Auf dem Vesuv

Der Vesuv war seit jeher der Schicksalsberg am Golf von Neapel. Für uns, als Urlauber auf unserer italienischen Reise, war er jedoch mehr ein Sehnsuchtsberg. Einige Tage hatten wir bereits am Fuß des Vesuvs in den romantischen Weinbergen des Vesuvio Inn bei Bosco Trecase verbracht. Die latente Gefahr, am Hang eines aktiven Vulkans Urlaub zu machen, hatte ihren Schrecken schnell verloren, und so planten wir den nächsten Schritt: Den Vesuv zu besteigen.

Planung ist alles: Die Herausforderung der Online-Registrierung für den Vesuv

Natürlich wollten wir nicht von ganz unten starten, obwohl es durchaus Routen gibt, die dies ermöglichen. Stattdessen planten wir, mit dem Auto zum großen Parkplatz zu fahren, um uns dann mit dem Shuttlebus hinaufbringen zu lassen und schließlich den Krater zu erwandern. Doch dieser Ausflug musste gut geplant sein, da nur eine begrenzte Anzahl an Touristen Zutritt zum Krater erhält. Zudem ist eine vorherige Registrierung Pflicht, um – für den Fall der Fälle – erfasst zu sein.

Ich sage es gleich: Ich habe mich bei der Online-Registrierung furchtbar doof angestellt. Es hat mich viele Nerven gekostet, und unser Ausflug stand mehrmals auf der Kippe. Ein wichtiger Tipp: Am schönsten ist es am Vesuv, wenn möglichst wenige Menschen oben sind. Also entweder gleich in der Früh oder am späten Nachmittag losziehen. Dann ist es auch von den Temperaturen her erträglicher.

Die Autofahrt zum Gipfel des Vesuv: Ein Abenteuer für sich

Die Fahrt zum Vesuv ist bereits ein kleines Abenteuer. Der neapolitanische Verkehr, gefolgt von der Serpentinenstraße hinauf zum Vulkan, bietet landschaftlich fantastische Eindrücke. Am liebsten hätte ich mehrmals angehalten, um die Aussicht zu genießen, doch da wir einen festen Zeitslot hatten, wollten wir keine Zeit verlieren.

Der große Parkplatz ist etwas verwirrend. Es ist kein richtiger Parkplatz, sondern eine einspurige Straße, an deren Seiten man parkt, was sich sehr, sehr lange zieht. Kommt ein Auto entgegen, wird es spannend. Ein Geheimtipp: Ganz am Ende der Straße, bei der Station der alten Seilbahn, gibt es einen Aussichtspunkt und einen außergewöhnlichen Kiosk – dazu später mehr.

Der Parkplatz ist gebührenpflichtig, auch das kann man im Vorfeld online erledigen. Ab hier hat man die Wahl, weiter zu wandern oder den Shuttlebus zu nehmen. Wir entschieden uns für den Bus.

Der Aufstieg zum Kegel des Vesuv: Staub, Hitze und Fußballtrikots

Oben angekommen, wo die Wanderung zum Krater beginnt, gibt es viele Souvenirstände – das Paradies unserer Jungs. Hier gibt es die billigsten Fußballtrikots weit und breit, natürlich nur vom SSC Neapel. Vier Trikots haben sich die Kinder hier gekauft. Die letzten zwei sollten sie allerdings erst als Belohnung bekommen, wenn sie die Wanderung ohne Murren bewältigten. Ein wenig Bestechung musste sein.

Zusammen mit dem Touristenstrom wanderten wir bei heißen spätnachmittäglichen Temperaturen Stück für Stück bergauf. Es ist sehr staubig, und es gibt keinen Schatten. Also gut eincremen und Wasser mitnehmen! Immer wieder gibt es kleine Hütten samt Kiosk und Sitzgelegenheiten. Die Aussicht auf den Golf von Neapel ist überall fantastisch, und wer sich für Geologie interessiert, kann sich auch über den Vesuv informieren.

Der Krater des Vesuv: Blick in die Tiefe

Höhepunkt ist natürlich der Krater selbst. Man kann um ihn herumwandern und an vielen Aussichtspunkten in den Schlund hinabblicken. An einigen Stellen tritt Rauch aus, und man wird daran erinnert, dass dies ein echter, aktiver Vulkan ist. Je weiter man wandert, desto mehr dünnt sich der Touristenstrom aus. Wir sind bis zur allerletzten Hütte gewandert. Dort hatten wir nicht nur die perfekte Aussicht auf unser Hotel unten, sondern gönnten uns auch eine kleine Flasche von unserem heimischen Sorrentino Lacrima Christi Rotwein.

Während die Sonne langsam tiefer sank und es immer angenehmer wurde, genossen wir die überraschende Ruhe hier oben. Fast eine Stunde blieben wir dort und erlebten unseren ersten richtig schönen "Dolce Vita Bella Napoli"-Moment.

Der Rückweg: Ein unerwartetes Abenteuer

Als wir merkten, dass kaum noch jemand da war, forderten uns die Aufseher auf, den Kegel zu verlassen, da dieser nun geschlossen würde. Glücklich und zufrieden wanderten wir wieder nach unten. Doch nicht bedacht hatten wir, dass sich die Touristen hier wieder stauen würden und es eine Weile dauern würde, bis wir einen Platz im Shuttlebus bekamen.

Zurück am Auto mussten wir die Straße aufgrund der Einbahnstraßen-Situation komplett bis zum Ende fahren. Dort wurden wir von einer netten Frau aufgefordert, doch bei ihr einzukaufen. Wir lehnten höflich ab und fuhren weiter. Doch die Frau ging uns nicht mehr aus dem Kopf. Also wendeten wir und fuhren noch einmal zurück. Und erlebten ein weiteres Vesuv-Abenteuer.

Giovanna De Gregorio: Die Hüterin der Erinnerung

Wir lernten Giovanna De Gregorio kennen, die den Kiosk ganz am Ende des langen Parkplatzes am Aussichtspunkt nahe der alten Seilbahn betreibt. Eine melancholische Stimmung umfing uns sofort, und Giovanna nahm uns mit in eine versunkene, längst vergangene Zeit. Das Leben ihres verstorbenen Mannes, Andrea De Gregorio, war eng mit dem Vulkan verbunden. „Der alte Wächter vom Vesuv“ nannte man ihn. Giovanna erzählte uns in sehr gutem Deutsch leidenschaftlich vom Leben ihres Mannes. Er arbeitete einst am Kartenschalter der legendären Seilbahn, die durch den Schlager „Funiculi, Funicula“ weltbekannt wurde. Nach der Zerstörung der Seilbahn im Jahr 1984 war er Beauftragter für den Tourismus. Wie ein Geist, der sich nicht vertreiben lässt, ist ihr Mann, die gute Seele des Vulkans, überall im Kiosk präsent – einem Ort, an dem die Zeit stehengeblieben ist.

 

Unsere Bargeldreserven waren fast aufgebraucht, aber ihre Geschichte und der heute Abend gottverlassen scheinende Ort rührten uns so, dass wir mit den letzten Scheinen ein fantastisches Fachbuch über den Vesuv kauften, das ihr Mann veröffentlicht hatte. Dann kam Luigi, ein offensichtlich etwas beschwipster, fröhlicher Italiener, und trieb Späße mit den Kindern, die laut lachten.

Ein unvergesslicher Tag am Vesuv

Als wir im Sonnenuntergang wieder nach Hause fuhren, waren wir bis in die Haarspitzen inspiriert. Wir hatten nicht nur den Vesuv kennengelernt, sondern auch seine Geschichte und seine Magie. Diese Begegnung war unbezahlbar und wird uns für immer in Erinnerung bleiben.

Infobox: Tipps für den Besuch des Vesuvs

Infobox: Tipps für den Besuch des Vesuvs

  • Online-Registrierung: Rechtzeitig erledigen, da nur eine begrenzte Anzahl an Touristen den Krater besuchen darf. https://vesuviopark.vivaticket.it/en
  • Beste Zeit: Früh am Morgen oder am späten Nachmittag, um die Menschenmassen und die Hitze zu vermeiden.
  • Parkplatz: Gebührenpflichtig und online buchbar. Vorsicht bei der einspurigen Zufahrtsstraße.
  • Wanderung: Festes Schuhwerk, Sonnenschutz und genügend Wasser sind Pflicht.
  • Souvenirs: Die günstigsten Fußballtrikots und interessante geologische Informationen gibt es entlang des Wanderweges.
  • Besonderer Tipp: Besucht den Kiosk von Giovanna De Gregorio am Ende des Parkplatzes. Ihre Geschichten und der Kiosk sind einmalig.

Unsere gesamte Italienische Reise bisher:

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