Unsere Italienische Reise dauerte nun schon über eine Woche an, aber eines hatten wir noch nicht gesehen: das Meer. Aber was wäre ein Italienurlaub ohne das Meer? Obwohl das Meer keine 5 Kilometer weit weg war, schien es vom Vesuvio Inn in Boscotrecase aus wie eine Weltreise, das Meer zu erreichen. Es gab keine direkte Verbindungsstraße. Ohne Navi würde ich nie alleine ans Meer finden. Und der vogelwilde Verkehr am Golf von Neapel hielt mich ebenso ab. Das größte Hindernis aber war, dass es in der Nähe keinen schönen Strand gab.
Der "Geheimtipp": Il Bikini
Also ließen wir uns im Supermarkt von Boscotrecase beraten und bekamen den Geheimtipp „Il Bikini“. Da wir uns am späten Nachmittag gut erholt hatten, setzten wir Kind und Kegel ins Auto und brachen Richtung „Bikini Beach“ auf. Über die Schnellstraße SS145 fuhren wir an Pompeji vorbei Richtung Castellammare di Stabia. Der Golf von Neapel bot dabei immer wieder atemberaubende Aussichten auf das Meer und die Steilküste, wobei es auch immer wieder durch lange Tunnel ging.
Als wir am Strand ankamen, waren wir sofort begeistert, wie schön es hier überall war. Aber wir waren misstrauisch. Was würde der Parkplatz kosten? Der freundliche junge Mann an der Kasse beruhigte uns: Nur 6 Euro. Das ist ja billig! Wir waren begeistert. Doch dann rechnete er unseren Eintritt aus: 60 Euro. Wir diskutierten, ob wir uns das leisten sollten. Dann sagte er, dass der Strand um 18 Uhr schließen würde. Es war 16 Uhr. Tief enttäuscht fragten wir ihn nach einer Alternative. Er nannte uns das Fischrestaurant eines Bekannten. „Mafiosi“, dachte ich. Wir versuchten noch, auf eigene Faust einen Strand zu finden. Aber die Steilküste und der chaotische Verkehr trieben uns immer mehr in den Wahnsinn.
Ein unerwartetes Strand-Wunder in Vico Equense
Irgendwann gaben wir auf und tippten die Adresse des Fischrestaurants Mustafa ins Navi. Wie durch ein Wunder schickte uns Google Maps in eine erneute zauberhafte Landschaft, eine Steilküste hinunter in ein malerisches Dorf. Es war herrlich hier, aber es gab keine Parkplätze. Außer bei einem Campingplatz, an dem aber die Autoschlüssel abgegeben werden mussten. Unsere Verzweiflung, unsere Niederlage hatte längst einen Grad erreicht, an dem uns alles egal war. Erschöpft und voller Sehnsucht nach dem Meer gaben wir den Autoschlüssel ab. Wir hatten uns geschworen, Italien zu vertrauen, auf unserer Italienischen Reise wie Italiener zu leben. Warum also nicht gleich unser Auto einem Italiener anvertrauen?
Was nun passierte, konnten wir selbst kaum fassen. Nach allem, was heute schiefgelaufen war, schien uns der Urlaubsgott nun belohnen zu wollen. Der Strand von Vico Equense war herrlich und kostete keinen Eintritt. Wir lagen im warmen Sand, die Kinder planschten in den Wellen, bis ihnen schwindelig wurde. Und die sich langsam rot färbende Sonne malte die Kirche und Altstadt in herrliche Farben. Wir blieben zwei Stunden, saßen auf Felsen, schauten ins Wasser, schwammen. Es war der perfekte Badeplatz für uns, und wir genossen jede Sekunde.
Ein perfekter Abschluss unseres Tag am Meer
Später, als wir uns erholt fühlten und wieder Energie für Abenteuer hatten, spazierten wir in die Stadt hinauf. Über uralte, verwitterte Treppen ging es hoch hinauf in das mittelalterliche Städtchen. Wir saßen an einem Aussichtspunkt und schauten uns die untergehende Sonne und den Strand an. Gegen sieben Uhr spazierten wir wieder hinunter, um uns ein Restaurant auszusuchen. Es wurde die Aequa Bar, die uns am kinderfreundlichsten erschien. Und so war es auch. Trotz Vorspeisen, üppiger Mahlzeit, Vino und Nutellapizza zahlten wir weniger, als uns der Eintritt im Bikini Beach gekostet hätte. Die Kinder waren begeistert, und wir waren es auch. Trotz der Startschwierigkeiten hatten wir unseren ersten perfekten Tag am Meer am Golf von Neapel erlebt.
Es war so schön, dass wir dasselbe Abenteuer am nächsten Tag noch einmal wiederholten. Am Ende hatten wir genügend Meer getankt, dass alle zufrieden waren.
Infobox: Vico Equense
Lage:
Vico Equense liegt an der sorrentinischen Küste im Golf von Neapel, etwa 10 Kilometer von Sorrent entfernt. Es gehört zur Metropolitanstadt Neapel in der Region Kampanien.
Besonderheiten:
- Vico Equense ist bekannt für seine atemberaubende Steilküste und die Aussicht auf den Vesuv.
- Der Ort bietet eine charmante Altstadt mit engen Gassen und historischen Gebäuden.
- Der Strand von Vico Equense ist aufgrund seiner Lage zwischen steilen Klippen besonders malerisch und weniger überlaufen als andere Strände in der Region.
Strände:
- Hauptstrand: Ein Kieselstrand, der von kristallklarem Wasser umspült wird. Perfekt zum Schwimmen und Sonnenbaden.
- Zugänglich über verwinkelte Treppen, die durch die Altstadt hinunterführen.
Sehenswertes:
- Chiesa della Santissima Annunziata: Eine Kirche mit einer fantastischen Aussicht auf das Meer.
- Castello Giusso: Eine mittelalterliche Burg, die über der Stadt thront und heute ein Hotel ist.
Kulinarik:
- Probieren Sie unbedingt die lokale Küche in einer der Trattorien der Altstadt. Besonders Fischgerichte und die regionale Pizza sind hier zu empfehlen.
Tipps:
- Parkplätze können knapp sein. Der Campingplatz am Ortsrand bietet eine praktische Lösung, wenn auch die Autoschlüssel abgegeben werden müssen.
- Besonders schön ist ein Besuch in den späten Nachmittagsstunden, wenn die Sonne untergeht und die Altstadt in warmes Licht taucht.
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