Gestern schickten wir die Kinder nach einem ziemlich anstrengenden Tag bereits um Halb Acht ins Bett. Das Interessante daran, wenn man Kinder in unserem Alter hat ist, dass man diese zwar ins Bett schicken kann. Dass das aber nicht bedeutet, dass sie anschließend schlafen. Dies merkten wir ab Halb Zehn. Im Fünfminutentakt trottete einer der beiden nach unten und zeigte uns ein Bild, das er gerade gemalt hatte. Da es bei uns Chips gab, wurden es innerhalb einer Stunde mehr und mehr Bilder. Und da die Bilder zugegebenermaßen echt lustig waren – sie malten die Spieler des FC Bayern, sagten wir zunächst nichts. Erst, als ihnen die aktiven Spieler ausgingen und sie längst im Ruhestand befindliche Kicker, sowie die „Aliaz-Arena“ zu zeichnen begannen, schickten wir sie endgültig ins Bett.
Ich versuche aktuell, möglichst viel Zeitung zu lesen und gleichzeitig maximal optimistisch zu bleiben. Heute fiel mir das Aufstehen trotzdem noch schwerer als sonst. Äußerlich ist alles wie immer. Die Frühlingssonne scheint strahlend ins Zimmer, die Vögel zwitschern. Gleichzeitig sind am Tag zuvor in Italien fast 1000 Menschen am Virus gestorben. Ich habe keine Angst, aber ein erstes Mal in dieser Krise spüre ich, wie weh das tut, was gerade auf der Welt passiert.
In Traunstein weiterhin konstant steigende Zahlen. Aktuell 199 Fälle insgesamt. 19 davon aktuell in der Klinik, 5 auf der Intensivstation. Großes Thema heute – auch regional - waren Schutzmasken. Schutzmasken werden dringend benötigt, um Patienten und Altenheimbewohner zu schützen. Aber es mehren sich Stimmen, die mahnen, auch wir alle könnten unsere Mitbürger/innen durch das Tragen einer Schutzmaske schützen. Warum? Das Corona-Virus wird laut aktuellen Angaben bereits durchschnittlich einen halben Tag, bevor man überhaupt die ersten Symptome bemerkt, übertragen. Das heißt, dass viele der Infizierten noch munter durch die Gegend laufen und das Virus durch Tröpfchenübertragung verbreiben. Durch eine Schutzmaske kann man – so heißt es – zwar nicht sich selbst schützen, aber man kann seine eigene Umwelt schützen. Das Dilemma: Die knappen Vorräte sollen für die Ärzte, Krankenhäuser, Pfleger reserviert bleiben. Inzwischen beginnen immer mehr Firmen und Privatpersonen, eigene Schutzmasken zu produzieren. Pohlig produzierte für die Stadt Traunstein Schutzmasken, die morgen den Wahlhelfern ausgegeben werden. Das Altenheim Kirchanschöring rief Hobby-Schneider/innen auf, Masken für das Personal zu nähen. Und auch wir haben zwei Masken bei Nina von Stattyoga in Auftrag gegeben. Meinen Wünschen, entweder einen Sankt-Pauli-Totenkopf, oder einen lachenden Smiley auf die Maske zu drucken, konnte leider nicht stattgegeben werden. Ich glaube, dass wir uns alle daran gewöhnen müssen, dass wir – und die anderen Menschen – in der Öffentlichkeit Masken tragen werden. In Südkorea gilt dies übrigens als Zeichen des Respekts und der Solidarität.
Wir Eltern haben heute eine Challenge vom Matze von Turnhalle 17 / Motion Matters ausgenutzt, um etwas raus- und runterzukommen. Die Aufgabe: 5 Kilometer laufen und jeden Kilometer 3 x 10 Übungseinheiten wie Liegestütze durchführen. Wir sind in den benachbarten Wald gelaufen und es hat verdammt gutgetan.
Am Nachmittag kümmerte ich mich um den Selbstversorger-Garten. Die Kinder hatten für Schule/Kindergarten jede Menge Samen im Mini-Gewächshaus angepflanzt. Die ersten Setzlinge haben wir ins Hochbeet gepflanzt.
Beim Einkauf im Edeka habe ich einen wunderbaren Dialog zwischen einer jungen Verkäuferin und einem gleichaltrigen Bekannten überhört:
Verkäuferin: „Bist du schon wieder da? Du bist auch einer von denen, die jeden Tag einkaufen gehen!“
Er: „Klar, was soll ich denn sonst den ganzen Tag machen?“
Verkäuferin: „Geh arbeiten!“, sagte sie und arbeitete weiter.
Noch einige Erkenntnisse des heutigen Tages: Laut Gerüchteküche gab es in der Nachbarschaft heute einen Polizeieinsatz, weil ein Nachbar gegrillt hatte. Das darf man doch noch, oder? Schon, aber nicht wenn man eine Grillparty mit Freunden und Verwandtschaft veranstaltet.
Und: Als es mit dem Klopapier-Hamstern losging, verzeichneten auch die regionalen Sanitäranlagen-Fachgeschäfte eine stark erhöhte Anfrage nach Toiletten mit Po-Spülung. Die wenigen, die sich noch eines haben installieren lassen, sitzen wohl gerade lachend auf der Schüssel und amüsieren sich über die Deppen, die noch auf Klopapier angewiesen sind.
Das Corona-Elterntagebuch komplett nachlesen:
13. März 2020 - Wie geht man mit der Schulschließung um?
15. März 2020 - Willkommen im Zirkus Corona
16. März 2020 - Zirkus Corona - Tag 4
17. März 2020 - Zirkus Corona - Tag 5
19. März 2020 - Zirkus Corona - Tag 7 - Mit Wutausbruch!
21. März 2020 - Tag 8 im Zirkus Corona - Wir haben aufgegeben
22. März 2020 - Zirkus Corona - der neunte Tag - Hausaufgaben
23. März 2020 - Zirkus Corona - Tag 11 - Omas Geburtstag
25. März 2020 - Zirkus Corona - Tag 12 - Das Leben der Wünsche
26. März 2020 - Zirkus Corona - Tag 13 - Heimwerken
27. März 2020 - Zirkus Corona - Tag 15 - Der große Krach
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jJQaBOcg (Dienstag, 27 September 2022 04:47)
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