Sankt Georg bei Vachendorf

Eine der weithin sichtbaren Kircherl auf einem Aussichtspunkt im Chiemgau ist die Wallfahrtskirche Sankt Georg bei Vachendorf. Die meisten werden das markante Kircherl auf dem Weg in die Berge schon einmal bemerkt haben, aber wer war tatsächlich schon einmal oben? Ich habe mein E-Bike gesattelt und bin spontan hinauf gefahren und habe mich von der Geschichte des Sankt-Georgs-Kircherl inspirieren lassen.

Mit dem Rad zum Kircherl Sankt Georg

Der Weg hinauf zum Kircherl ist gar nicht so einfach zu finden. Mit dem Rad ging es von Traunstein kommend erst Richtung Vachendorf. Dort muss man sich links halten, um auf die Straße Richtung Siegsdorf zu gelangen. Wenn man durch die Unterführung unter die Bahnstrecke Salzburg-München geleitet wird, ist man schon mal richtig. Danach geht es noch ein paar hundert Meter bergauf bis rechterhand der ausgeschilderte Aufstieg zum Sankt Georgs Kircherl auftaucht. 

Echte Wallfahrer gehen ab hier zu Fuß hinauf. Der Aufstieg ist nur wenige hundert Meter und dauert nicht lange. Da ich mein neues Mountain Bike ausprobieren wollte, bin ich natürlich mit dem Rad nach oben gefahren.

Aussichtspunkt Sankt Georg

Oben angekommen wurde ich mit einer schönen Aussicht auf das Voralpenland belohnt. Der Blick geht runter nach Vachendorf und dahinter ist schön der Chiemsee zu sehen. Oben beim Kircherl ist es schön ruhig und da es sich nicht gerade um eine überlaufene Touristenattraktion handelt, ist man mit etwas Glück ganz allein an diesem schönen Ort.

Wallfahrtsstätte mit Geschichte

Jetzt, da ich schon mal oben war, wollte ich nicht nur die Aussicht genießen, sondern auch mehr über die Geschichte erfahren. Folgendes war Online rauszufinden: Die Kirche Sankt Georg am Berg oberhalb von Vachendorf ist mehr als nur ein malerisches Ausflugsziel – sie ist ein alter Wallfahrtsort mit historischer Bedeutung. Schon die alten Römer sollen dort oben gebaut haben. Archäologische Funde gehen bis in die Bronzezeit zurück. Im 17. Jahrhundert entwickelte sich diese kleine Kirche zu einem bedeutenden Wallfahrtsort, der Gläubige aus der ganzen Region anzog. Die wachsende Pilgerzahl führte 1665 zur Einführung einer speziellen Wochenmesse, die jeden Sommer zwischen Georgi und Michaeli abgehalten wurde. Diese Wallfahrtstradition unterstreicht die überregionale Bedeutung der Kirche, die durch ihr hohes Kirchenvermögen sichtbar wird.

Die Schimmelsage: Eine Chiemgauer Legende

Wie viele Georgskirchen im südbayerischen Raum, rankt sich auch um die Kirche St. Georg am Berg eine faszinierende Sage: In Vollmondnächten soll ein mysteriöser weißer Schimmel um die Kirche erscheinen. Diese Legende wird von Heimatforschern mit alten germanischen Bräuchen in Verbindung gebracht, in denen weiße Pferde als Orakeltiere galten. Diese Sage spiegelt sich nicht nur im Altarbild wider, das den heiligen Georg als Schimmelreiter zeigt, sondern auch im Wappen der Gemeinde Vachendorf, in dem ein silbernes Pferd prangt.

Rätselhafte Einbrüche in der Kirche

Leider blieb die Kirche St. Georg am Berg nicht von Verbrechen verschont. In den Jahren 1971 und 1972 kam es zu zwei Einbrüchen, bei denen der wertvolle Hochaltar fast vollständig beraubt wurde. Nur wenige Originalwerke, darunter die Madonnenfigur und die Darstellungen des Schimmels und des Drachens, blieben erhalten. Diese Diebstähle führten zu einer umfassenden Restaurierung der Kirche in den Jahren 1973 bis 1975. Besonders bemerkenswert ist die sorgfältige Wiederherstellung der geschnitzten Altarwerke, die 1990/91 von dem Künstler Georg Zeilinger geleitet wurde.

Wissenswertes auf einen Blick:

Ort:
Vachendorf, Bayern, Deutschland

Baujahr:
Errichtet auf romanischen Grundmauern im 17. Jahrhundert, Turm 1720 hinzugefügt

Architektur:

  • Romanische und gotische Bauelemente
  • Gotischer Chor aus Tuffquadern, Netzgewölbe im Inneren
  • Barocke Ausstattung aus dem 17. Jahrhundert

Besondere Merkmale:

  • Altarbild: Heiliger Georg als Schimmelreiter
  • Wandgemälde aus dem 17. Jahrhundert in Sakristei und Vorhalle

Mythos:
Die Schimmelsage: Ein weißer Schimmel soll in Vollmondnächten um die Kirche erscheinen, möglicherweise verbunden mit alten germanischen Bräuchen.

Historische Bedeutung:

  • Wallfahrtsstätte seit dem 17. Jahrhundert
  • Wochenmessen zwischen Georgi und Michaeli

Einbrüche:

  • 1971 und 1972: Diebstahl fast aller Bildwerke und Ornamente des Hochaltars
  • 1990/91: Rekonstruktion der Altarwerke

Erreichbarkeit:
Beste Anfahrt über Alferting, 1/4 Stunde Autofahrt vom Chiemsee entfernt

Wappen:
Das Wappen von Vachendorf zeigt ein silbernes Pferd, inspiriert durch die Schimmelsage und die Kirche St. Georg.

Kennst Du eine Sankt Georgs-Geschichte? Schreib mir!

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Kommentare: 2
  • #1

    Walter Ponath (Donnerstag, 15 August 2024 10:04)

    Servus Bernhard, schöner Bericht und ebensolche Bilder

    Danke

    Rund um Vachendorf in Oberbayern

  • #2

    Jochen Nistler, Kultur und Heimatfreunde, K.u.H. (Samstag, 17 August 2024 13:13)

    als Verfasser des Wikipedia-Eintrags freut es mich sehr, dass Du auf die Informationen zurückgegriffen hast, genau dafür habe ich alles zusammengetragen und eingestellt. Ein schöner Artikel. Gut geschrieben, gute Bilder.

    Nebenbei bemerkt: Wir haben grade ein Kasterl gebaut in dem wir ein kleines "Gipfelbuch" deponieren. Darin kann sich in dem sich jeder wackere Alpinist eintragen der den Georgiberg bezwungen hat und vielleicht ein paar Zeilen dazuschreiben.

    Am 08. September 2024 von 14-18:00 Uhr ist die Kirche anlässlich des "Tags des offenen Denkmals" geöffnet, Führung um 17:00 Uhr. Ab diesem Zeitpunkt gibt es dann auch eine virtuelle Führung durch das Kircherl.