebuchten Hotel, sehr herzlich empfangen. Deutsch sprach man hier nicht, aber mit einem Mischmasch aus Englisch und Italienisch bekamen wir alles, was wir wollten.
Im Restaurant des Hotels gab es sogar ein Bällebad und unsere Jüngster genoss die Erholung nach der langen Autofahrt sehr. Das Essen war großartig, auch für Vegetarier wie uns. Wasser gibt es für die Hotelgäste sogar aus eigener Quelle, die gezapft werden kann.
Der Ort Ronzo selbst wirkt ein wenig verschlafen, ist aber in eine wunderschöne Landschaft gebettet. Uns hat vor allem die geheimnisvolle Ruine der Kirche gefallen und, dass es gefühlt überall einen Spielplatz für die Kinder gab.
Am nächsten Morgen stärkten wir uns bei einem sehr leckeren italienischen Frühstück und traten die Weiterfahrt in die Toskana an.
Urlaub im Villagio Orizzonte
Ohne Staus erreichten wir die Toskana relativ zügig und machten Mittag einen Zwischenstopp in der erstbesten Stadt, die uns unterkam. Sardice hat eigentlich alles, was man sich von einer toskanischen Stadt erhofft: Einen historischen Stadtkern, einer uralte Stadtmauer und nette Cafés. Dennoch war das Städtchen eher heruntergekommen und ungepflegt. Die Kinder drängten darauf, rasch weiterzufahren.
Auch der erste Eindruck vom Villagio Orizzonte war zunächst ernüchternd. Was man auf den Prospekten nicht sah war eine gigantische Industrieanlage mit zwei riesigen Kaminen direkt hinter der Anlage. Aber ausgerechnet dieses Detail wurde zu einer der Geschichten, die den Urlaub besonders machte. Denn wir erfuhren bald, dass es sich um das ehemalige Elektrizitätswerk von Piombino handelte. Die Anlage ist seit vielen Jahren stillgelegt und ein echter „Lost Place“. Die verfallene Anlage regte die Fantasie an. Und man musste zugeben, dass in der Toskana selbst verfallene Industrieanlagen vor Kornfelder im Sonnenuntergang richtig romantisch wirken.
Wir brauchten einen Tag, um uns im Villagio Orizzonte zu akklimatisieren, aber ab da fühlten wir uns sehr wohl. Der Pool war gleich neben unserem Bungalow. Dort gab es auch eine Bar und Kleinigkeiten zu Essen. Der Pool bestand aus einem Schwimmerbecken, ein Kinder- und ein Spaßbecken mit einer Rutsche, die so flach war, dass auch meine Jungs Spaß am Rutschen hatten. Überrascht hat uns, dass hier Badekappenpflicht besteht. Diese konnte man aber problemlos im kleinen Bazar nachkaufen. Auf dem Gelände gab es zudem einen Supermarkt und einen sehr sympathischen Fast-Food Kiosk, wo wir einigen Male Pizza und Pommes holten.
Nur mit den Restaurants waren wir nicht zufrieden. Was einzig daran lag, dass wir weder Fleisch noch Fisch essen. Das dortige Restaurant hatte es tatsächlich fertiggebracht, auf der Karte kein einziges Gericht für Vegetarier anzubieten.
Da musste ich Pasta Pomodoro selbst zubereiten.
Der Strand vom Villagio Orizzonte
Der Strand ist einen knappen Kilometer entfernt. Dort hat man unterschiedliche Strandabschnitte. Es gibt Abschnitte mit Sandstrand, aber auch schönen, feingliedrigen Kieselstrand. Es gibt einen Strand speziell für die Ferienanlage, aber auch freie Strandabschnitte. Uns hat es am besten auf der rechten Seite bei der Mündung des Flusses gefallen. Hier war eine sympathische Strandbar, es gab einen schattigen Pinienwald und man konnte sehr weit in das seichte Wasser gehen, was unsere Kinder recht gut fanden.
Poolparty im Villagio Orizzonte
Abends gab es immer wieder Animation, was uns aber nicht so wichtig war. Die Kinder schauten interessiert zu, traten aber stets die Flucht an, wenn Gefahr bestand, dass sie selbst mitmachen mussten. Ein Highlight war die Poolparty am Donnerstagabend. Zu den Klängen von 90er Jahre Musik sprangen selbst unsere Kids begeistert ins Wasser und planschten mitten in der Nacht im Wasser.
Ausflug nach San Gimignano
Unser erster Ausflug war die Erfüllung eines meiner Herzenswünsche. Seit ich ein erstes Mal die Bilder der Türme von San Gimignano gesehen hatte, träumte ich davon, diesen Ort einmal in echt zu sehen.
San Gimignano gehört zu den bekanntesten Postkartenmotiven der Toskana. Zum einen, weil sie, auf einem Hügel über Zypressen, Mohn und Kornfeldern gelegen, zu den typischen Städten der Toskana gehört. Mehr noch aber durch die 15 bis heute erhaltenen Geschlechtertürme, die der Stadt ihr markantes Aussehen zu verdanken hat. Diese eindrucksvolle Skyline hat der Stadt den Beinamen „Manhattan des Mittelalters“ gegeben.
Es ist eine kleine Ironie der Geschichte, dass die Stadt heute ihren Reichtum diesen Türmen zu verdanken hat. Die als Wohntürme sehr unpraktischen Wehrtürme wurden in allen anderen Städten mit Ende des Mittelalters abgebaut. San Gimignano war allerdings zu arm, um den kostspieligen Rückbau vorzunehmen. Rückblickend ein großer Glücksfall für die Stadt.
Natürlich ist San Gimignano immer eine Reise wert. Allerdings ist es von Piombino aus noch knapp 2 Stunden entfernt.
Warum ich unbedingt nach San Gimignano wollte - Und meine Kinder nicht.
Ich glaube, das erste Mal war ich virtuell in San Gimignano, in Assassin's Creed 2. Die Stadt schien mir mit ihren vielen Geschlechtertürmen als die perfekte toskanische Mittelalterstadt. Die Bilder der Stadtansicht vor den Zypressen, den goldenen Kornfeldern und den roten Mohnblüten, hat mich seither nie losgelassen.
Das Problem war, von Piombino aus war San Gimignano 1:45 Stunden entfernt. Die Kinder wollten am Nachmittag an den Pool. Also nötigte ich die Familie, um 6 aufzustehen, um frühzeitig in die schönste Stadt der Toskana zu fahren.
Das taten wir dann auch. Aber die Kinder waren zwiedere Morgenmuffel und niemand versuchte es auch nur, die fantastische Landschaft rund um Volterra zu genießen.
Das Problem bei Städten wie San Gimignano ist, dass man die berühmten Postkartenfotos natürlich nicht in der Stadt machen kann. Ich googlte vorher, von wo aus man das eindrucksvolle San Gimignano Foto machen konnte. Es war die Via Cortennano, östlich der Stadt.
Während ich mit offenem Mund das Auto über die holprige Sandstraße steuerte und die Schönheit der Aussicht bewunderte, wurde hinten geschimpft: "Ernsthaft? Die Stadt ist ja voll hässlich! Ich will diese blöde alte Stadt nicht anschauen!"
Mein so lang erträumter Ausflug wurde weiter boykottiert. Auf dem Gruppenfoto vor der tollen Aussicht sind wir konsequenterweise nur zu dritt zu sehen.
Da mich meine Restfamilie weiter sabotiert, kann ich eigentlich nur berichten, was wir in San Gimignano alles nicht gemacht haben.
Wir haben uns nicht die San Gimignano Card gekauft, haben nicht den Rabatt für den Parkplatz P2 direkt unterhalb der Stadtmauer genutzt und sind auch weder ins Stadtmuseum, noch auf den Aussichtsturm gegangen. Was sehr schade ist, denn mit etwas mehr Zeit hätte das den Kindern sicher sehr gut gefallen. Da wir am Nachmittag noch in den Pool gehen wollten, sind wir recht bald wieder zurück gefahren.
Ausflug mit der Fähre von Piombino nach Elba
Es gibt wohl wenige Urlauber, die in Piombino waren, ohne von dort eine Fähre bestiegen haben. Kurzerhand buchten auch wir über Blu Navy die Überfahrt nach Elba, wo wir uns mit Freunden treffen wollten.
Unser Auto parkten wir auf einem privaten Parkplatz oberhalb des Hafens und waren überrascht, dass sie dort tatsächlich die Autoschlüssel ausgehändigt haben wollten. Als sie uns sofort ansahen, dass wir typische Deutsche waren, machten sie für uns aber eine Ausnahme.
Auch auf der Fähre fielen wir sofort auf: Wir waren die einzigen, die ohne Auto an Bord gingen.
Ein Tag in Portoferraio
In Napoleons Villa
Die berühmteste Sehenswürdigkeit in Portoferraio ist natürlich die Stadtresidenz von Napoleon, in der dieser während seiner Zeit als "Kaiser" von Elba lebte. Das schön gestaltete Museum bot uns einerseits schattigen Schutz vor der Mittagssonne und andererseits lernten wir noch einiges über Napoleons Exil auf Elba.
Highlight ist aber der wirklich fantastisch schöne Garten auf der Rückseite der Napoleon-Residenz. Der Garten ist mit vielen Blumen, schattigen Bäumen und Skulpturen romantisch angelegt und die Aussicht auf das Meer und die Nord-Westseite der Stadt ist einfach einmalig.
Bummel durch Portoferraio
Portoferraio hat eine sehenswerte Altstadt und sehr kurze Wege. Alle Sehenswürdigkeiten sind zu Fuß in kurzer Zeit erreichbar. Bei einem Altstadt-Spaziergang haben wir die tolle Atmosphäre der Stadt auf uns wirken lassen.
Zu Mittag haben wir in der Trattoria C'era una volta recht gut gegessen. Das beste Eis gab es - laut unseren Kindern - in der Gelateria Zero Gradi.
Auf der Suche nach einem kühlen Getränk und einer tollen Aussicht sind wir auf gut Glück Richtung Festung hinaufgewandert. Dort hatten wir riesiges Glück: Hier gibt es nicht nur ein Museum, sondern auf dem Dach des Museums auch eine Bar mit der besten Aussicht auf Altstadt und Meer. Und das Allerbeste war: Wir waren alleine dort oben. Kann es sein, dass die Bar noch ein Geheimtipp ist?
Vielleicht lag es auch daran, dass wir einen wirklich heißen Tag erwischt hatten und scheinbar keine Touristen Lust hatten, den Spaziergang hinauf zur Burg zu machen. Wir waren jedenfalls sehr happy und haben die Aussicht und den Aperol Sprizz sehr genossen.
Als wir wieder in der Fähre nach Piombiono saßen, waren alle sehr erschöpft, aber glücklich.
Abstecher zum schiefen Turm von Pisa
Nach einer Woche Piombino und zahlreichen verschiedenen Stränden in denen wir gebadet hatten, war es wieder Zeit, nach Hause aufzubrechen.
Wir haben unsere Reiseroute so organisiert, dass wir noch einen weiteren der berühmtesten Orte der Toskana besuchen konnten: Pisa.
Den schiefen Turm von PIsa zu besichtigen hat Vor- und Nachteile. Der größte Nachteil: Wir waren nicht die einzigen Menschen, die auf diese großartige Idee kamen. Der Vorteil: Sin die Kinder nicht zu erpicht auf Kultur, reicht eine gute Stunde. Diese Stunde bedeutet mit Kindern maximal Stress, dafür kann man zu Hause die legendären Fotos mit dem natürlich äußerst eindrucksvollen Platz und Turm herzeigen.
Unser Plan war perfekt durchgetaktet: Wir haben am relativ preiswerten öffentlichen Parkplatz direkt neben dem Platz geparkt. Sind über die Straße, mit Scheuklappen vorbei an den tausenden Souvenirständen und haben uns mit den anderen Touristen über den Platz gezwängt. Einmal herum, jeden Winkel fotografiert. Dann bekamen die Kinder noch ein sündhaft teures Eis und noch bevor sich irgendwer beschweren konnte, dass es zu heiß, oder zu öde sei, waren wir schon wieder auf der Autobahn nach Deutschland. Aber: Wir sind da gewesen, in Pisa!
Fazit nach 8 Tagen in der Toskana
Für einen Badeurlaub 800 Kilometer in die Toskana zu fahren, ist natürlich schon ein wenig wahnsinnig. Wem Kultur und abwechslungsreiche Landschaft wichtig ist, dem kann dieser Urlaub gleichsam sehr wohl empfohlen werden. Allerdings würden wir nächstes Mal eher 14 Tage in die Toskana fahren, weil unser Programm dann doch recht dicht und nicht ganz unstressig war.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis vom Villagio Orizzonte war für uns perfekt und es war das ideale Sprungbrett für viele wunderschöne Ausflüge!
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