Jaja, der Muttertag. Man könnte ganze Bücher voll schreiben über diese 24 Stunden voller überspannter Erwartungen, heuchelnder Männer und heulender Mütter Kinder.
Da die besten Geschichten das wahre Leben schreibt, hier der Eintrag eines Papas, der anonym bleiben möchte, ins Elterntagebuch:
Den ganzen Vormittag über darf die Mama ihre Ruhe von uns haben. Ein schöneres Muttertagsgeschenk konnten wir drei Männer ihr wohl nicht machen. Sie fährt zum Wellnessen.
Bis Mittag geht zu Hause auch alles gut, der Papa hat die Jungs im Griff: Nach einem Spaziergang zum Spielplatz kocht er zur Mittagszeit eine Kartoffel, bringt parallel dem Größeren etwas zu Essen, wärmt Zucchinibrei auf und zerstampft die Kartoffel darin. Mehr schlecht als recht. Unter den aufmerksamen Blicken des Älteren wird das Baby festgeschnallt, per Lätzchen gesichert und das Füttern beginnt. Geschmacklich findet der Kartoffel-Zucchinibrei Anklang. Nur die Kartoffelbröckchen missfallen dem Junior. Er würgt, spuckt, verreibt sich die Pampe im Gesicht, reißt dem Papa den Löffel aus der Hand, ja das kann er inzwischen, und steckt sich den Brei in Nasenlöcher und Haare. Der Papa wird nervös und versucht, die Kartoffelstückchen besser zu zerstampfen. Wieder und wieder. Die Hälfte der Löffelladungen landet im Gesicht, die andere im Mund, die Hälfte davon wiederum wird wiedergekäut und ausgespuckt. Der Papa zerstampft immer energischer die widerspenstigen Kartoffeln. Fester und fester, zuletzt zu fest, die Schüssel fliegt in hohem Bogen durch das Wohnzimmer, überschlägt sich, der Brei wird wie aus einer Zentrifuge quer durch den Raum geschleudert, landet auf Stuhl und Boden.
Nach einem Moment der Stille ruft Bastian: "Lenard, das darfst du nicht!" Der Papa muss zerknirscht den Kleinen in Schutz nehmen: "Er kann nix dafür. Das war der Papa."
Während der Papa notdürftig putzt, beobachtet er seinen Sohn, wie der Stabmixer und Schneebesenaufsatz "Donner Donner Donner" singend ins Wohnzimmer schleppt. Noch denkt er sich nichts. Bis es auf einmal summt und Bastian begeistert den rotierenden Schneebesen in Luft hält. Wie hat er das gemacht? Wo ist der Strom her? Wo ist die Kindersicherung? Nur kurz gibt es böse Schimpfe. Dann muss der Papa anerkennen: Respekt, das hast du ganz gut gemacht. Aber mach das nie wieder!
Die Mama beschwert sich über das Chaos, das sie vorfindet, zunächst nicht.
Dann macht die Familie den Fehler, nachmittags kurz auf ein Eis hinaus zu gehen. Vorsichtshalber bekommt der Kleine noch Birnenbrei, in der Hoffnung, dass er dann noch zwei Stunden satt ist. Wir
sitzen keine Minuten in der Eisdiele, da bricht das Hungergeschrei über uns herein. Wir haben nichts dabei und als der Eisbecher für Zwei gebracht wird, haben wir ein tobendes Baby und ein
zweites Kind, das sich mit Wonne T-Shirt und Gesicht mit Vanilleeis beschmiert. Der Tag ist endgültig gelaufen. Zuhause sind keine Fläschchen sauber, zwei Kinder schreien um die Wette, die Mama
spricht vom Auswandern und der Papa schüttelt den Kopf und murmelt so leise, dass man es kaum hören kann: "Alles Gute zum Muttertag!"
Kommentar schreiben
jJQaBOcg (Dienstag, 27 September 2022 04:40)
1